Читать книгу ChessPlanet - Edahcor's Geheimnis - Gabriella Gruber - Страница 26

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EMILIAN

Die Fassade des Direktorenhauses leuchtet mir genauso farbenfroh entgegen wie vor ein paar Tagen am See, bei der Begegnung mit dem rothaarigen Mädchen. Die Vision, die ich noch am gleichen Abend wieder hatte, bebt noch in mir nach. Ich will meinen Eltern nichts davon erzählen, das fühlt sich falsch an. Mit meinen Freunden konnte ich bisher auch noch nicht darüber reden. Es hat sich einfach nicht ergeben.

Ich bin mit meiner Mutter und Herrn Kerkov zu unserem organisatorischen Plausch über das Sommerfest verabredet. Genau das Treffen, dessen Antwortschreiben wir an diesem Dienstag in den Briefkasten des Regierungsgebäudes geworfen haben.

Kaum stehen meine Mutter und ich vor dem Direktorenhaus, öffnet sich die Tür auch schon und ein großer Mann im dunkelbraunen Anzug steht vor uns. Der Anblick seiner vollen roten Locken versetzt mich direkt wieder zurück an den See. Wer ist sie bloß? Hat Herr Kerkov etwas mit ihr zu tun?

»Hallo! Schön, dass ihr gekommen seid!«, reißt mich der Direktor Edahcors aus meinen Gedanken. Nachdem er meine Mutter begrüßt hat, lächelt er auch mich an, schüttelt mir die Hand und bittet uns herein.

Dicke Teppiche in roten und blauen Tönen dämpfen unsere Schritte und geben am Rande der großen dunklen Eingangshalle den Blick auf die darunter liegenden schwarzen und weißen Fliesen frei.

Schwarz und weiß?

Wieder muss ich an das Schachspiel unter meinem Schrank denken. Haltsuchend konzentriere ich mich auf die übergroßen Vasen mit den opulenten Blumengestecken, um ja nicht wieder dieses Schwindelgefühl zu bekommen.

In einem großen goldverzierten Spiegel, der direkt hinter einer der Vasen hängt, staune ich über meinen eigenen, etwas verwirrten Gesichtsausdruck und streiche meine Frisur zurecht, die gerade ziemlich durcheinander ist. Wie kann das sein? Ich bin doch in gar keinen Sturm geraten?

Bei einem genaueren Blick in den Spiegel bemerke ich, dass das Durchwühlen meiner Haare mit der Hand gar keine Auswirkung auf sie hat. Sie sehen noch genauso merkwürdig aus.

Ich trete näher heran und blicke mir selbst direkt in die Augen. Sie sind nicht mehr braun, sondern blau, und umrandet von schwarzem Kajal.

Wer ist das da im Spiegel? Derjenige sieht doch so aus wie ich? Aber wenn ich das nicht bin, wer ist es dann?

Ich schüttle meinen Kopf und reibe mir die Augen.

Als ich sie wieder öffne, sieht mich wieder mein gewohntes Spiegelbild genauso verdutzt an, wie ich mich fühle. Liegt es an dem Schachbrettmuster? Oder werde ich tatsächlich mit jedem Tag verrückter?

Ich atme einmal tief durch und fahre vorsichtig mit dem Erkunden fort, während ich zu meiner Mutter und Herrn Kerkov aufschließe.

Die Wände sind mit prunkvollen Bildern bestückt, auf denen wunderschöne Landschaften abgebildet sind. Wer hat diese Bilder gemalt? Wo gibt es solche Orte? Es muss eine Landschaft sein, die nur in der eigenen Vorstellungskraft existiert. Aber wie stellen wir zum Beispiel die Gegenstände her? Diese Fragen schießen mir oft durch den Kopf. Die Antworten darauf bekommen wir teilweise in der Schule, wir befragen unsere Fernsprecher, hören und sehen es in der Holovision oder meine Freunde und ich basteln uns unsere eigenen Erklärungen.

»Wollt ihr etwas trinken?«, holt mich Herr Kerkov aus meinen Gedanken und deutet auf eine Vitrine neben ihm.

»Nein, vielen Dank«, sage ich und auch meine Mutter lehnt dankend ab.

Unser Direktor führt uns zu einer langen dunkelbraunen Wendeltreppe. Er marschiert voran, wir folgen ihm.

ChessPlanet - Edahcor's Geheimnis

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