Читать книгу Kaffee mit Käuzchen - Franziska Jebens - Страница 17
In der Ruhe liegt der Platz
Оглавление»Hast du Lust, heute mit mir in den Auerwald zu fahren? Das wird uns bestimmt guttun!«
Das Wetter ist zugegebenermaßen genau richtig für einen Ausflug. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Sonne-Wolken-Mix. An einem unserer raren freien Tage habe ich mich aber eigentlich mehr auf einen Bummel über den Flohmarkt und einen Kinobesuch am Nachmittag gefreut.
Carsten schaut mich erwartungsfroh an, und ich entscheide mich für die Natur.
Ich hake mich bei Carsten unter, und wir schlendern die Waldwege entlang. Die Sonne scheint durch die Blätter der Bäume, die Wipfel wiegen sich sanft im Wind. Wie friedlich hier alles ist. Automatisch atme ich tiefer ein und aus und beruhige mich. Der Stress der letzten Wochen fällt von mir ab. Der Umzug, der Laden, die vielen Premieren hintereinander, das Leben. Ich bin bei den Veranstaltungen immer noch so aufgeregt, dass ich fünf Tage vorher schon nicht mehr gut schlafen kann. In der Nacht vor der letzten Premiere habe ich dann so heftig mit den Zähnen geknirscht, dass Carsten davon aufgewacht ist. Um die tausend Gäste, A-List-Promis auf dem roten Teppich, Blitzlichtgewitter, Hugh Grant, der mir eine Anekdote ins Ohr schreit, weil die Band so laut ist. Und ich mittendrin. Surreal, aber schön. Natürlich. Aber eigentlich auch viel zu aufregend für mich. Ich habe jetzt noch Muskelkater in den Oberschenkeln vor lauter Anspannung.
»Schau mal. Da ist so eine Art Festplatz.« Carsten zeigt auf ein Gelände hinter einem Zaun am Wegesrand. Dort stehen tatsächlich ein paar Hütten herum. Es gibt eine Feuerstelle, und riesige Buchen beschatten den Platz.
»Hier könnte man toll eine Open-Air-Party feiern, was meinst du?« Ich sehe die Girlanden, Windlichter und unsere Freunde, die sich Würstchen grillen, schon vor mir.
Wir lassen den Festplatz hinter uns und entdecken ein paar Hundert Meter weiter einige hübsche alte Häuser mitten im Wald. Ich bin plötzlich ganz begeistert und höre mich sagen: »Stell dir mal vor, wir hätten so ein Haus fürs Wochenende. Das wär doch was, oder?«
Carsten schaut mich überrascht an: »Na klar! Und noch besser wäre so ein Haus, aber ohne Nachbarn …«
Ich weiß auch nicht genau, wieso, aber plötzlich scheint es mir eine sehr vernünftige Idee zu sein, ein kleines Häuschen in Alleinlage zu suchen. Wir hätten einen Ort nur für uns. Kein Spaziergänger würde sich beim Picknick direkt neben uns setzen, keine Druidin für uns singen, kein Landstreicher uns Gesellschaft leisten, und es gäbe keine Nachbarn, die uns betrampeln oder beschallen. Einfach nur Stille, Platz für unsere Gedanken und einfach nur wir.
Zurück in unserer Wohnung verliere ich keine Zeit, setze mich an den Computer und erstelle einen Suchauftrag bei ImmobilienScout: Hauskauf, Alleinlage, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg. Wahrscheinlich werden da nicht besonders viele Angebote eintrudeln, aber man kann ja mal schauen, was so kommt, und ein bisschen träumen.
Ich sehe mich schon im geblümten Kleid mit einem großen Sonnenhut meine Rosen schneiden, Tomaten und Salat aus dem Gemüsebeet ernten und in ein Körbchen legen, das an meinem Arm baumelt …
Alle Wochenaufgaben bei der Arbeit zur Zufriedenheit erledigt. Nächste Premiere im Plan. So langsam habe ich meinen Job im Griff. Einen ertragreichen Samstag im Laden gehabt. Und heute haben wir frei. Wellness und Sport im Meridian Spa & Fitness und danach Essen bei unserem Italiener. Carsten lässt sich auch gern mal für ein schönes Stadtprogramm begeistern.
Nach unserem Spa-Aufenthalt sitzen wir glücklich im Restaurant. Es kommt mir so vor, als wäre der Prosecco heute besonders spritzig, das Licht besonders romantisch und wir besonders verliebt.
Und dann passiert alles wie in Zeitlupe. Carsten steht plötzlich auf und geht vor mir auf die Knie. In meinem Kopf reihen sich diverse Filmszenen aneinander, in denen im nächsten Moment der Mann einen Ring zückt. Kann das ein Antrag sein?
Meine Kniekehlen schwitzen, und ich ziehe meine Schultern hoch.
»Willst du meine Frau werden?«
Natürlich sage ich Ja, und im nächsten Moment bekomme ich einen Krampf in meinem Nacken, weil ich im Meridian zu viele Gewichte gestemmt habe. Ich lache und weine, bestaune den wunderschönen Ring an meinem Finger und halte mir dabei meinen Hals.
Zwei Wochen bin ich wie high und schwebe auf Wolke zehn. Ich bin verlobt, und bald werde ich heiraten.
Und ich weiß sogar schon, wo.