Читать книгу Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 8

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Oben auf dem Kamm der Schlucht ritten Indianer. Sie verfolgten und jagten die Kutsche, die sich in rasender Fahrt durch den abschüssigen Canyon bewegte.

Der Fahrer stand auf dem Bock, knallte wie verrückt mit der Peitsche und schlug so auf die Pferde ein, dass ihnen der Schaum vorm Maul stand, der aber durch das irrsinnige Tempo in dicken Flocken durch die Luft wirbelte.

Der Begleiter lag auf dem Kutschendach innerhalb der Eiseneinfassung und feuerte unaufhörlich auf die Indianer.

Und das Begleitkommando der Kutsche, die fünf Revolvermänner der Goldmine, schoss ebenso wie der Teufel pausenlos auf die wilde Horde.

Ein Indianer wurde getroffen und warf die Arme in die Luft. Sein Schrei vermischte sich mit dem infernalischen Krachen, das von den Felswänden widerhallte.

Die Teton Dakotas trieben ihre Pferde dann den Kamm herunter und jagten weiter hinter der Kutsche her. Es waren ungefähr zwanzig Reiter, die über die Höhe stürmten und in den Canyon herunter sprengten. „Verdammt, die werden wir so nicht los!“, rief Melvin Green, der Anführer der Revolvermänner, ein großer dunkelhaariger Mann mit kalten Augen, der ganz in schwarzes Leder gekleidet war. „Anhalten!“

Die fünf Männer zügelten die Pferde und wendeten sie um.

Die Dakotas feuerten aus alten Gewehren, die ungenau schossen. Kugeln streiften die Felsen und wimmerten über die Reiter hinweg, stiegen als sirrende Querschläger in den Himmel, der sich blau über den Bergen spannte und trafen den Boden der Schlucht.

Die Revolvermänner feuerten aus ihren Winchestergewehren zurück, repetierten und schossen wieder. Es war ein ohrenbetäubendes Schnellfeuer, das die Indianer ansprang und Lücken in ihre Reihen riss. Ein Pferd flog durch die Luft und knallte gegen die Wand. Andere stürzten hinter die Tiere und rollten über den abfallenden Boden. Der Dakota an der Spitze, der vier lange Adlerfedern im Haar hatte, wurde ebenfalls getroffen und fiel auf den Hals seines scheuenden Tieres. Sein Schimmel stieg auf die Hinterhand und wirbelte mit den Hufen. Der Anführer der Indianer stürzte darauf rittlings von der verwaschenen Satteldecke und blieb tot auf dem Boden liegen.

Die restlichen Teton Dakotas hatten ihre Pferde gezügelt. Und während sie noch auf ihren toten Häuptling starrten, schossen die gnadenlosen Revolvermänner der Mine weiter in den Haufen hinein, der förmlich auseinander gefetzt wurde und keine Chance mehr hatte, an die Kutsche heranzukommen. Noch ein paar starben um den Häuptling herum, der Rest ergriff die Flucht, jagte in wilder Panik die Schlucht wieder hinauf und verschwand dann wieder hinter der Kuppe des Weges.

Die Revolvermänner ließen jetzt die Gewehre sinken und schauten sich gegenseitig an.

Fred Tamplin, mit zwanzig Jahren der jüngste, grinste zufrieden und zeigte seine kräftigen Zähne. „Denen haben wir’s gezeigt, was, Melvin?“

Auch die anderen grinsten. Melvin Green spuckte auf den Boden und lud die Winchester, den Blick auf den Staub und Pulverrauch gerichtet, in dem die Indianer verschwunden waren.

„Ob die wussten, was in der Kutsche liegt?“, fragte Crim Porter, ein großer Mann mit langen hellblonden Haaren, der einen hellbraunen Wildlederanzug mit Fransen trug und nun ebenfalls begann, sein Gewehr zu laden.

„Es ist immer Gold in der Kutsche, wenn wir dabei sind“, erwiderte Melvin Green. „Aber es ist selten so wenig wie diesmal. Ich glaube, die haben uns gesehen und es einfach mal versucht. Wer weiß, ob sie überhaupt etwas von dem Gold wissen. Die Mine ist weit von hier entfernt.“ Er schob das Gewehr in den Scabbard. „Sehen wir zu, dass wir die Kutsche einholen. Die haben es ja verdammt eilig!“

Die Revolvermänner trieben die herumgezogenen Pferde an und sprengten weiter hinunter in den Canyon, aus dem nun schon weit entfernt das Knallen der Peitsche schallte.

