Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 24
Оглавление»Ich komme im Namen der Abteilung XII. Ich möchte mich gerne mit dir, Genossin, im Rahmen einer allgemeinen Befragung aller politischen Flüchtlinge in unserer Republik unterhalten.«
Verwundert schaute Laura durch die halbgeöffnete Tür auf den aschblonden, etwas untersetzten jungen Mann im hellgrauen Sommeranzug.
Seit zwei Jahren lebten sie und Nelson jetzt als politische Flüchtlinge in Ost-Berlin. Beide durften sogar ihre musikalische Ausbildung an der Hochschule fortsetzen.
Nelson war ein hochbegabter Autodidakt, der auf der Klarinette überhaupt keine technischen Schwierigkeiten hatte. Das Notenlesen hatte er in kürzester Zeit mit ihrer Unterstützung nachgeholt. Sie hatte ihm im DDR-Konsulat in Chile neben der chilenischen Identität auch eine als Musikstudent erfunden.
»Komm herein, Genosse«, lud Laura den Mann mit dem blassen Gesicht ein, am Küchentisch Platz zu nehmen, was er ohne zu zögern tat und sofort eine Mappe aus seiner Aktentasche zog, die er vor sich auf den Tisch legte.
»Darf ich dir etwas anbieten?«, fragte sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
»Nein danke«, winkte der Mann ab, während er die Mappe öffnete und seine ineinander verschränkten Hände auf die Mappe legte.
»Bitte«, fragte Laura, als sie sich ihm gegenüber hinsetzte, »was willst du wissen?«
»Wie stehst du zum ersten sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden?«
»Aber das wisst ihr doch«, entgegnete Laura verblüfft, »ihr habt mich doch gerettet!«
»Das solltest du nie vergessen!«
»Das tue ich auch nicht!«
»Wie kommt es dann, dass du uns belogen hast?«
»Wieso?«
»Du hast uns belogen!«
»Das habe ich nicht!«
»Ganz arg hast du uns getäuscht!«
Laura konnte sich nicht erklären, wer sie verraten haben könnte.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, klopfte sie weiter auf den Busch, immer noch in der Hoffnung, er könnte auf etwas anderes hinaus wollen.