Читать книгу Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 10

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Der alte Perce Stuart hatte drei Meilen östlich der Stadt einen breiten tiefen Graben quer über die Piste neben dem Fluss angelegt. Er kroch aus dem Loch heraus, kratzte sich im Silberbart und kicherte teuflisch. Die Rinne war so breit, dass ein Rad ganz hineinstürzen und aus eigener Kraft nicht mehr freikommen würde.

Der alte Stuart warf den Spaten in den Fluss, der aufspritzte. Er riss Äste von dem Gestrüpp, das auf der anderen Seite der Piste wucherte und deckte damit das Loch nach und nach ab. Dann ging er zu seinem Pferd, das er weiter nördlich in den immer dichter werdenden Büschen abgestellt hatte, holte sein Gewehr und kehrte zurück.

Aus einiger Entfernung betrachtete der Mann sein Werk, kratzte sich wieder im silbernen Bartgestrüpp und rückte an seinem alten Schlapphut herum.

„Blödsinn, das erkennt keiner!“, redete er sich selbst seine Zweifel aus und schüttelte den Kopf.

Plötzlich duckte er sich. Durch das leise Rauschen des Flusses war deutlich das Knallen einer Peitsche zu hören. Auch andere Geräusche drangen durch das Rauschen des Wassers, wurden zu Hufschlag und Räder rasseln.

Perce Stuart ging zurück und repetierte seine Spencer, die er mit beiden Händen fest gepackt hatte. Seine Schulter und der Arm streiften an den Büschen entlang und ließen sie rascheln. Er war unsicher, fragte sich, ob die Sache nicht eine Nummer zu groß für ihn wäre und er merkte, wie es ihm immer heißer unter der Haut wurde, wie ihm Schweiß ausbrach und das Blut in den Schläfen zu hämmern begann. Er meinte auf einmal zu träumen, wähnte sich weit weg in einem Bett und doch wusste er, dass er auf dieser Piste neben dem Teton-River stand und die Postkutsche hörte. Fratzen schienen zu grinsen und grüne Augen leuchteten scheinbar aus dem Dunkel der Nacht, bis es ihm sogar war, als könnte er ein Kichern hören.

Laut knallte die Peitsche. Die Kutsche schien bereits nahe zu sein.

„Es muss sein!“, stieß Stuart hervor. „Einmal. Kein Mensch kann den Spuren durch die Berge folgen. Und in Oregon führe ich dann ein herrliches Leben!“

Der Schweiß rann ihm über die Stirn, durch die Brauen und in die Augen. Er ging immer noch an den Büschen entlang zurück und hatte sich bereits dreißig Yard von dem abgedeckten Loch in der Piste entfernt. Kaum konnte er es noch sehen.

Wieder knallte die Peitsche. Pferde wieherten. Schemenhaft tauchte das Gefährt in der Dunkelheit auf und die beiden Männer auf dem Bock waren wie schwarze Schemen zu sehen. Die vier Pferde rissen das Gefährt auf die Äste über dem Loch zu, das eine Pferd stürzte mit einem schrillen Wiehern hinein, das andere lief darüber hinweg, wurde von den sich spannenden Geschirren zurück gerissen und stürzte. Die anderen liefen auf, die Deichsel brach mit einem Krachen, der Kutscher schrie, die Kutsche rollte auf die Pferde und der Fahrer flog durch die Luft, landete neben den Tieren und rollte ein Stück zum Fluss hinunter.

Das eine der vorderen Pferde war abermals aufgesprungen jagte mit abgerissenen Sielen davon. Der junge Begleitmann war auf die Pferde gestürzt und befreite sich.

Stuart legte das Gewehr an und feuerte auf die Gestalt. Der Mündungsblitz blendete den alten Teufel und das Krachen übertönte das wie tödliches Geschrei klingende Wiehern der Pferde und das Brüllen des jungen Burschen, der gegen die Büsche taumelte und zusammenbrach.

Stuart repetierte das Gewehr und feuerte solange auf die Pferde, bis sie alle drei tot in dem Loch und halb unter der aufgefahrenen Kutsche lagen und der Pulverrauch über sie hinwegzog.

