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PROLOG

LEPERK, August 2006

PAYE

Es raschelt, die Grashalme kitzeln mich. Ich drehe mich wieder nach vorne und nehme meine Beine in die Hand. Ich muss schneller werden. Ich muss es einfach! Er darf mich nicht entdecken.

Schwer atmend strenge ich mich an, mein Tempo zu beschleunigen. Schließich brauche ich Zeit, viel Zeit. Ich muss das perfekte Versteck finden, sodass Mofess mich nicht findet. Ich hasse es, wenn er beim Versteckenspielen ständig gewinnt.

Ich entdecke einen umgefallenen Baumstamm, auf dessen Oberfläche sich bereits ein paar weiße Pilze gebildet haben. Sie wirken so geheimnisvoll und gleichzeitig so unscheinbar. Direkt unter ihnen ist ein breites Loch, in das ich mich locker hinein quetschen könnte. Ob Mofess mich dann noch entdeckt?

Hinter mir knackt es laut. Ich denke nicht lange nach und krieche in die Öffnung. Hier findet er mich bestimmt nicht. Diese Runde werde ich gewinnen!

»Paye! Komm raus! Ich habe gesehen, dass du hier bist!«

Mofess nähert sich ganz langsam meinem Versteck.

Durch die rissige Rinde kann ich ihn gut beobachten und sehe genau, welchen Bereich des Waldrandes er mit seinen Augen absucht. Wird er mich entdecken, auch wenn ich mich ruhig verhalte? Wäre es besser, die Luft anzuhalten? Mein Atem soll mich nicht an ihn verraten. Nicht schon wieder.

Während er sich nach mir umsieht, fallen ihm immer wieder ein paar Strähnen seiner langen schwarzen Haare ins Gesicht. Von seiner sonst so toll gestylten Wuschelhaarfrisur ist seit dem leichten Nieselregen vor ein paar Minuten fast nichts mehr übrig. Er sieht aus wie ein Hund, der gebadet wurde – und das trotz seines Gels, das er immer verwendet. Sein Anblick bringt mich fast zum Kichern, doch ich reiße mich zusammen. Schließlich habe ich vor, diese Runde zu gewinnen. Erst recht, da heute mein Geburtstag ist!

Ich versuche, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, versuche, mich abzulenken, bis Mofess an mir und meinem Baumstamm vorbeigegangen ist.

Die Kontrolle über die Lautstärke meines Atems zu erlangen, ist plötzlich mein geringstes Problem, denn links von mir nehme ich eine Bewegung wahr. Vor Schock erstarre ich. Kalter Schweiß läuft über meinen Rücken. Kurz darauf bebt vor Angst mein gesamter Körper.

Ein Skorpion!

Meine Augen weiten sich und ehe ich anders reagieren kann, kreische ich laut los.

»Paye!«, ruft Mofess entsetzt und findet mich natürlich sofort.

Kein Wunder, denn ich springe schreiend aus meinem Versteck, direkt in seine Arme. »Mofess!«, quieke ich und klammere mich ganz fest an seinen muskulösen Arm. »Hilfe! Ich gehe da nie wieder rein! Nie wieder!«

»Was war denn los?«, fragt er amüsiert.

»Ich glaube, da war ein Skorpion«, presse ich keuchend hervor.

»Ein Skorpion? In einer Vorstadt von Brookrint? Das wäre ja eine Sensation!«

Ich boxe ihm genervt in den Arm. »Das wäre gar keine Sensation! Wusstest du, dass dieses Tier verdammt gefährlich sein kann?«

Er lacht. »Ach ja? Gefährlicher als meine Springergabeln?«

»Mofess, ernsthaft? Du kannst Schach nicht mit Skorpiongift vergleichen!«

»Wieso nicht?« Seine Grübchen kommen zum Vorschein. Ich möchte ihn am liebsten küssen, doch wenn ich das jetzt tue, wird er nur wieder wie ein aufgeblähter Gockel über die Wiese stolzieren. Nein, den Kuss muss er sich erst verdienen.

»Wann hast du dir eigentlich das letzte Mal deine Haare gekämmt?«, lenke ich vom Thema ab.

Mofess verwuschelt seine schwarzen Haare wieder so, wie es sein Markenzeichen ist. Zu seinen schwarz geschminkten Augen fehlt nur noch das schicke Halsband, das ich ihm vor ein paar Jahren geschenkt habe.

