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Interview: USA

ALLEIN MIT DREI KINDERN UND WOHNMOBIL DIE WESTKÜSTE ENTLANG

Mit einem Wohnmobil durch die USA? Noch dazu als Mutter mit drei Kindern? Klingt ganz schön fordernd. Doch manchmal ergeben sich Gelegenheiten im Leben, die muss man einfach ergreifen. Und das tat Elly kurzerhand. Ein unschlagbares Angebot, gebucht, geflogen – und plötzlich befand sich die damals alleinerziehende Mutter mit ihren Zwillingen (sieben Jahre), ihrer Tochter (zehn Jahre) und einem gemütlichen Wohnmobil auf einem unvergesslichen Roadtrip entlang der US-amerikanischen Westküste.

Elly, wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?

Ich habe viele Reiseblogs gelesen. Parallel dazu habe ich mir fleißig Notizen gemacht und in einer Tabelle alle Ziele mit den jeweiligen Tipps der Blogger festgehalten. Außerdem gibt es ein tolles Wohnmobil-Forum www.womo-abenteuer.de/forum mit vielen Tipps, und meine Kinder kannten die US-Notrufnummer, sodass sie im Notfall die Polizei hätten kontaktieren können. Zur Sicherheit hatte ich sie auch im Camper aufgehängt.

Was sollte man auf so einer Wohnmobiltour durch die USA unbedingt dabeihaben?

Das Wichtigste hat man im Wohnmobil ja ohnehin schon: eine kleine Küche, Kühlschrank mit Eisfach und sein eigenes kleines Bad. Was ich aber empfehlen kann, sind zusätzliche Decken, denn nachts wurde es teilweise sehr kalt. Die Kinder hatten Spiele und Malsachen dabei. Vermisst haben wir nichts. Aber einen kleinen Tipp habe ich noch: ausreichend Quarters (Viertel-Dollar-Münzen) für die Waschsalons einstecken. Davon hatten wir anfangs ständig zu wenig.

Wo hast du das Wohnmobil gebucht? Und worauf hast du geachtet?

Gebucht habe ich bei einem Anbieter mit günstigen Preisen und einem deutschen Ansprechpartner. Vor der endgültigen Buchung hat man mir geduldig all meine Fragen zur Wohnmobilreise beantwortet – denn schließlich war das Neuland für mich.

Du, allein mit deinen drei Kindern und zum ersten Mal mit einem Wohnmobil – wie hat das geklappt? War das eine große Herausforderung für dich? Oder doch eher easy?

Es ist schon etwas anderes, ob man allein mit drei Kindern reist oder ob noch ein weiterer Erwachsener dabei ist. Denn so ist man für alles verantwortlich, fährt die ganzen Strecken, regelt alle Buchungen und Reservierungen selbst. Aber nach der Trennung vom Vater der Kinder war ich öfters allein mit ihnen unterwegs. Deswegen wusste ich, dass wir ein gutes Team sind. Meine Kinder können Englisch, wir sprechen zu Hause öfters Englisch. Insgesamt hatten wir drei Handys dabei, und meine Familie wusste immer genau, wo wir gerade sind (Stichwort Live-Standort). Wir blieben außerdem auf den üblichen Touristenpfaden, so waren wir auf den Campgrounds nie allein. Nur abends, wenn die Kinder schliefen, da fehlte mir manchmal jemand zum Reden. Jemand, mit dem man die ganzen Eindrücke teilt. Jemand, mit dem man den Abend ausklingen lässt.

Allerdings ist mein Alltag als alleinerziehende und berufstätige Mutter von drei Kindern oft eine größere Herausforderung, als es unsere USA-Reise war. Glücklicherweise gehört das für mich der Vergangenheit an. Seit Kurzem leben wir nämlich das Abenteuer Patchworkfamilie.

Wie sah eure Route aus? An welchen Orten wart ihr? Wann?

Wir waren im Frühjahr in den Monaten April und Mai da, und unser USA-Trip verlief genauso, wie wir es vorab geplant hatten. Erst zwei Tage Los Angeles, dann zwei Tage San Francisco – und dann startete unser eigentlicher Roadtrip. Jeden Tag on the road, jeden Tag woanders. Wir waren unter anderem in Monterey, San Simeon, Calicio, Las Vegas, Valley of Fire, im Zion-Nationalpark, Bryce Canyon, Monument Valley und Grand Canyon. Dann fuhren wir die legendäre Route 66 entlang. Dabei passierten wir urige Orte wie Seligman, Hackberry und Amboy. Unser nächstes Ziel war der Joshua-Tree-Nationalpark, und unsere letzten Tage verbrachten wir am Strand südlich von Los Angeles.

