Читать книгу Angst - Gerhard Klamet - Страница 17
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Der letzte Schultag hatte begonnen, und er endete bereits nach einer knappen Stunde.
Die Ereignisse besaßen für die Kinder etwas prickelnd Aufregendes, zumindest für solche, die noch zu jung waren, um den Ernst der Lage zu überblicken. Für die Lehrkräfte allerdings, vor allem für den jungen Rektor namens Bernhard Brenner, wurden sie zum Alptraum.
In der Klasse 6a wurde seit dem gestrigen Abend die kleine Petra Renner vermisst. Aufgrund einiger Indizien - die Schwester des Mädchens hatte ein Kettchen mit Blutspuren darauf entdeckt - schloss die Polizei ein Gewaltverbrechen nicht aus. Die Blutgruppe auf dem Amulett stimmte mit der des Mädchens überein. Dies besagte zwar nicht unbedingt viel, aber die Polizei arbeitete wie besessen daran, den Vorfall so schnell wie möglich zu klären.
Ein Kommissar mit dem Namen Timm Hartung tauchte überall in Stralsfelden auf und stellte seine Fragen. Der Mord an Sybille Theisen wurde indirekt damit in Zusammenhang gebracht. Nun oblag allen Lehrkräften die Aufgabe, ihre Klassen zu informieren und die Kinder davor zu warnen, sich allein auf der Straße zu zeigen. Die Eltern wurden schriftlich und telefonisch dazu ermahnt, verschärft auf ihre Zöglinge zu achten.
Doch auch einige der Kinder, vor allem Schüler der 6a, machten sich nicht minder besorgte Gedanken. Eine Gruppe junger Leute saß nach Schulschluss auf der Schultreppe eng aneinandergerottet zusammen und beriet.
»Irgend so ein gemeiner Kerl hat Petra entführt. Meint ihr, es war derselbe, der Fräulein Theisen umgebracht hat?«, fragte Ann-Katrin, die sich große Sorgen um ihre Freundin machte. Das Mädchen mit der Froschaugenbrille und dem Pferdeschwanz saß eine Stufe unter ihnen und weinte. Marion und Petra waren dicke Freunde gewesen. Ihr Bruder Peter saß neben ihr und versuchte sie zu beruhigen.
»Wir können nur hoffen, dass es nicht der gleiche Kerl war, was ich auch nicht glaube.« Robert sprach leise, damit Marion nichts von der Unterhaltung mitbekam.
»Warum soll es nicht derselbe gewesen sein?«, wollte Sven wissen. Martin, Andreas und Wanne lauschten gespannt auf ihren großen Freund, der um einiges klüger war als sie. Dies gaben sie auch offen und ehrlich zu.
»Na, ganz einfach. Petras Vater ist nicht gerade arm. Er ist Direktor und Teilhaber von irgend so einem Großkonzern, der Videogeräte, Computer und so'n Zeug herstellt. Der hat bestimmt ein Schweinevermögen auf seinem Konto. Wahrscheinlich wird er bald einen Anruf kriegen, indem man ihm mitteilt, wie viel Tausender in Scheinen er hinlegen soll, damit er seine Tochter wiedersieht.«
»Verdammt, was ist wenn er nicht zahlt?«, rief Wanne dazwischen.
»Jeder zahlt, wenn es um Leben und Tod geht, du Arsch«, fuhr ihn Andy an.
»Du siehst zuviel Kino«, warf ihm Martin entgegen.
»Schon gut«, besänftigte Wanne. »Hab’ ja nur gemeint, für den Fall, dass wir Petra befreien müssen.«
»Der spinnt«, meinte Andy.
»Wenn wir eine Spur hätten, gingen wir natürlich sofort zur Polizei«, erklärte Robert ernst. »Deswegen: Augen offen halten. Beobachtet Leute, die euch komisch vorkommen. Man hat jemanden von uns geschnappt, und wir müssen alles dafür tun, damit die Geschichte gut ausgeht.«
»Ich hab ein total mieses Gefühl«, fuhr Sven leise dazwischen. »Irgendwie glaub’ ich, dass alles erst anfängt.«
»Was soll anfangen?«, fragte Martin erstaunt.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Sven und sah zu Boden.