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DER 10. NOVEMBER 2009 – EIN SCHWARZER TAG FÜR MEINE SEELE

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Nach dem Schock und der tagelangen medialen Berichterstattung über den Tod von Robert Enke war ich kaum ansprechbar. In mir drehte sich alles und ich hatte einen richtigen Nervenzusammenbruch. Meine Verzweiflung wurde so groß, dass ich in mehreren Kliniken anrief und um Hilfe bat. Aber die Antwort war nur: „Wir schicken Ihnen einen 18-seitigen Bogen zu, den Sie bitte ausfüllen.“ Ich hatte dafür keine Kraft, meine Nerven lagen blank. Es war schon kaum zu schaffen, diese Anrufe zu tätigen, und dann noch ein Formular auszufüllen, unmöglich. Wenn ich gesund bin, traue ich mir sogar die Besteigung des Mount Everest ohne Vorbereitung zu. Aber in meiner Situation schien mir selbst das Ausfüllen eines Formulars schwieriger zu sein, als den höchsten Berg der Welt zu bezwingen. Ich schaffte es nicht, meine Frau zu bitten, den Bogen mit mir auszufüllen. Ich wollte ihr auch nicht sagen, wie schlimm es mir ging, und versteckte das daher ziemlich gut vor ihr.

Ich versuchte dann, die Erlebnisse und die Angst der letzten Monate im Rücken, meinen Plan in der Firma umzusetzen, mich teilweise zurückzuziehen. Auch, um mich so aus der Depression rauszuarbeiten. Die Idee war konkret: Einer meiner Mitarbeiter aus dem Vertriebsteam sollte meinen Posten und meine Anteile übernehmen und der Finanzvorstand meine restlichen Anteile. Ich wollte nur noch einfacher Vertriebsmitarbeiter bleiben. Fehlte nur noch, das Ganze in die Tat umzusetzen.

Und das alles spielte sich vor dem Hintergrund ab, dass meine Frau und ich es weiter mit der künstlichen Befruchtung versuchten, was uns natürlich beide sehr belastete. Das Schlimmste war, dass alle in der Firma davon wussten, es den Herren aber egal war und sie lieber auf ihren Vorteil schauten, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich hätte alles verzeihen können, aber dass sie das, was dann folgte, ohne Rücksicht auf mich und besonders meine Frau durchzogen, liegt bis heute wie eine Bleikugel in meinem Magen. Leider ist mir die Erfahrung nicht erspart geblieben, mit einer solchen menschlichen Enttäuschung umzugehen und sie zu verarbeiten. In so einem Ausmaß kannte ich das nicht, hatte es nicht erwartet und wusste auch nicht, wie es sich in meine Seele einbrennen und welche katastrophalen Folgen es für mich haben würde.

Gegen das Tabu

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