Читать книгу Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 18
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ОглавлениеBurt Mercer lag noch immer am Rande des Bergwaldes und beobachtete den See, die Grotte und die Männer bei der Hütte. Die Frau war in dem windschiefen Gebäude vor längerer Zeit verschwunden. Rauch stieg aus dem Rauchfang.
Burt spürte, wie ihm der Hunger zuzusetzen begann. Im Tal sah er die drei
Männer zur Hütte gehen und in ihr verschwinden. Die Poker-Lady schien das Essen fertig zu haben.
Dem Marshal schmerzten die Kiefer und das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Er hatte alle möglichen Vorstellungen, was die vier da unten jetzt essen könnten und tröstete sich schließlich mit dem Gedanken, dass sie ihre Vorbereitungen bald abgeschlossen haben mussten, den See überqueren würden und er selbst dann vielleicht noch etwas in der Hütte finden konnte.
Nach einer Weile traten Green und Porter als erste erneut aus der Hütte, liefen am Korral vorbei und kippten am See das Boot um. Auf dem nassen Sand blieb ein Winchestergewehr Modell 66 liegen, das die beiden nicht beachteten. Es musste eine Waffe von Quincy Hingle sein, die der vielleicht bei dem versteckten Boot aufbewahrt hatte.
Auch Zander und die rothaarige Frau tauchten wieder auf. Die Poker-Lady schaffte einen Sack zu dem Boot, den sie ins Innere legte. Sie packten ihre Waffen hinein, schoben das Boot ins Wasser und stiegen ein. Zander hatte ein Brett dabei, das er dann als Paddel benutzte.
Der Marshal beobachtete das Boot, bis es jenseits des Sees war und in der Grotte verschwand. Ein paar Herzschläge lang wartete er noch, dann kroch er zurück, stand im Wald auf, lief durch das fahle Dunkel und hinter einer Felsleiste hinunter in die Schlucht, in der er den Grauschimmel in einer Nische verborgen hatte.
Das Tier war noch da und schnaubte bei Burts Annäherung leise.
„Ist ja gut.“ Mercer schlug dem Grauschimmel gegen den Hals, führte ihn aus dem Spalt und zu einem Stein, auf den er stieg, um mühelos auf den Rücken des Pferdes zu gelangen.
Burt Mercer ritt durch die Schlucht zurück und erreichte das Tal. Wachsam, den Revolver in der Hand, näherte er sich der Hütte. Die Tür stand offen, das Gewehr lag noch unten am Ufer in der Sonne und trocknete wie der Sand rundum, der Korral war offen und alles deutete darauf hin, als wären die Bewohner nur mal in die Büsche gegangen, um jede Sekunde wieder aufzutauchen.
Burt ritt in den Korral und rutschte vom Rücken des Pferdes. Hier würde das Tier unter den anderen kaum auffallen, wenn bei der Grotte jemand heraustreten sollte, um das Anwesen zu beobachten.
Er ging in die Hütte und fand noch Pökelfleisch, Maisbrot und geräucherten Schinken. Essend trat er ans Fenster und beobachtete die Grotte. Niemand ließ sich sehen. Burt schaute zum Stand der Sonne. Es würde noch viele Stunden dauern, bis die Nacht anbrach.
Er ging hinaus, betrat den Korral und schaute in die Regentonne. Der Sack mit dem Gold lag noch darin. Sein Blick wanderte weiter, hinaus auf den See und zu der goldenen Felswand. Sie hatte einen ganz eigenartigen Schimmer, wenn das Sonnenlicht auf sie fiel: so, als wäre das Gold überall verteilt. Aber das stimmte natürlich nicht, es war nur der Farbton des Gesteins, der diesen Eindruck vermittelte.
Er musste jetzt hinüber. Sie hatten ihn töten wollen, weil er auf einmal eine Gefahr für sie dargestellt hatte, zumindest so, wie sie es sahen. Und dafür wollte er sich revanchieren. Zudem waren sie allesamt zu Mördern geworden, außer der Poker-Lady, die wohl nur dem Glück nachjagte, egal wie und auf welche Tour.
Er holte das Gewehr vom Ufer, ging rückwärts in die Hütte, den Blick weiterhin auf die Grotte gerichtet. In der Hütte reinigte er das Gewehr, suchte Patronen dafür und lud es. Als er wieder hinaustrat, ließ sich auf der anderen Seeseite noch immer niemand sehen.
Burt ging um das Gebäude herum und durch das Gestrüpp zu der Wand im Norden. Er erreichte den Ufersaum, den die Banditen nach der Explosion des Bootes angeschwommen hatten. Ihre Spuren ließen sich im Sand noch erkennen. Burt zog sich aus, bündelte seine Kleider mit dem Colt in der Mitte und dem Gewehr obenauf und band sie sich auf den Rücken. Dann lief er in das schnell tiefer werdende Wasser und schwamm langsam und fast geräuschlos dicht an dem weit in den See geschobenen Felsvorsprung entlang und der Grotte entgegen. Sein Blick war noch immer auf den dunkel gähnenden Schlund der Höhle im Wasser gerichtet und er wusste, dass er verloren war, wenn jetzt doch einer der Kerle auftauchen sollte, um nach dem Rechten zu sehen.
Aber sie kamen nicht. Burt erreichte den Sandstreifen links der Grotte, lief ihn hinauf zur warmen Felswand, wo das Ufer auf die Länge von zwei Fuß trocken war und nahm das Bündel ab. Er lauschte dabei in das Dunkel des Berges hinein, vermochte aber nichts zu hören. Am Hemd trocknete er sich ab, zog die Kleider an und schnallte den Patronengurt um. Er nahm die Winchester und glitt an der warmen Wand entlang in die Grotte hinein. Nur dicht an dem bizarren Felsen setzte sich der Sandstreifen fort, stellenweise vom Wasser leicht überspült. Burt ging an den Felsnadeln und den pfeilerähnlichen Gebilden vorbei und sah am abfallenden Weg eine brennende Petroleumlampe stehen.
Das Gewehr angeschlagen wartete er zunächst, dass einer der Kerle oder die Frau auftauchen würden. Aber nichts geschah. Burt kam schließlich zu der Überzeugung, dass sie die brennende Lampe nur als Orientierungszeichen stehengelassen hatten, falls sie sich verirrten und zufällig in die Nähe kamen, dass sie dann wissen konnten, wo sie sich befanden.
Er verließ den Schutz der Felsen und ging an der Lampe vorbei. Hinter einem Vorsprung lagen Pechfackeln auf dem Boden, ein Revolver, Sprengpulver, Lunten, Patronen und Schwefelhölzer. Burt steckte Patronen in die Taschen und schob sich den Revolver hinter den Hosenbund. Er lief mit einer Fackel den abfallenden Weg hinunter, bis es um ihn so schwarz war, dass er nicht mehr die Hand vor den Augen erkannte. Da klemmte er die Winchester 66 zwischen die Beine, nahm ein Schwefelholz aus der Tasche und rieb es am Schloss des Gewehres an. Er hielt die kleine Flamme an das Pech der Fackel und ließ es fallen. Die Flamme schoss mit Rauch über den ganzen Kopf der Fackel hinweg. Das Licht erhellte den Gang in die Tiefe und warf lange Schatten über die zerrissenen glitzernden Wände.