Читать книгу ChessPlanet - Edahcor's Geheimnis - Gabriella Gruber - Страница 20
Оглавление3
EMILIAN
Auf dem Bett liegen und an die Decke starren ist leider auch keine Lösung. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich wieder die Fremde vor mir.
Warum war ich der Einzige, der sie sehen konnte? Als ich nach der merkwürdigen Begegnung wieder zu den anderen bin, wusste niemand, wovon ich spreche. Sie haben sich auch nicht viel dabei gedacht, als ich zum Zaun gegangen bin und nur vermutet, dass ich Herrn Kerkov beobachten wollte. Hat er etwas mit dem Mädchen zu tun? Wenn sie etwa in meinem Alter ist, warum kenne ich sie nicht? Sie muss doch auch auf unserer Schule sein, es gibt hier ja nur eine.
Mir fällt nur eines ein, das mir möglicherweise Antworten auf meine vielen Fragen geben kann.
Unter dem Schrank hole ich die merkwürdige blaue Schachtel hervor. Vorsichtig fahre ich mit der Hand darüber, setze mich wieder hin und öffne sie erneut.
Ich weiß gar nicht mehr, was mich eigentlich so wütend gemacht hat, als ich die Kiste weggeschoben habe. Natürlich habe ich noch das Bild von der Kugel im Kopf. Ich will sie erneut sehen und mehr über sie herausfinden.
Ein Gegenstand ist mir vorher nicht aufgefallen: ein kleines Buch. In Großbuchstaben steht »ANLEITUNG« darauf.
Neugierig schlage ich das Heft auf und finde darin eine Menge Zeichnungen von kleinen schwarzweißen Brettern. Die merkwürdigen Figuren sind auch auf ihnen abgebildet. An den Rändern stehen Kleinbuchstaben von a bis h und Ziffern von 1 bis 8.
Noch ein wenig ratlos blättere ich durch das Büchlein. Es erklärt die Figuren und ich kann ablesen, wie sie auf dem Brett aufgestellt werden.
Mein Blick wandert auf das sogenannte Schachbrett. Irgendwie bekomme ich Lust, das Spiel einmal auszuprobieren. Kann man es auch alleine spielen?
Ich blättere weiter durch das Heft, auf der Suche nach einer Antwort.
Schlagartig bekomme ich Bauchweh.
Ich greife nach dem Karton, in dem die Figuren aufbewahrt sind, doch bevor ich ihn erreiche, verschwimmt erneut alles um mich herum. Ein überwältigendes Schwindelgefühl breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich ziehe meine Beine an und stecke meinen Kopf dazwischen. Dann schließe ich meine Augen, in der Hoffnung, das unheimliche Gefühl wieder loszuwerden. Doch es wird eher schlimmer. Ich presse meine Augenlider noch stärker zu, als könnte ich es so stoppen.
»Emilian ... Emilian ... Es ist soweit.«
Eine Stimme lässt mich erschrocken hochfahren.
»Hab keine Angst ...«
Ich schließe meine Augen erneut. Was passiert mit mir?
»Wer bist du?«, rufe ich in die Stille meines Zimmers. »Was willst du von mir?«
Dann konzentriert sich der Wirbelsturm von Farben vor meinem inneren Auge zu einem klaren Bild: Die große Kugel ist genauso farbenfroh und lebendig wie das erste Mal. Sie wirkt so beruhigend auf mich und ich spüre wieder die starke Anziehung.
Doch dann nähern sich von allen Seiten viele kleine Lichtkugeln. Bedrohlich fliegen sie direkt auf die große Kugel zu. Ich bekomme Herzrasen, mir bleibt die Luft zum Atmen weg.
Das Bild verschwimmt ein weiteres Mal vor meinen Augen und wenige Sekunden später sehe ich wieder meine dunkelgrüne Zimmerwand vor mir.
Das Schachbrett liegt neben mir, das Anleitungsheft auf meinem Schoß. Es ist, als ob nichts gewesen wäre.
Gar nichts.
Was passiert mit mir?
Mein Herz rast immer noch und es wird noch schneller, als mein Blick auf eine der schwarzen Figuren fällt. Sie gleicht der Figur, die ich schon beim ersten Mal in der Hand gehalten habe. Sie hat ebenfalls ein Kreuz an ihrer Spitze. Sofort schießt mir ein bestimmtes Wort in mein Bewusstsein.
Der König.
Was soll das bedeuten? Was ist ein König? Und warum übt diese schwarze Figur jetzt plötzlich eine ähnliche Anziehungskraft auf mich aus wie die weiße zuvor?
Ich muss dringend mit Anyta und Renko darüber sprechen. Tief in meinem Innern spüre ich, dass auch das rothaarige Mädchen etwas damit zu tun hat.