»Lass uns zurück zu den anderen gehen«, sagt er schließlich. »Sie haben bestimmt schon mit dem Training begonnen.«

»An meinem Geburtstag?«

»Klar. Drei Mal die Woche, schon vergessen?« Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Da machen wir auch an deinem Ehrentag keine Ausnahme.«

»Und mein Geschenk?« Ich spiegle seine Geste.

»Ich lasse dich gewinnen?«

»Mofess! Das ist nicht romantisch!«

»Unsere Welt ist schon lange nicht mehr romantisch«, bemerkt er nur, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich mit.

Er spielt bestimmt auf das Chaos an, das seit einem Jahr auf Leperk herrscht. Seine Augen strahlen Traurigkeit aus. »Ich weiß einfach nicht, wie wir diese böse Macht daran hindern können, unseren gesamten Planeten einzunehmen.«

Wir bleiben stehen und ich lehne mich an ihn. Dabei lasse ich meinen Blick zur Hütte schweifen, in die wir gleich hineingehen werden. Der Schachunterricht geht in die nächste Runde.

»Weißt du, Schach ist wirklich eine gute Ablenkung«, sagt Mofess, um die Stille zwischen uns zu brechen.

»Aber unsere Regierung muss doch irgendetwas tun können! Es kann doch nicht sein, dass sie bei so vielen Möglichkeiten keine Lösungen finden!« Ich klinge gereizter, als ich wollte.

»Manchmal habe ich das Gefühl, Schach wäre die Lösung.«

»Inwiefern?«, frage ich Mofess überrascht.

»Hast du deiner Mutter in letzter Zeit mal zugehört? Die Ideen, die sie hat? Die haben schon lange die Strategie des Schachspiels angenommen.«

Ich sage nichts, sondern höre Mofess einfach nur zu.

Hannah, meine Mutter, ist unsere Schachlehrerin. Wir trainieren bei ihr drei Mal die Woche das Schachspielen. Sogar meine Adoptivschwester Ymma hat sich erfolgreich anstecken lassen. Ist doch klar, dass beide Töchter wie ihre Mutter werden wollen, oder nicht?

Viele in meinem Kurs halten mich für die Beste. Aber ich zweifle eher daran. Warum sollte ich eine Schachexpertin sein, nur weil meine Mutter unterrichtet?

»Woran denkst du?«, fragt Mofess mich nach einer kurzen Pause, in der wir gedankenverloren nebeneinander über die Wiese geschlendert sind. Dunkelgraue Wolken kreisen über uns, die die Stimmung nicht gerade aufhellen. Zum Glück hat der Regen nicht wieder eingesetzt.

»An unsere Zukunft.« Als hätte ich damit das Stichwort gegeben, jagt mir eine Gänsehaut über den Körper.

»Mir geht es auch so. Jeden Tag wache ich auf und denke darüber nach, wie wir diese böse Macht aufhalten können. Aber soll ich dir was verraten? Ich weiß es nicht.«

Ich sehe zu Mofess auf. Seine blauen Augen sind voller Verzweiflung. Mitten auf der Wiese bleiben wir stehen, das feuchte Gras wiegt sich leicht im Wind. Eigentlich müssten wir los in die Hütte, die ein paar Meter von uns entfernt steht, den Hügel hinunter. Doch ich will hier noch stehen bleiben und die Sicht auf Brookrint und seine gigantischen Hochhäuser genießen. Nur das Regierungsgebäude überragt diese noch.

Obwohl ich eher ein Naturmensch bin und mich im Wald am wohlsten fühle, übt Brookrint eine magische Anziehung auf mich aus. Vielleicht auch deswegen, weil sie die größte Stadt Leperks ist und bei weitem auch die vielfältigste.

Ich nehme Mofess bei der Hand und sehe ihm in die Augen. Doch unser Blickkontakt dauert nicht lange an, denn er küsst mich zärtlich.

»Alles Gute zum Geburtstag.« Sein Flüstern kribbelt an meinem Ohr.

»Danke«, hauche ich zurück.

Als ich ihn umarme und mit Freudentränen in den Augen meinen Blick über die Skyline der Stadt schweifen lasse, passiert es.

Zunächst höre ich nur einen gewaltigen Knall, den ich erst nicht richtig zuordnen kann. Doch dann sehe ich, was passiert: Das Regierungsgebäude explodiert! Und die Hochhäuser in der unmittelbaren Umgebung fallen ebenfalls in sich zusammen.

ChessPlanet - Edahcor's Geheimnis

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