Erst nach einer Weile, dort, wo die Felsen schon flacher wurden und schwarzer Wald die Hänge bedeckte, sahen sie die Kutsche. Der Gunman auf dem Dach schien den Fahrer mit seinem Gewehr anzustoßen und hinter sich zu deuten. Bald darauf kam das Gefährt zum Stehen.

Der dicke Kutscher war ebenso in Schweiß gebadet wie seine vier Pferde und schaute gespannt auf die Revolvermänner, die wie vom Teufel gehetzt heran fegten und die Pferde hart zurück rissen. Sie lachten über die sichtbare Angst des Fahrers und hänselten den unsicher wirkenden Begleiter, der nun auf den Bock kletterte.

„Die sehen wir nie mehr wieder“, sagte Green. „Aber dass man Indianer unterwegs trifft, damit muss man immer rechnen.“

„Und deshalb bezahlt dich der Boss auch, Sean“, setzte der blonde Crim Porter hinzu.

Die anderen lachten selbstgefällig und hämisch. Der Kutscher trieb die Pferde an und sagte: „Sean muss sich erst daran gewöhnen. Er ist ja noch neu.“

„Dir geht doch auch der Hintern mit Grundeis“, entgegnete Les Zander, ein kleiner krummbeiniger und verschlagen dreinschauender Reiter, der mit fünfunddreißig der älteste der Revolvermänner war.

„Es wäre mir lieber, ihr bleibt bis Great Falls am Missouri dabei“, brummte der Begleitmann.

„Machen wir aber nicht.“ Melvin Green grinste zum Bock hinauf. „In Choteau ist für uns Sense, Hombre. Da nehmen wir ordentlich einen zur Brust und kehren dann morgen in aller Frühe um.“

„Und von dort aus geht es durch die Ebene, da habt ihr nichts mehr zu fürchten. Die Teton Dakotas verlassen die Berge nicht.“

„Als ob du wüsstest, was in den Köpfen der verdammten Sioux vor sich geht!“, schimpfte der Fahrer, der mit der Peitsche knallte. „Kein Mensch weiß das!“

„Sie sind meistens harmlos“, sagte Les Zander. „Selbst in den Bergen hat man sie kaum zu fürchten. Wer weiß, was ihnen heute in den Köpfen herumspukte. Aber aus den Bergen reiten sie nicht, seit es Weiße am Teton River gibt.“

„Und wenn du trotzdem noch Angst hast, musst du wieder abheuern, Sean, mein Junge!“ Melvin Green lachte leise und grinste zum Bock hinauf.

Der junge Gunman starrte ihn wütend an und fluchte, blickte aber dann stur über die Pferde hinweg, entschlossen, zu schweigen.

„Die Kutsche ist südöstlich von Choteau niemals angegriffen worden“, redete Les Zander weiter.

Melvin Green ließ sein Pferd etwas zurückfallen und schaute in das Gefährt hinein. Es war leer, hatte an diesem Tage nur den kleinen Ledersack mit dem Rohgold aus der Mine zu befördern und keinen einzigen Fahrgast aus der nördlichsten Region Montanas.

Die kahlen Wände traten zurück, flachten sich rasch weiter ab und die bewaldeten Hänge schoben sich bis herunter zur Sohle, deren steiniger Untergrund von Sand abgelöst wurde. Das Sonnenlicht erreichte das Gefährt. Schatten wurden auf den Boden gezeichnet und sprangen über Steine und Bäume hinweg. Bald traten auch die Hänge zurück und vor der Kutsche und den Reitern öffnete sich das Hügelland, wohinter sich die Prärie erstreckte, soweit der Blick nach Süden und Westen reichte. Der Teton River kam aus einem schmalen Canyon, in dem er schäumend und rauschend über Hindernisse sprang, schlängelte sich hinaus und verschwand zwischen den Hügeln, ein endloses Silberband, dem die Piste nach Choteau folgte.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass dies noch nicht alles war“, sagte der junge Begleitmann der Kutsche.

„Du hast Angst, Sean.“ Les Zander lachte polternd.

Die anderen stimmten ein.

„Der hohe Lohn hat dich wohl zu sehr gelockt“, sagte Milt Turny, der eine lange Messernarbe auf der linken Wange hat, die dunkel zu glühen begann.

