Читать книгу Angst - Gerhard Klamet - Страница 18
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Timm Hartung saß in seinem Büro und starrte mit leeren Blick auf die Akte, die vor ihm lag. Ihr Inhalt interessierte ihn nicht. Sein Assistent am gegenüberliegenden Schreibtisch hämmerte wie ein Wahnsinniger Berichte in die Schreibmaschine.
Hartungs Gedanken wirbelten ohne jede Ordnung in seinem Kopf herum. Zuviel war geschehen, auf das er sich keinen Reim machen konnte. Armin Boczkowsky war wieder auf freien Fuß, hatte eine Reihe von Menschen umgebracht und hielt sich allen Anschein in der Nähe der Ortschaft Stralsfelden verborgen. Und schon hatte er es mit einem Mord und einer Kindesentführung zu tun.
Was dem Kommissar allerdings keine Ruhe ließ, waren gewisse Umstände, die so gar nicht ins rechte Bild passten. Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass der Zeitpunkt des Todes der beiden Polizisten und der Lehrerin gerade einmal eine Spanne von einer knappen halben Stunde ließ. Hartung konnte sich nur schwer vorstellen, dass Boczkowsky mit einem Affenzahn nach Stralsfelden flüchtete, um dort unmittelbar darauf in das Haus der Lehrerin, einer ihm wohl unbekannten Person, einzubrechen und sie zu töten. Er an seiner Stelle hätte sich erst einmal einen Ort gesucht, an dem er ungestört die Nacht verbringen konnte und vor eventuellen Verfolgern sicher war. Boczkowsky mochte kaltblütig sein, aber er war nicht blöde. Dieser Mord hätte genau das gegenteilige Ziel verfolgt, nämlich eine Spur auf sich zu lenken. Dies war jedoch nicht der einzige schwache Punkt.
Der Rektor der Schule, der mit der Lehrerin eng befreundet gewesen war, gab an, den Täter in die Flucht geschlagen zu haben. Das war ein Umstand, den er sich bei einem Typ vom Schlage Boczkowskys nur schwer vorzustellen vermochte. Dieser Kerl besaß mehr Kräfte als ein Ochse, zudem war er ungemein wendig und flink. Unter normalen Umständen hätte Renner diesen Zusammenstoß nicht überlebt. Dennoch bestünde die Möglichkeit, dass Boczkowsky verletzt oder entkräftet war, was Hartung aber für unwahrscheinlich hielt.
Dann war da noch die Sache mit dem kleinen Mädchen aus der 4a der Walter-Hochfeld-Schule. Boczkowsky verfügte zwar über ein ausreichendes Maß an Kaltschnäuzigkeit, um ein Kind auf offener Straße zu massakrieren, aber Entführung fiel normalerweise nicht in sein Ressort. Hartung gab zu, hier ein wenig umdenken zu müssen, da er sicher richtig lag anzunehmen, dass Bosckwosky nach seiner gelungenen Flucht noch brutaler und besessener an sein Werk gehen würde.
Polizeipatrouillen durchkämmten die ganze Gegend, ohne eine Spur von dem Mädchen zu finden. Timm hoffte inständig, dass es nicht Boczkowsky sein möge, dem sie da in die Hände gefallen war. Da ihr Vater nicht der Ärmste zu sein schien, könnten womöglich Kidnapper glauben, hier eine Möglichkeit zum schnellen Geld gefunden zu haben. In diesem Fall standen die Chancen, die Kleine gesund wiederzusehen, gar nicht mal so schlecht.
Der Kommissar fuhr sich mit den Handflächen über das Gesicht. Er hatte ein ungutes Gefühl, welches sich immer dann am stärksten meldete, wenn er sich in Stralsfelden aufhielt. Etwas Unheilvolles, Bedrohliches, lag in der Luft. Man konnte die Aura dieser Drohung fast körperlich spüren.
War es Boczkowsky, der für diese geladene Atmosphäre verantwortlich war? Oder etwas Anderes, noch Unbekanntes? Hartung wusste es nicht. Blieb abzuwarten, wie sich die Dinge weiterentwickelten.