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10 Glauben Leben (Weihnachten)

Am 22.12.02, 18:17 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Zu Bethlehem geboren

Zu Bethlehem geboren

ist uns ein Kindlein.

Das hab ich auserkoren,

sein Eigen will ich sein.

Eia, eia,

sein Eigen will ich sein.

Mit Inbrunst singen wir in der Weihnachtszeit dieses Lied. Kindhaft und romantisch klingt es.

Aber es wurde von dem Mönch und Dichter Friedrich Spee von Langenfeld in einer Zeit großer Dunkelheit aufgeschrieben, in der Zeit des Hexenwahns. Es war wie bei dem Propheten Jesaja als eine Nachricht gedacht für das „Volk, das im Finstern wandelt“: Es soll ein großes Licht sehen. Bethlehem liegt am Rand der bekannten Welt, es ist ein Nest in Galiläa, unbekannt und unbedeutend.

Bethlehem, wo ist das in unserem Leben? Wo erfahre ich mich am Rand? Wo ist es bei mir dunkel und wann erlebe ich mich als unbedeutend? Dort in den Schattenseiten meines Lebens ist mir, ist uns, ein Kind geboren. Dort erblickt es das Licht der Welt. Es fällt kaum ins Gewicht. Es ist klein und wehrlos, angewiesen auf Liebe und Zuneigung. Dieses Kind verändert alles. Es wird zum Zeichen für Erlösung. Und diese Anfangserzählung des Christentums steht nicht im Zeichen eines starken Mannes, der endlich alles Unrecht beseitigt, sondern im Zeichen eines wehrlosen Kindes.

Sein Eigen will ich sein. Wir streben danach, dass ein Mensch oder eine Sache unser Eigentum sein soll. Unsere Devise lautet eher: Je mehr Eigentum ich habe, umso mehr hat mein Leben Gewicht. Sein Eigen will ich sein: Das ist verwunderlich. Und das Wort „Eia“ bringt dies auf den Punkt. „Eia“, so sagt uns das Wörterbuch, ist ein Ausdruck der Verwunderung, ein Ausdruck der Zärtlichkeit, es ist ein Streichelwort, aus zwei Lauten.

„Eia“ – mit diesem Wort wird das Kindlein ganz vorsichtig, ganz auf Vertrauen hin berührt, immer neu, wie es auf ihre Weise auch die Melodie tut. Was hier dem menschgewordenen Gott gilt, wirkt sich aus als Haltung und als Tat zu jedem gottgeliebten Menschen.

Friedrich Spee war als Mystiker auch Anwalt des Rechtes für die geängstigten und gepeinigten Frauen, die als Hexen gefoltert wurden. Auch heute noch kann dieses Wort gelten für alle Sündenböcke unserer Welt. Mit dem „Eia“ will er nicht einlullen, sondern er will wachrütteln für einen zärtlichen Umgang mit allen geschundenen Menschen. Er beruft sich auf Jesus, der nicht wollte, dass man mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißt. Spee beruft sich auf die Liebe, die Jesus uns ans Herz gelegt hat.

„In seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab“, das ist das Ziel dieses Liedes und die Einladung von Weihnachten. So werden diese Zeilen zu einem Protestlied gegen alles Unmenschliche in unsere Zeit.

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