Perce Stuart näherte sich dem mit dem Gesicht nach unten liegenden Gunman und trat ihm gegen die Schulter.

Sean Welles gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

Da ging der alte Halunke vor den toten drei Pferden vorbei und den Hang bis zu dem dicken Fahrer hinunter. Clyde Matsch lag auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, als hätte er fliegen wollen und den Kopf seltsam verrenkt. Stuart wusste gleich, dass sich der dicke Mann beim Sturz das Genick gebrochen hatte.

„Tut mir leid“, murmelte Stuart, der sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn wischte. Er begriff nicht, dass es so einfach gewesen und schon alles erledigt sein sollte. Aber er sah die hochgeschobene Kutsche auf der Piste, die toten Pferde und den Kutscher mit dem starren glasigen Blick.

Perce Stuart richtete sich auf, klemmte das Gewehr unter den Arm und trat an die Kutsche heran, deren Schlag er öffnete. Er zerrte hastig den Ledersack heraus, warf ihn neben die Kutsche und öffnete ihn mit fliegenden Fingern. Stuart griff in den Sack, brachte einen Goldklumpen zum Vorschein und betrachtete das stumpfe Funkeln, das etwas Rötliches an sich hatte. Er rieb das Nugget über seinen zerschlissenen Ärmel und betrachtete es wieder. Abermals schlug ihm das Herz schneller und brach der Schweiß aus seinen Poren.

„Ich bin reich!“, hauchte er. „Verdammt, ich bin reich!“

Er lachte wie irr, putzte das Nugget am Ärmel und betrachtete es immer wieder. Plötzlich jedoch wurde ihm bewusst, dass auf der Piste zufällig ein Reiter oder ein Wagen auftauchen konnte. Er stand auf und starrte lauschend in das Dunkel.

Irgendwo heulte ein Wolf in der Ferne. Sein Pferd schnaubte ängstlich hinter den Büschen.

Perce Stuart warf das Nugget in den Sack und band ihn zu. Er schaute sich um, wollte vermeiden, etwas zurückzulassen, was auf ihn hinweisen würde. Aber es lag nichts von ihm herum. Er ging um die Kutsche, trat dem jungen Begleitmann abermals gegen die Schulter und beugte sich über ihn. Nein, der gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

Stuart warf sich den Sack über die linke Schulter, hatte das Spencergewehr in der rechten Hand und ging in die laut raschelnden Büsche hinein zu seinem ängstlichen Pferd, das ihn mit neuem Schnauben begrüßte.

„Ich bin ja schon da. — Wir sind reich, Feiler!“, Stuart lachte verrückt, schlug dem Tier gegen den Hals und band den Sack an seinen Sattel. Er machte die Zügel los, schwang sich auf das Pferd und ritt durch das Gestrüpp nach Süden, über die Piste hinweg und in den Fluss, der selbst in der Mitte nur zwei Fuß Tiefe hatte. Der Reiter entfernte sich in westlicher Richtung der Stadt entgegen. Bald verließ er den Teton-River auf der südlichen Seite und trabte durch das Dickicht und über einen Hügel hinweg, von dem aus er die Lichter der Stadt im Norden in der Ferne sah.

Perce Stuart strebte den Bergen im Westen entgegen. Weit dahinter lag Oregon und er war überzeugt, dass dort niemals von einer überfallenen Postkutsche in Montana die Rede sein würde.

Als er die nächste Hügelkuppe erreicht hatte und sein Pferd zügelte, sah er die Lichter der Stadt schon ein wenig östlich. Er war an Choteau vorüber. Wahrscheinlich würden sie erst am folgenden Tag von dem Überfall erfahren. Wenn sie Glück hatten, fanden sie auch seine Spuren, die in den Fluss führten und allenfalls zusätzlich die, welche wieder ans Ufer und hier über die Hügel führte. In den Bergen würde es dann damit mit Sicherheit vorbei sein.

Perce Stuart ritt im Westen von der Hügelkuppe und durch das weite Grasland den Felsen und Bergwäldern entgegen. Die Nacht verschluckte ihn in ihrer Schwärze.

Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane

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