Читать книгу Kaffee mit Käuzchen - Franziska Jebens - Страница 18
Italo-Pop
Оглавление»Her name was Lola, she was a showgirl, with yellow lalala lalala be a star. Lalala bar.«
Ein Blick auf den Wecker sagt mir, dass es halb zwei Uhr nachts ist. Was ist hier los? Ich knipse das Licht meiner Nachttischlampe an und versuche, herauszuhören, woher plötzlich die laute Musik mit dem schrägen Männergesang kommt.
Carsten ist mit einem Freund unterwegs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir mit diesem Song Romeo-like ein Ständchen bringt.
Nein, unten auf der Straße ist niemand.
Ich öffne die Wohnungstür.
»At the Copa Copacabana. Music and passion were always the fashion at the Copaaa…« Und jetzt zur Männerstimme noch zwei Frauenstimmen: »… they fell in looove.«
Ganz klar kommt der Partylärm aus der Wohnung unter uns. Bis vor Kurzem stand die Wohnung leer.
Barfuß und im Nachthemd klopfe ich an die Tür unseres Nachbarn.
»Ciao bella. Was kanne isch fur disch tun?!«
Ein charmant dreinblickender dunkelhaariger Typ steht mir gegenüber. Hinter ihm zwei hübsche Frauen. Ich wünschte, ich hätte mir wenigstens etwas angezogen und nicht halbnackt an seine Tür geklopft.
Völlig aus dem Konzept gebracht stottere ich: »Äh. Schon gut. Ich wollte nur Hallo sagen. Wir sind ja Nachbarn. Und ich dachte, das wär ein guter Moment, um mich mal vorzustellen. Also: Hallo, Herr Nachbar.«
»Ciao, Nachbarin. Isch eiße Lorenzo. Kommste du rein, wir feiern Party! Mit ganz wunderbare vino!«
»Nein danke. Sehr lieb von dir. Ich … ich geh dann mal wieder.«
Zwei Tage später ist schon wieder Karaoke-Party.
Am Morgen danach treffe ich Lorenzo im Café gegenüber.
»Hi.«
»Ciao bella. Come stai?«
»Gut. Und selbst?«
»Okay. Dicke Kopf, viel Party.« Er lacht.
Ich finde das nicht so witzig. »Ja, ich weiß. Darüber wollte ich auch mal mit dir reden …«
»Ja, lasse uns rede. Hast du eigentlisch eine Freund?! Isch könnte deine Freund sein.«
Seine Nonchalance bringt mich schon wieder völlig aus dem Konzept, aber dieses Mal fällt mir wenigstens noch ein, was ich ihm eigentlich sagen wollte: »Nicht, dass das jetzt eine Rolle spielen würde, aber ich habe einen Freund. Und wir beide können wegen deiner ständigen Party nicht schlafen.«
»Dann musst ihr kommen, du und deine Freund, und mit mir vino trinke und singe die Karaoke. Isse besser als schlafe.« Lorenzo greift nach seinem Cappuccino to go, lässt mich offenen Mundes stehen, steigt in einen tiefergelegten Mercedes und braust davon.
Eine Besprechung über nachbarschaftliches Lärmmanagement hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Bei nächster Gelegenheit wird dann auch Carsten freundlich zur Karaoke-Night eingeladen … Umziehen ist aber eigentlich gerade irgendwie keine gute Option. Wir haben so viel um die Ohren mit der Hochzeit und den ganzen anderen Dingen und müssen das also jetzt erst mal aushalten. Es ist ja nur jede zweite Nacht.
Eines Nachmittags im Laden, der ruhiger ist, als es unsere neue Wohnung nachts je sein wird, kommen Carsten und ich auf meinen ImmobilienScout-Suchauftrag zu sprechen. Ich habe mir kürzlich bei der Arbeit ein Angebot angeschaut, das für null Euro eingestellt worden ist und nur deshalb bei meinen Suchergebnissen angezeigt wurde. Es handelte sich um ein riesiges Anwesen mit einem hübschen Haus, diversen Nebengebäuden, einer Wahnsinnsaussicht auf die Felder, etwa 150 Kilometer von Hamburg entfernt. Es kostete natürlich nicht null Euro, sondern fünfhunderttausend, deshalb löschte ich das Angebot auch gleich wieder.
Carsten möchte das Anwesen aber gern sehen, um sich davon zu überzeugen, dass es solche Häuser und Grundstücke überhaupt gibt – und um ein bisschen zu träumen.
Ich setze mich also vor den Laptop und gehe jede einzelne Anzeige in Mecklenburg-Vorpommern durch. Eine halbe Stunde später habe ich es immer noch nicht gefunden und eigentlich keine Lust mehr. Na gut, noch die letzte Seite.
Was ist denn das? Auf einem sehr kleinen, verschwommenen Bild sehe ich Fachwerk und viele Bäume. Die Überschrift der Anzeige lautet: »Altes Forsthaus in Alleinlage zu verkaufen.«
Ich bin wie elektrisiert. Mir stehen die Haare auf meinen Armen zu Berge. Ich schreie hysterisch aus dem hinteren Büroraum in den Laden: »Carsten! Carsten!! Ich hab unser Haus gefunden!«
Carsten kommt mit fragendem Gesichtsausdruck ins Büro.
»Was ist los? Du hast gerade eine Kundin fast zu Tode erschreckt.«
Ich bin so aufgeregt. »Ich habe unser Haus gefunden! Das werden wir kaufen! Hör doch nur!«
Die Beschreibung des Hauses hört sich so an, als hätte jemand bei unseren Gesprächen über unser Traumhaus heimlich mitgehört: Alleinlage mitten im Wald, erst ein kleiner Teerweg, dann ein kleiner Sandweg, drei Kilometer durch den Wald. 2.400 Quadratmeter Grundstück, alter Baumbestand, Haus von 1860.
Ich bin mir sicher. Mein Gefühl ist das gleiche wie damals bei der Wohnung in der Ottersbekallee. Dieses Haus wird unser Haus werden. Dass wir unsere gesamten Ersparnisse in den Laden gesteckt und keine Mittel für einen Hauskauf haben, kommt mir gar nicht in den Sinn.
Sofort rufe ich die Maklerin an, die sich bereit erklärt, uns das Haus am kommenden Wochenende zu zeigen.