Sean Welles starrte ihn wütend an. „Kein Mensch hat mir gesagt, dass mit der Wells-Fargo-Kutsche regelmäßig Gold aus eurer verdammten Mine befördert wird!“

„Na, so ein Pech!“ Melvin Green schüttelte den Kopf. „Das hätten sie dir aber wirklich sagen müssen, Sonny!“

Marshal Burt Mercer war ein großer dunkelblonder Mann mit grauen Augen. Er trug einen braunen Cordanzug und hatte einen sandfarbenen Hut auf dem Kopf und einen silbernen Stern an der Jacke, der im Licht der Nachmittagssonne leuchtete. Burt war achtundzwanzig Jahre alt und seit ein paar Monaten der Marshal von Choteau. Er lehnte an einer Vorbaustütze vor dem Office, das aus einer jämmerlichen Holzhütte bestand, die aus Kistenbrettern zusammengenagelt war. Burt blickte auf die beiden alten Männer aus den Bergen, die vor dem Mietstall standen und offensichtlich um ein Bärenfell feilschten. Er hatte sie beide hier kennengelernt. Der eine war der Fallensteller Quincy Hingle, der oben am Teton-See in einer Hütte hauste und der andere Perce Stuart, ein undurchsichtiger Kerl, dessen Hütte Burt Mercer nicht gefunden hatte, obwohl ihm Hingle den Weg beschrieb, als er einmal da oben gewesen war.

Quincy Hingle wandte sich um und zeigte Burt das Fell des Braunbären. „Was sagen Sie dazu, Marshal, ist es zwanzig Dollar wert oder nicht?“

„Es hat Löcher so groß wie Kinderfäuste!“, schimpfte Perce Stuart. „Wer dafür mehr als fünf Dollar gibt, ist verrückt. — Stimmt doch, Marshal, oder?“

Burt Mercer lächelte die beiden alten Bergteufel an. Stuart war mit sechzig der ältere, sah aber wie über siebzig aus mit seinem Silberbart, den tiefen Runen im Gesicht und dem zerfressenen Schlapphut auf den schütteren Haaren. Er war schmutzig und stank gegen den Wind und seine Kleidung war zerrissen.

Quincy Hingle, obwohl auch bereits achtundfünfzig, wirkte wesentlich jünger. Aber auch er sah abgerissen aus in dem Prince-Albert-Mantel in dessen Nähten der Alkalistaub festsaß, mit dem verbeulten Zylinder auf dem Kopf und dem eisgrauen Stoppelbart, den eine Knollennase krönte.

„Es sind nur ein paar ganz winzige Löcher!“, verteidigte Quincy sein Fell.

„Vielleicht kannst du es Silas Brett im Store andrehen. Mir nicht!“ Stuart

wandte sich ab und ging in den Hof des Stallgebäudes hinein.

„Dann eben nicht“, brummte der Fallensteller. „Wollen Sie nicht ein schönes Fell kaufen, Marshal?“

Burt lächelte, dachte an das rothaarige Mädchen, das bei Quincy Hingle lebte und fragte: „Was macht die Poker-Lady?“

Ein Blitz schoss aus Quincy Hingles Augen. „Das will sie nicht mehr hören und Sie wissen es!“

„Man hat sie zehn Jahre lang so genannt und sie fand nie etwas dabei“, erwiderte Burt.

„Sie haben Sie also schon früher gekannt?“

„Ich hab sie hier und da getroffen; in Julesburg und auch in Medicine Bow, wo sie schließlich zum Teufel gejagt wurde, weil sie zu offensichtlich betrog. — Wissen Sie, was mich wundert?“

„Keine Ahnung.“

„Dass Janice es bei Ihnen in der Einsamkeit der Berge aushält, Quincy. In der Nähe der Indianer, die sie eigentlich sehr fürchten müsste!“

„Es gefällt ihr eben. Und aus den Städten hat man sie schließlich weggejagt. Irgendwo muss der Mensch leben. — Also Sie wollen bestimmt kein erstklassiges Bärenfell kaufen?“

„Nein, bestimmt nicht.“

„Ich muss aber das Fell verkaufen, muss dringend mal einen richtigen Whisky trinken und ein paar Lebensmittel mitbringen, wenn ich zum See reite. Janice verändert sich, wenn ich nichts mitbringe.“

„Haben Sie kein Geld?“

„Wäre ich so versessen darauf, das Fell zu veräußern, wenn ich Dollars hätte, zum Teufel?“ Der Fallensteller fluchte, warf sich das Braunbärenfell über die Schulter und ging auf den Store zu.

Burt ging über die Straße zurück. Im Saloon hörte er die kreischende Stimme eines der Barmädchen. Er stieg zum Fußweg hinauf, lehnte sich gegen den Pfosten und sah weit im Nordosten eine Staubwolke über die Hügel steigen und darunter die Postkutsche auftauchen, die sich näherte. Bald war auch das Knallen der Peitsche zu hören.

