Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 26

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Laura hatte Hans erzählt, es würde nichts passieren, wenn man später an die Grenze käme. Sie könnte ihn einfach noch nicht weglassen.

Nachdem er diesen Freitag eingestiegen war und fast den ganzen Abend mitgespielt hatte, so gut wie noch nie in seinem Leben, hatte Laura ihn gebeten, noch zu bleiben.

Nach und nach waren die Gäste und schließlich auch alle Musiker gegangen.

Es war bereits nach halb zwölf und Hans wollte sich notgedrungen ebenfalls verabschieden. Aber Laura sagte nur »bleib« und beruhigte ihn, er bekäme keine Probleme, auch andere kämen später zur Grenze.

Und Hans ließ sich wie ein kleiner Junge zur Bescherung führen. Sie überquerten den gepflasterten Hinterhof, der nur von einer kleinen, gelblich flackernden Birne erleuchtet wurde. Es war kalt. Der Nachtfrost hatte schon eingesetzt.

Laura schloss die Haustür mit einem großen Schlüssel auf, der aussah, wie aus einer weit zurückliegenden Zeit. Die Treppenhausbeleuchtung funktionierte nicht. Sie schloss die Tür wieder von innen zu und küsste ihn so plötzlich und leidenschaftlich, dass er völlig vergaß, seinen Saxofonkoffer abzustellen. Dann führte sie ihn eine Treppe höher und schloss dort eine Tür auf, deren letzter Anstrich mindestens ein halbes Jahrhundert zurückliegen musste.

Sie standen jetzt in einem kurzen Flur, von dem auf der linken Seite eine Nische mit einem runden Tisch und drei Stühlen und dahinter eine kleine Küche abging. Geradeaus führte der Flur, abgetrennt durch eine Flügeltür mit milchigen Glasscheiben, in einen großen Raum. Ein Tanzraum mit Ballettstangen vor einem großen Spiegel an der rechten Längsseite. Links im Raum lagen unter den Fenstern und an der Wand zur Küche mit braunem Cord bezogene Matratzen. Laura bat ihn, die Matratzen zu einem Bett zurechtzulegen, während sie in der Küche einen Tee machen wollte.

Es war kalt und es roch nach Schweiß. Der Kohleofen war nicht in Betrieb. Über die Ecken des an vielen Stellen blinden Spiegels waren bunte Tücher und ausgefranste Federboas gehängt. Auf dem braunen Cordbezug gab es Wachsflecken von roten und weißen Kerzen. Auf der Fensterbank fand Hans eine halb heruntergebrannte Kerze auf einer Untertasse. Er zündete sie an und stellte sie neben das Matratzenlager.

Blume des Bösen

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