Читать книгу Angst - Gerhard Klamet - Страница 15

Оглавление

9.

Timm Hartung stand senkrecht im Bett, als das Telefon anschlug. Seine Frau drehte sich unruhig zur Seite. Von ihr war nur der dunkle Haarschopf zu sehen. Der Apparat stand unmittelbar neben ihm auf dem Nachttisch. Timm konnte ihn in Sekundenschnelle erreichen. Er brauchte nur seinen Arm auszustrecken, nichts weiter.

Er zögerte. Sollten sie ihn doch in Ruhe lassen, er hatte sie gewarnt. Sein allzeit geschätzter und ach so autoritärer Chef hatte ihm nachträglich noch die Hölle heißgemacht, aufgrund seines Verhaltens einem Vorgesetzten gegenüber. Man hatte ihm sogar mit Versetzung gedroht. Und jetzt musste er die Suppe auslöffeln, die ihm andere einbrockten. Er hatte gute Lust, alles hinzuwerfen und seinem Chef mitzuteilen, er könne ihn kreuzweise.

Das Pflichtbewusstsein siegte. Langsam nahm er den Hörer ab. Er meldete sich erst gar nicht mit seinem Namen.

»Sagen Sie mir nur nicht, es täte Ihnen leid, sonst platzt mir der Kragen.«

»Hartung, verdammt.«

Mertens Stimme klang wütend und niedergeschlagen zugleich.

»Bitte kommen Sie sofort, es ist etwas Furchtbares passiert.«

»Die beiden Polizisten sind tot, nicht wahr? Er ist wieder frei und jetzt bin ich es, der ihn schnappen soll, ist es so?« Hartungs Stimme klang verbittert.

»Verflucht, machen Sie es mir nicht noch schwerer, ich sitze schon tiefer in der Scheiße als Sie denken. Es hat noch mehr Tote gegeben.«

»Wie viele?«

»Neun, ohne die beiden Beamten. Die letzte Meldung ist keine fünf Minuten alt. Wahrscheinlich steckt der Kerl in Stralsfelden, einer Ortschaft, vielleicht zwanzig Kilometer von hier. Das letzte Opfer ist von dort. Es handelt sich um eine junge Frau mit dem Namen Sybille Theisen, von Beruf Lehrerin auf der Hochfeld-Schule. Ihr Vorgesetzter, mit dem sie wohl ein Verhältnis hatte, entdeckte die Leiche.«

»Ist ja prima. Na gut, ich komme.«

»Beeilen Sie sich, Timm. Bitte, ich weiß nicht ...«

»Heben Sie sich Ihre Entschuldigungen für später auf. Es ist Ihre Sache, wie Sie mit dem Tod der zwei Beamten und den anderen Morden fertig werden. Ich hatte Sie gewarnt, aber man zog es vor, lieber auf den Rat von ein paar verkalkten Seelenklempnern zu hören als auf die Meinung eines erfahrenen Polizisten. Ihr Bier, Chef. Bis dann. Wo treffen wir uns?«

»In der Gerichtsmedizin«, antwortete Mertens geschlagen. Die Worte seines Untergebenen hatten ihn schwer getroffen. »Ich war persönlich an den Tatorten. Ich äh, wollte Sie, äh, mit dieser Sache nicht zu seh ...«

»Schon gut, Chef«, fiel ihm Hartung ins Wort. »Wir sehen uns in der Gerichtsmedizin. Auf einen schönen Abend.«

Hartung legte auf.

Er spürte die Berührung einer weiblichen Hand auf seinem Rücken.

»Ärger?«

»Schlimmer«, antwortete er ernst, stieg aus dem Bett und zog sich die Hose über. »Viel schlimmer.«

Angst

Подняться наверх