Wir waren viel unterwegs, es war aber keineswegs zu stressig. Wir hatten überall ausreichend Zeit und konnten auch noch spontane Zwischenstopps einlegen. Die Kinder fanden es super, noch heute fragen sie, wann wir endlich wieder mit einem Wohnmobil einen Roadtrip machen können.

Was waren eure Highlights in den USA?

Das Gefühl von Freiheit, wenn man mit dem Wohnmobil diese unendlichen Straßen entlangfährt. Außerdem die Kinderfreundlichkeit, die einem in den USA überall begegnet. Zum Beispiel in den Restaurants, die Kinder bekamen meist sofort eine Karte zum Ausmalen und Stifte, die sie auch behalten durften. Außerdem ist die Natur dort einmalig und unbeschreiblich. Wenn man oben am Grand Canyon steht und in den Canyon hineinblickt, wird man ehrfürchtig vor dem, was die Natur zaubert. Wenn man sieht, wie viel Leben selbst in einer scheinbar kargen Steinwüste steckt, begreift man, wie wundervoll unsere Natur ist.

Und was hat euch nicht so gefallen?

Es ließ sich ja nicht ändern, aber das Wetter im Frühjahr hat uns einfach einen Strich durch unsere Reiseplanung gemacht. Dann waren da noch Erdrutsche, die den Weg zum Big Sur für uns unpassierbar machten, die starken Windböen, welche die Wasserspiele am Hotel Bellagio verhinderten, und was uns auch traurig gemacht hat, war die aufgrund des Regens ausgefallene Stadttour in San Francisco. San Francisco ist so eine schöne Stadt, wir hätten so gerne mehr davon gesehen.

Wie viel Zeit habt ihr circa on the road verbracht? Und wie hast du deine Kinder beschäftigt?

Jeden Tag ein paar Stunden, es war nicht zu viel. Wir hatten genug Zeit an unseren Zielen, dann haben sich die Kinder dort die Landschaft angesehen, gemalt oder Spiele gespielt. Außerdem haben sie ein Reisetagebuch geführt und jeden Tag aufgeschrieben, an welchen Orten sie waren und was für sie am schönsten war.

Wohnmobiltour durch die USA mit Kindern – dein Fazit?

Immer wieder! Man spart sich das Kofferein- und auspacken beim Ortswechsel, kann jederzeit auf einem Parkplatz einen Picknickstopp machen. Im Eisfach hatten wir immer selbst gemachtes Joghurteis dabei und außerdem ein eigenes kleines Bad mit WC, wodurch wir nicht auf die örtlichen Gegebenheiten angewiesen waren.

Planst du noch mal eine Reise in die USA?

Ich habe viele Reiseideen auf meiner Wunschliste stehen, eine Tour mit dem Wohnmobil ist definitiv dabei. Dann aber gerne woandershin. Unser Traumziel ist Australien, aber dafür muss unser Sparschwein erst einmal ordentlich gefüttert werden ...

Was würdest du bei deiner nächsten Wohnmobilreise anders machen?

Weniger Gepäck!

Und hast du schon eine Idee, wohin eure nächste Familienreise geht?

Ich würde gerne mit den Kindern Richtung Österreich-Kroatien-Slowenien. Mal sehen, ob mit Auto oder Wohnmobil. Ginge es nach den Kindern, wird es wieder ein Wohnmobil. Überhaupt, ginge es nach den Kindern, würden wir wieder Richtung Amerika fliegen. Oder nach Australien. Meine älteste Tochter hat mich kürzlich mit der Aussage überrascht, dass sie gerne mal am Great Barrier Reef schnorcheln möchte. Darüber hatten wir zuvor nie geredet. Und mein Sohn möchte gerne einmal Tiger und Löwen in freier Wildbahn erleben. Und meine Jüngste? Sie träumt vom Disneyland.

ELLYS STECKBRIEF FÜR DIE USA

Geeignet für: Reiseanfänger

Beste Reisezeit: Das kann man pauschal nicht sagen, da es darauf ankommt, wohin man reisen möchte. Wenn man wie wir im Frühjahr an die Westküste reist, kann man zum Beispiel Ziele wie Death Valley besuchen. Jedoch kann es sein, dass einige Passstraßen noch wegen Schnee gesperrt sind. Im Sommer darf man mit vielen Fahrzeugen nicht ins Death Valley einfahren. Zudem ist es an vielen Orten sehr heiß, und es ist natürlich Hauptreisezeit.

