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ADOPTION – EINE WEITERE IDEE, UM DOCH EINE FAMILIE ZU GRÜNDEN

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Eines Morgens wachte ich auf mit der Idee im Kopf, ob wir nicht ein Kind adoptieren sollten. Meine Frau fand die Idee auch ganz gut, so würden ihr weitere Spritzen und Medikamente erspart bleiben. An einem der nächsten Abende diskutierten wir, wie und wo. Von Freunden wussten wir, dass es in Deutschland mit unserem Durchschnittsalter kaum eine Chance gab. Also fragten wir uns, wo dann? Ich löste die Frage rückwärts und fragte mich, welche Länder nicht infrage kämen: Einige Länder waren aus sprachlicher und rechtlicher Sicht zu anstrengend, wegen der schieren Menge an Papierkram, Verträgen und Reisen.

Am späten Abend meinte ich dann: „Wenn wir adoptieren, kann und soll man das auch sehen! Das stört uns nicht.“ Und da schoss mir der Gedanke an Boto, den kleinen Jungen aus dem Film „Plattfuß am Nil“, durch den Kopf. Ich hielt das für eine gute Idee und meine Frau auf Anhieb auch. Wir wollten uns dann mal anschauen, wie so was in Afrika funktionierte. Meine Art, Dinge anzugehen, Firmen aufzubauen, keine Probleme zu sehen, sondern Lösungen zu suchen, würde mir bestimmt helfen, diese Aufgabe anzugehen, das strukturiert voranzutreiben und damit auch weniger Stress zu haben. So begann ich Anfang 2012 mit der Recherche.

Es lief alles glatt. Wenn ich etwas mache, dann interessiert mich alles, auch das Drumherum. So kam es, dass ich mir den Verein Africa Child e.V. vorher direkt vor Ort in Afrika ansehen wollte, um auf die vielen Aspekte der Adoption gut vorbereitet zu sein. Herr März, der Chef der Adoptionsstation und des Hilfsvereins für Kinder und Mütter in Afrika, begrüßte mein Ansinnen. Gesagt, getan, ich stieg in eine Lufthansa-Maschine (meine Frau hatte keinen Urlaub, und dem Chef zu beichten, wieso sie Sonderurlaub brauchte, ließen wir sein) nach Mombasa. Als ich ankam und aus dem Flughafen raus war, fiel mir auf, dass schon der Flughafen im Dschungel lag und noch dazu auf einer Insel. Herr März holte mich in seinem Bus vom Flughafen ab und wir fuhren direkt zu einer Fähre. Na ja, es war mehr eine schwimmende Plattform, und ich bekam gleich mal den ersten Schreck, wie die andere Welt, die man nur aus dem Fernsehen kannte, plötzlich real und so nah war. Im Radio wurde seit Tagen vermeldet, dass die Taliban angekündigt hatten, die Fährverbindung am Flughafen zu sprengen … Redeten wir über die Fährverbindung, auf der ich gerade im Auto saß? Das waren heftige zehn Minuten auf dem Floß, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Die Mutter-Kind-Station war gut zwei Stunden vom Flughafen entfernt, es war alles wie von der Adoptionsstelle in Deutschland beschrieben. Ich blieb dort sechs Tage, kümmerte mich in der Anlage auch um einige Handwerkerarbeiten und hatte viel Spaß mit den Kindern und Müttern, von Fußballspielen bis zum gemeinsamen Singen im kenianischen Busch war alles dabei. Es war eine beeindruckende Zeit, man könnte fast meinen, dass die am einfachsten lebenden Menschen, wenn die moderne Zivilisation sie in Ruhe lassen würde, am glücklichsten leben würden.

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