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1.1 Der ironische Herrscher

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Vom König wurden im Mittelalter in vielfacher Hinsicht Entscheidungen verlangt, die er in mündlicher Form vor Zuhörern zu geben hatte. Dies konnte am Ende von Beratungen der Fall sein, wenn der Herrscher die Konsequenz aus den gegebenen Ratschlägen zog und diese Konsequenz nachvollziehbar und überzeugend begründete. Dies konnte dann geschehen, wenn dem Herrscher Bitten vorgetragen wurden, die er positiv oder negativ zu bescheiden hatte. Die gleiche Situation war auch gegeben, wenn er Boten oder Gesandte mit einer bestimmten Antwort nach Hause zu entlassen hatte. Bezeugt sind zudem Reden des Herrschers an sein Heer oder seinen Herrschaftsverband, die in besonderen Krisensituationen gehalten wurden. Dies sind nur einige Beispiele für die häufig wiederkehrende Situation, in der ein Herrscher seinen Willen oder seine Entscheidung möglichst prägnant oder auch möglichst diplomatisch zum Ausdruck zu bringen hatte.

Zwar gab es Vorkehrungen, die den Herrscher davor schützten, zu Stellungnahmen und Äußerungen über Sachverhalte genötigt zu werden, auf die er nicht vorbereitet war. Hierzu gehörte die vertrauliche Vorklärung, ob es dem Herrscher genehm sei, eine Bitte oder ein Problem vorgetragen zu bekommen. In der unten ausführlich zitierten Geschichte vom Mainzer Hoffest ging der betroffene Erzbischof von Köln wie selbstverständlich davon aus, dass Friedrich Barbarossa von der Bitte des Fuldaer Abtes nicht überrascht wurde, sondern die fragliche Angelegenheit zuvor mit ihm besprochen und das Vorgehen vereinbart hatte.8 Man kann es gewiss als einen schweren Bruch der Spielregeln ansehen, wenn jemand den Herrscher mit einem Anliegen oder Problem unvorbereitet konfrontierte, vor allem, wenn dies in der Öffentlichkeit geschah.9

Trotz solcher Sicherungen ist es aber gerechtfertigt davon auszugehen, dass zu den Anforderungen an einen mittelalterlichen Herrscher nicht zuletzt die gehörte, öffentlich überzeugend und rhetorisch geschickt zu argumentieren – und dies in friedlichen wie in konfliktuösen Zusammenhängen. Je nach den Umständen dürfte dem Herrscher sowohl die Fähigkeit zu beißend-zersetzender wie zu wohlwollender Ironie geholfen haben, da beides seinen Argumenten oder Entscheidungen den nötigen Nachdruck verleihen konnte.

Nachweise dieser Fähigkeit bringen die Geschichtsschreiber denn auch in einiger Häufigkeit, auch wenn die im Folgenden zitierten Beispiele mit großer Sicherheit fingiert sind. Sie belegen aber zumindest, wie man sich die angemessene Argumentation eines Herrschers in einer Entscheidungssituation dachte. Die von den Autoren in wörtlicher Rede wiedergegebenen Statements haben vor allem eines gemeinsam: Sie sind darauf angelegt, die Klärung eines Sachverhalts unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, Widerspruch auszuschließen. Hierbei sind verschiedene Formen von Ironie geeignete rhetorische Hilfsmittel.

Ironie im Mittelalter

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