Читать книгу Ein Leben für die Jagd - Gert G. v. Harling - Страница 14
Aufbruch in den Wald?
ОглавлениеUnser Wildmeister erwartete, dass wir ein Reh in maximal fünf Minuten aufbrachen. Heute wird das Wild bei Drückjagden von einem professionellen Team zentral aufgebrochen und der Aufbruch, auch aus Sorge vor der ASP, fachgerecht entsorgt.
Im Winter das Weiß des erlegten Schalenwildes für die Meisen in den Baum hängen, mit Pansen, Milz oder Drossel den Hund genossen machen, Lunge als Schleppe zum Luderplatz und Herz, Leber, Niere in das Gulasch oder gar Brägen für den Eigenverbrauch nutzen, davor ekeln sich »moderne« Stadtmenschen und auch so manche junge Jäger. Stattdessen werden hochwertige Nahrungsmittel vernichtet, denaturalisiert, für viel Geld chemisch entsorgt und so dem natürlichen Kreislauf entzogen. Dass Heerscharen von Tieren, vor allem Klein- und Kleinstlebewesen, von im Wald verbliebenen Aufbrüchen profitieren, wird aus unerklärlichen Gründen ignoriert, »schließlich muss der deutsche Wald sauber bleiben«!
So abscheulich ein von Maden wimmelnder Kadaver wirken mag, so wichtig ist deren Aufgabe für die Umwelt. Durch sie wird Aas in der Natur verarbeitet und beseitigt.
Die Biomasse von Mäusen in deutschen Wäldern ist um ein Vielfaches größer als die des Schalenwildes. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wer diese Millionen kleinen Tierkörper, dazu die zahllosen verendeten oder eingegangenen Vögel, Lurche etc. beseitigt.
Schmeißfliegen gehören neben Totengräbern, Ameisen, Rabenvögeln und Füchsen zur Gesundheitspolizei in der Natur. Fliegen sind Nahrungsgrundlage für viele andere Tierarten wie Spinnen und Libellen, Amphibien, Fische, Fledermäuse und Vögel.
Aber nach letzter Lesart opfern wir doch lieber Fuchs und Igel, Rabe und Greif und vor allem die vielen Tausend, wahrscheinlich weitaus mehr, Kleintiere, Maden und Würmer, Larven und Raupen, Käfer und Fliegen, eine ganze Welt von Mikroorganismen, einer Ideologie, nehmen ihnen ihre Lebensgrundlagen und lassen sie verhungern, man sieht sie ja ohnehin nicht, zumindest »Naturexperten«, die uns vom Schreibtisch aus weise Vorschriften machen, kennen sie nicht.