Menschen tauchten auf der Straße des kleinen Ortes vor der Schleife des Teton-River auf und jemand rief: „Die Postkutsche kommt!“

Burt sah nun auch die fünf Reiter, die das Gefährt begleiten, nun aber vor der Kutsche her galoppierten und die Stadt schneller erreichten. Mit lautem Geschrei sprengten die wilden Revolvermänner der Goldmine in den Ort. Entsetzte Menschen rannten aus dem Weg, um sich in Sicherheit zu bringen. Mit Gelächter donnerten die Reiter vorbei, einer feuerte aus seinem Revolver in die Luft. Dichter Staub trieb über die Dächer der Holzhäuser, die die einzige Straße von Choteau rechts und links flankierten. Die Reiter zügelten die Pferde vor dem Saloon und sprangen aus den Satteln.

Das Mädchen sang nicht mehr. Es stand mit zwei anderen Bartänzerinnen auf der Veranda vor dem Saloon und lachte den Reitern strahlend entgegen. Sie trugen schillernde Kleider, auf die Sterne aus Pappe genäht waren, was ziemlich albern ausschaute. Es waren bodenlange Kleider mit tiefen Ausschnitten, die Mädchen hatten Schals um und Hüte mit langen Federn auf den Köpfen. Ihr Lachen ging in ein Kreischen über, als die Reiter auf die Veranda sprangen und mit den Mädchen den Saloon stürmten.

Indessen hatte auch die Kutsche die Stadt erreicht. Dichter noch trieb der Staub über die Flachdächer. Vor der Station der Wells Fargo lehnte sich der dicke Fahrer zurück und zog die vielen Zügel in den Händen an und zusätzlich stemmte er sein Gewicht auf den langen Holzhebel der Bremse, die ein rechteckiges Brett für den Stiefel des Mannes hatte. Der Staub hüllte das Gefährt vor der Station ein. Eine Frau hustete, dachte aber offensichtlich nicht daran, den Kreis zu verlassen.

„Wir sind von Indianern angegriffen worden!“, rief der neue Gunman. „Und wir haben nichts als das verdammte Gold der Mine hinter den Bergen dabei! Rohgold für zehntausend Dollar, Leute. Aber stellt euch vor, die Revolvermänner wollen nicht weiter mit uns kommen!“

„Das haben die noch nie gemacht“, brummte der Kutscher, schlang die vielen Zügel um eine Stange am Bock und stieg ab. „He, Postagent, wir fahren erst in zwei Stunden weiter. Ich muss was essen und den Staub aus meiner Kehle spülen!“

An der Ecke der Poststation stand Perce Stuart, der abgerissene Halunke aus den Bergen unbemerkt und unbeachtet hinter der Menge und beobachtete die leere Postkutsche und er hörte den Postagenten sagen: „Es fährt von hier auch niemand mit, Kutscher. Ihr könnt froh sein, dass ihr das Gold der Mine transportieren dürft. Wie oft fährt kein Mensch auf dieser Strecke! Vielleicht wäre die Linie schon eingestellt, gäbe es die Mine nicht!“

Der abgerissene Perce Stuart nahm den Schlapphut vom Kopf und wischte über das Schweißband. „Zehntausend Dollar“, murmelte er. „Und nur der Fahrer und ein Greenhorn von einem Gunman dabei. — Verdammt, wenn das noch mal wiederkommt, will ich Hugo heißen!“

Vor der Kutsche wurden die abgehetzten Pferde ausgeschirrt. Der Fahrer und sein junger Begleiter verließen die Kutsche und steuerten den Saloon an.

Die Menge zerstreute sich rasch, nachdem mit der Postkutsche keine Fremden und keine interessanten Nachrichten die Stadt erreicht hatten. Ein kleiner Überfall durch Indianer interessierte kaum.

Perce Stuart rieb sich mit der Faust am Kinn entlang. „Gold für zehntausend muntere Bucks“, murmelte er. Kalt und heiß lief es ihm über den Rücken, als er bedachte, wie vielleicht an das Gold zu gelangen wäre. „Und in zwei Stunden will er weiter!“

Perce Stuart schaute zum Stand der tief im Westen über den Bergen stehenden Sonne. In zwei Stunden war die Sonne verschwunden, es würde dämmrig sein und nicht viel später dunkler. Zwei, drei Meilen jenseits der Stadt fuhr die Kutsche dann bereits durch die Nacht.

