Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 23

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»Die hatten auch alle was getrunken.«

Ohne eine weitere Bemerkung verließ der Offizier den Raum wieder. Das war die zweite Befragung. Hans nahm das Ganze wie der Beobachter einer ihm fremden Szene wahr. Alles, was zurzeit mit ihm geschah, empfand er als ein zwar unangenehmes aber doch unvermeidbares Anhängsel zur letzten Nacht. Seit zwei Stunden saß er jetzt schon in dem Raum.

Er hatte ein ihm selbst unerklärliches Urvertrauen, dass ihm eigentlich nichts wirklich Schlimmes passieren könnte. Zu lächerlich war die ganze Situation. Statt um Punkt 24 Uhr, war er um halb vier Uhr morgens an den Übergang Heinrich-Heine-Straße gekommen.

Nach einer weiteren halben Stunde hörte er draußen ein Fahrzeug vorfahren. Die Tür wurde aufgerissen. Der Offizier und ein anderer Uniformierter blieben in der Türöffnung stehen und bedeuteten ihm, herauszukommen. Der andere fasste ihn am Arm und führte ihn zu einem grünlichen fensterlosen Kleintransporter. Er machte die Tür des Wagens auf und Hans fand sich in einer winzigen düsteren Kammer wieder. Der ganze Kleintransporter musste mit mehreren Kammern dieser Art ausgestattet sein. Der Wagen fuhr los. Hans hörte nur wenige Straßengeräusche von außen. Um diese Zeit gab es so gut wie keinen Verkehr. Die Fahrt schien endlos zu sein. Auch nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er nichts erkennen. Einmal hielt der Wagen noch und es klang so, als würde man eine andere Person in eine der Kammern zuladen. Es war so eng, dass Hans seine Arme am Körper angewinkelt lassen musste. Die Fahrt ging weiter. Langsam verließ ihn seine fast lässige Gleichgültigkeit. Noch nie hatte er bisher vergleichbare Grenzerfahrungen gemacht. Er bekam keine Luft. Obwohl er ahnte, dass es nicht so sein konnte, bekam er eine fast hysterische Angst, zu ersticken. Erste Vorboten einer klaustrophobischen Panikattacke überkamen ihn. Er versuchte, sich klarzumachen, dass sie genau das bei ihm erreichen wollten. Aber sein Verstand unterlag seinen Angstgefühlen. Er war in einem fahrenden Blechsarg. Ein Scheintoter, der den Sargdeckel nicht aufkriegt und qualvoll ersticken muss. Er hatte nicht einmal die Kraft, zu schreien. Aus seinen trocken gewordenen Lippen kam nur noch ein tonloses Wimmern. Die Fahrt nahm kein Ende. Endlich, Hans hatte schon jedes Gefühl für Zeit verloren, stoppte der Wagen. Sie waren beim Untersuchungsgefängnis angekommen.


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Blume des Bösen

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