Читать книгу Die Wahrheit ist immer anders - Friedrich von Bonin - Страница 25

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5.

Ein Jahr nach der Machtergreifung Adolf Hitlers hatte Alfons Hellmann Eduard Eschenburg in seinem Büro besucht.

„Eduard, ich muss ernsthaft mit dir sprechen, du weißt, dass du deine Stellung hier als Kämmerer nicht mehr sehr lange halten kannst.“

Hellmann sprach auf die bekannte Tatsache an, dass die Kommunalverwaltung seit kurzer Zeit nicht mehr gewählt, sondern direkt von der Partei bestimmt wurde. Die Partei hatte sehr schnell die wichtigsten Posten mit ihren Mitgliedern zu besetzen begonnen. Auch um den Posten des Kämmerers der Stadt Königsfeld bewarben sich zwei verdiente Parteigenossen.

„Ich weiß, Alfons, aber was soll ich tun? Sie werden mich ganz sicher nicht in meiner Position bestätigen, das weißt du.“

„Nein, natürlich nicht, wenn du nicht etwas änderst.“

„Aber was soll ich denn ändern?“

„Eduard, es kann doch nicht so schwer sein, die Partei zu wechseln. Tritt ein, aus der alten Partei aus und in die neue Partei, das Übrige kriegen wir dann schon hin. Bei dir wird es noch nicht einmal so schwer sein wie bei mir, Eschenburg, das ist doch ein anständiger Name.“

„Wieso Name?“, fragte Eschenburg.

„Na hör mal, als ich in die Partei eintreten wollte, gab es unendliche Untersuchungen wegen meiner arischen Abstammung, du weißt, darauf legen sie besonderen Wert. Hellmann, Hellmann, das sollte ein deutscher Name sein? Und dann fanden sie heraus, dass ich skandinavischer Abstammung bin, indogermanisch, noch vornehmer, und schon nahmen sie mich in die Partei auf.“

Hellmann hatte das leicht ironisch vorgebracht, meinte es aber ernst.

Eduard Eschenburg erinnerte sich endloser Diskussionen mit Alfons, als der vor zwei Jahren nach seinem Eintritt in die Partei sofort der SS gefolgt war.

„Wir müssen Deutschland säubern von all dem Gesocks, das sich hier breitgemacht hat“, hatte Hellmann gesagt und war von Agnes, die er mittlerweile geheiratet hatte, unterstützt worden.

„Sieh doch mal, wer bei uns in Berlin in der Regierung saß, das waren doch Kommunisten, Juden und Homos“, hatte sie mit scharfer Stimme vorgetragen, „wer jetzt nicht bereit ist, den Weg der Säuberung mit uns zu gehen, der wird mit den Feinden des Volkes untergehen.“

Zwei Wochen später trat Eduard Eschenburg in die neue Partei ein. Auf die wiederholte Fürsprache seines Freundes Hellmann beließ ihn die Partei in seiner Stellung als Kämmerer.

Die Wahrheit ist immer anders

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