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Vorwort.

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Inhaltsverzeichnis

Lange nahm ich Anstand, bevor ich mich entschließen konnte, die gesammelten Erfahrungen während meines Aufenthalts in Amerika und das mannichfaltig Erlebte auf der Land- und Seereise zu veröffentlichen, da es mir theils wegen anderer Geschäfte an der nöthigen Zeit fehlte, und ich auch unverhohlen gestehen muß, daß es mir, der ich nicht in literarischen Arbeiten geübt, eine zu schwierige Aufgabe war, um Etwas zu liefern, welches mit den schon vorhandenen Werken über jenes Thema in die Schranken treten könne.

Nur den Aufforderungen von mehreren Seiten und der Bemerkung gab ich nach, daß es zwar Abhandlungen über Amerika genugsam gäbe, diese meistens aber von Leuten herkämen, welche als Gelehrte sich darüber ausgesprochen, oder von solchen, deren finanzielle Verhältnisse es möglich machten, sowohl der Seereise, als dem Aufenthalte in Amerika selbst, die beste Seite abzugewinnen und somit Stoff zu den interessantesten, mitunter höchst verführerischen Beschreibungen geben, von welchen Herrlichkeiten aber den ärmern auswandernden Professionisten oder Bauern nichts zu Gute kömmt, und es deshalb hauptsächlich an einer zusammenhängenden, von aller Gelehrsamkeit befreiten, sich aber bis in die niedrigsten Nüançen des menschlichen Lebens erstreckenden Erzählung fehle.

Dieses bestimmte mich, nun Hand an’s Werk zu legen, und man erwarte daher keine gelehrte Abhandlung, sondern schlichte, der Wahrheit treu ohne Ausschmückung gemachte Darstellungen, welche nicht für das fein gebildete Publikum, sondern mehr für die niedern Stände geschrieben worden, von denen die meisten Leute diese Reise mit wenig Mitteln unternehmen, und deswegen Beschwernissen und Gefahren ausgesetzt sind, wovon begüterte Reisende, welche mit vollen Taschen ein Sibirien zu einem Paradiese umschaffen könnten, nichts erfahren, leider aber, gewöhnlich Erstere, durch ihre süßen Darstellungen zur Auswanderung auffordern und ermuntern.

Noch größeres Unheil, als solche überzuckerte Reisebeschreibungen, verursachen aber auch nicht selten die brieflichen Nachrichten, welche über’s Meer Freunden und Verwandten zugeschickt werden, und wo Alles in vergrößertem Maaßstabe angegeben ist, das aus amerikanischen Zeitungen Gelesene und Gehörte, als wahr und ausgemacht, nacherzählt wird, wo man Dollars verdient wie bei uns die Groschen, keine Steuern und Abgaben zu entrichten hat, wo Freiheit und Gleichheit vorherrschend sind, und wo mit einem Worte der Himmel schon auf Erden angetroffen wird.

Solche Briefe gehen gewöhnlich von Haus zu Haus, und wahr ist Alles was darinnen steht, wenn sich auch die Sätze nicht zusammenräumen lassen. — Denn der Vetter hat ja bei seinem Abgange versprochen, Alles genau zu schreiben, und wie sollte es auch im Lande der Wunder anders seyn?

Hört man aber auch mitunter von Einem, dem es nicht so recht glücken will, der um Geld oder sonstige Unterstützung schreibt, und das Elend, in welchem er und tausend Andere schmachten, schildert, und die verwünscht, welche durch lügenhafte Berichte ihn vermocht, sein theures Vaterland zu verlassen und in’s Unglück gestürzt haben, der wird statt bedauert, ausgelacht und ihm wenigstens theilweis die Schuld für das Mißlingen seiner gemachten Pläne beigemessen, wenn man ihn nicht gar unter die zählt, welche durch ein ungeregeltes, lüderliches Leben nur sich selbst alles zu erleidende Ungemach zuzuschreiben haben.

Dieses ist die Ursache, warum so Viele gar nicht schreiben, da sie nicht lügen wollen, die Wahrheit aber aus falscher Schaam und um nicht mißverstanden zu werden, zu verheimlichen suchen und ihr Loos im Stillen tragen. Demnach werden noch Viele ihr Vaterland verlassen, und zu spät einsehen lernen, was sie bei dem Tausche gewonnen oder verloren haben.

Es wird daher nicht ganz ohne Interesse und Nutzen seyn, die meiner Familie geschriebenen Briefe dem Drucke zu übergeben, woraus man sehen wird, wie mannichfaltig das Geschick in der neuen Welt mit dem Menschen spielt, was der unbemittelte Reisende auf einer solchen Tour mehr oder weniger abzuhalten hat, und was des armen Deutschen Loos gewöhnlich in seinem adoptirten Vaterlande ist.

Schließlich erlaube ich mir noch die Bemerkung: daß von Allem, was ich über Amerika gelesen, die Gall’schen Notizen am Uebereinstimmendsten mit meinen selbst gemachten Erfahrungen sind, und es ist demnach Jedem, welcher nicht lockende Berichte über Amerika, wie es die von Duden sind, lesen will, die Gall’sche Reisebeschreibung zu empfehlen.

Ich lebe nun in der Hoffnung und dem Vertrauen, daß dem Niedergeschriebenen eine gerechte und billige Beurtheilung nicht fehlen werde, da solches die Arbeit eines Laien und mithin aus einer nicht zum Druck geeigneten Feder fließt, wie auch, daß die gute Absicht nicht zu verkennen sey, welche mich zur Herausgabe dieses Werkchens bewog, nämlich mit dazu beizutragen, daß man immer richtiger und unbefangener einsehen lerne, was der wenig bemittelte und der Landessprache unkundige Auswanderer in Amerika zu suchen und zu finden hat.

Der Verfasser.

Ohne dem Eigenthümlichen und Einfachen der Schreibart des Herrn Verfassers zu nahe zu treten, habe ich mir, bei der Durchsicht des Manuskripts nur hie und da Aenderungen erlaubt, der Rechtschreibung der Namen von Personen, Städten, Ländern, Flüssen etc. nachgeholfen und selbst mehrere deutsche, wahrscheinlich von Deutschen in Amerika gebildete Provinzialismen stehen lassen und so mag denn dieses Büchlein in seiner schmucklosen Sprache in die Welt gehen und den Nutzen stiften, welchen sein Verfasser mit Recht erwarten kann.

Taf. I. der Abbildungen, von welcher pag. 29 die Rede ist, fällt weg, weil man vorzog, anstatt der Abbildung eines Schiffes, besser die Ansicht von New-York beizugeben.

Weimar den 12. Juli 1843.

Wilh. Hoffmann.

Wahn und Ueberzeugung

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