Visum: Vor der Anreise müssen deutsche Staatsangehörige nur einen ESTA- Antrag (https://esta.cbp.dhs.gov/esta/) stellen. Kosten: 14 US-Dollar pro Antrag

Am besten fortbewegen mit: In den Städten mit Mietwagen oder Hop-on-Hop-off-Bus. Außerhalb der Städte mit Wohnmobil – und am Pacific Coast Highway am besten mit einem Cabrio.

Highlights für Kinder: Las Vegas. Das hätte ich vorher gar nicht gedacht, aber Las Vegas ist ein interessantes Reiseziel für Kinder. Und Calico hat ihnen ebenfalls gut gefallen. Beeindruckend fanden sie auch den Bryce Canyon und den Grand Canyon.

Unser schönster Moment: Die Abende am Lagerfeuer. Ich habe diese Momente genossen. Schön war auch der letzte Abend. Hinter uns lag eine aufregende Reise. Wir waren am Meer, die untergehende Sonne tauchte alles in ein warmes Licht, die Kinder spielten noch einmal ausgiebig am Strand, und ich genoss die letzten Stunden unseres unvergesslichen Roadtrips.

Unsere größte Herausforderung: Mit dem Wohnmobil durch Los Angeles zu fahren. Die Straßen zwischen den Nationalparks in den USA sind alle angenehm breit und meistens auch eher leer. Aber Los Angeles war eine Herausforderung, und dann noch die vielen schmalen Baustellen.

Lieblingsorte an der Westküste: Laguna Beach, San Francisco und sicherlich wäre es auch der Julia Pfeiffer Burns State Park mit seinem McWay Falls direkt am Highway 1 geworden, wenn wir ihn auf unserer Route hätten besuchen dürfen.

Auf keinen Fall verpassen: Lohnenswert fanden wir den Sonnenaufgang im Monument Valley und den Sonnenuntergang in Los Angeles vom Griffith Observatory. Ein Spaziergang am Grand Canyon South Rim birgt immer wieder neue Ausblicke auf dieses Naturwunder.

USA: WOHNMOBIL MIT KINDERN

Das musst du vorher beachten: Man muss in manchen Fällen Extras separat hinzubuchen, wie zum Beispiel Geschirr, Campingstühle etc. Brennholz haben wir bei Walmart gekauft, dort gibt es auch Chemie für die Campingtoilette zu kaufen. Zum Thema ›Kindersitze‹ kann ich nichts sagen, meine Kinder brauchten keinen mehr. Es gibt aber in den Staaten unterschiedliche Gesetzte, daher unbedingt vorher informieren. Außerdem gibt es beim Alkoven (über der Fahrerkabine) keinen Rausfallschutz, daher ist das für kleinere Kinder nicht unbedingt als Schlafplatz geeignet. Während der Fahrt sitzen die Kinder angeschnallt am Tisch, da können sie malen oder spielen.

Ellys Reisetipps: Zur Vorbereitung ruhig mal ein paar Reiseblogs durchstöbern. Und nicht alles komplett durchplanen, damit man auch Zeit hat, mal spontan anzuhalten.

Das muss immer mit: Kuscheltiere für die Kinder. Und bei mir: Kamera. Außerdem natürlich der Ordner mit allen Reiseunterlagen und eine Kreditkarte – besser zwei, weil nicht alle Kreditkarten an allen Geldautomaten funktionieren. In den USA zahlt man nahezu alles mit Kreditkarte.

Besser nicht: Man legt auch in den USA Wert auf gutes und höfliches Benehmen. Rumrennende und schreiende Kinder in Restaurants werden trotz aller Kinderfreundlichkeit nicht gerne gesehen. Außerdem sollte Bitte und Danke zum Standardrepertoire gehören.

Über Elly Heuvers

Ich bin Elly, 37 Jahre alt und lebe mit meinen drei Kindern, meinem Lebensgefährten sowie seinem Sohn auf dem Land im Münsterland. Ich arbeite bei einem Physiotherapeuten im Büro sowie nebenbei in einem Fotostudio. Meine Kinder und auch meinen Partner mit seinem Sohn habe ich längst mit meinem chronischen Reisefieber angesteckt. Sie sind ebenso neugierig auf die Welt wie ich, und ich hoffe, dass ich noch viele schöne Reisen mit ihnen unternehmen kann. Über unsere Touren blogge ich auf www.elly-unterwegs.de. In Fotoberichten nehme ich meine Leser virtuell mit auf unsere Reisen, dazu gibt es nützliche Infos, persönliche Erfahrungsberichte und hilfreiche Links für die eigene Urlaubsplanung.

Wenn ich groß bin, werd' ich auch ein Machu Picchu

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