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|28|2. Kapitel Arbeit und Ausbeutung

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Das Ausmaß an Reichtum sprengt unser Vorstellungsvermögen. Wer regelmäßig im Sommer einen Blick auf die Yachten in den Mittelmeerhäfen wirft, kann unschwer feststellen, dass der Protzerei der Superreichen keine Grenzen gesetzt scheinen. Das derzeit größte private „Traumschiff“ eines arabischen Scheichs ist 160 Meter lang, verfügt über Kino, Disco, Squashplatz, Hubschrauber und U-Boot und soll zu seinem Betrieb eine weit über 100 Mann starke Besatzung benötigen.1 Das Privatvermögen der reichsten Familie der USA ist mehr als doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von Bangladesch, das für 127 Millionen Menschen reichen muss.2 Der reichste Deutsche, Karl Albrecht, verfügt über ein Privatvermögen von ca. 17 Milliarden Euro, das ihm, legte er es zu bescheidenen vier Prozent auf einer Sparkasse an, ein Einkommen von rund 250.000 Euro brutto pro Stunde bescheren würde.3 Mit wesentlich weniger müssen jene Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank-, der Siemens- oder Audi-AG auskommen, die „nur“ mehrere Millionen Euro Jahreseinkommen verbuchen können. Und die andere Seite? Alle vier Sekunden verhungert ein Kind auf unserem Globus oder stirbt an Folgekrankheiten des Hungers,4 rund eine Milliarde Menschen sind permanent unterernährt,5 der durchschnittliche Arbeitslohn in den Textilfabriken Bangladeschs beträgt umgerechnet rund 30 Euro pro Monat,6 in Deutschland gilt nach der neuesten Einkommensstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) jeder Siebte als von Armut betroffen. Im reichen Bayern betrug 2009 die durchschnittliche Rente von Frauen knapp 500 Euro im Monat,7 und Alleinerziehende, die nicht nur für ihre Kinder sorgen, sondern oft auch ihre Eltern pflegen, auf berufliche Möglichkeiten verzichten müssen und somit eine ungeheure Last tragen, werden dafür von der Gesellschaft bekanntlich ausgesprochen schäbig entlohnt. In Bezug auf Reichtum und Armut sind auch die Entwicklungstendenzen alarmierend: Während das reichste Fünftel der Weltbevölkerung in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts 30-mal mehr als das ärmste Fünftel pro Kopf verdiente, sind es heute fast 100-mal mehr.8 Für Deutschland zeigt die Einkommensstudie des DIW, dass nicht nur die Zahl der Ärmeren und der Reicheren immer mehr wächst, der Mittelstand also schrumpft, sondern die Ärmeren zudem seit zehn Jahren auch immer ärmer werden.

|29|Wie konnte es zu diesem Gegensatz von Arm und Reich kommen? Ist der Reichtum die Folge tausendfach höheren Fleißes, tausendfach höherer Leistung, tausendfach höherer Verantwortung? In diesem Kapitel wird sich zeigen: Aus der Marx’schen Perspektive sind solche Erklärungsversuche absurd. Sie verschleiern den wahren Grund des Reichtums: die Ausbeutung menschlicher Arbeit.

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