Er wischte sich über den Hals, kratzte sich im Nacken, wandte sich ab und ging hinten um die Station herum. Stuart erreichte den Mietstall, in dem sich niemand befand. Er sattelte seinen alten Klepper, führte ihn in den Gang und ließ ihn stehen. Dann schlich er zur Tür und spähte hinaus.

Niemand näherte sich.

Der Mann ging in die Ecke, in der das Werkzeug stand, suchte hinter der Futterkiste und fand einen kurzstieligen Spaten, den er hastig zu seinem Pferd brachte und am Sattel befestigte. Perce Stuart führte sein Pferd aus dem Mietstall und hinter die Gebäude. Er warf noch einen Blick in die Runde, sah aber nichts Verdächtiges. Da schwang er sich in den Sattel, ritt hinter den Häusern vorbei, an einer Hecke entlang und unbemerkt nach Osten.

„He, du, willst du nicht ein schönes Fell kaufen?“, sagte der Fallensteller und stieß den Revolvermann Melvin Green an der Theke im Saloon an.

Der große schwarze Mann wandte sich um, ließ Cecil, das eine Barmädchen los und funkelte den alten Fallensteller böse an.

„Ein schönes Fell!“ Quincy Hingle zeigte die durchlöcherte Haut des Braunbären.

„Hau ab!“

„Sehr preiswert, Mister!“, redete Hingle drängend weiter. „So billig kriegst du nie mehr so ein feines Fell!“

„Verdammt, hau ab!“

„Aber...“ Hingle kam nicht mehr weiter. Der schwarze Revolvermann donnerte ihm die Faust ins Gesicht. Quincy Hingle flog zurück, verlor sein Fell und knallte gegen einen Tisch. Die Mädchen kreischten. Der Fallensteller stürzte zu Boden.

„Idiot“, sagte der Revolvermann Green. „Geh woanders betteln und lass uns in Frieden.“

Der Fallensteller raffte sich brummend auf und nahm sein zusammengeknülltes Fell. „Das wagt ihr verdammten Halunken doch nur mit einem armen alten Mann!“

Green wandte sich nun ganz um. Auch seine Partner ließen von den Mädchen ab und fassten den alten abgerissenen Mann ins Auge.

„Mit einem armen alten Mann könnt ihr es ja auch machen!“, schimpfte der Fallensteller.

„Hau ab, Alter“, sagte Crim Porter, der Revolvermann mit den schulterlangen blonden Haaren. „Sonst kommst du hier nicht mehr lebend hinaus!“

„Halunken!“, schimpfte Hingle. „Mensch, halte doch die Klappe, Oldtimer!“, rief eines der Mädchen mit schrill kreischender Stimme. „Und verschwinde, du störst hier. Geh heim zur Poker-Lady, die wartet bestimmt schon auf dich!“

Die anderen Mädchen lachten. Die Revolvermänner waren angestachelt und grinsten und Tamplin vertrat dem alten Mann aus den Bergen schon den Weg zur Schwingtür, bevor Hingle davon etwas merkte.

„Mit einem alten Mann könnt ihres ja machen!“, grollte er noch, ging weiter zurück und prallte gegen Tamplin.

Der Kerl stieß ihn vorwärts, Hingle rannte gegen seinen Willen auf Green zu, sah dessen böses Grinsen und eine Faust, die wie aus dem Nichts kam und ihn ins Gesicht traf. Er schrie röchelnd, spürte, wie seine Knie nachgaben und meinte, Feuer würde vor seinem Gesicht zerplatzen.

Quincy Hingle stürzte unter dem wüsten Gelächter der Kerle auf den Boden.

„Hebt ihn auf!“, befahl Melvin Green.

Milt Turny und Les Zander zerrten den alten Fallensteller von den schmutzigen Dielen, aus denen Staub gestiegen war, der Quincy Hingle einhüllte. Noch benommen hing er in den Fäusten der brutal lachenden Kerle, blinzelte und sah Greens teuflische Visage dreimal nebeneinander.

In der nächsten Sekunde traf die Faust den alten Mann wieder und eine zweite Explosion ging durch seinen Kopf. Seine Knie hielten ihn nicht, aber die Fäuste der Kerle verhinderten, dass er wieder stürzte. Und Green schlug gnadenlos wieder zu, bis dem alten Mann Blut aus der Nase lief und sein Stöhnen zu einem Ächzen herabsank. Die beiden anderen ließen los und Hingle fiel auf die Dielen.

„Und nun mit mir“, sagte die Stimme des Marshals hinter den beiden.

Sie fuhren herum, sahen Tamplin gegen die Theke prallen und Burt Mercer vor sich. Sie wollten zuschlagen, aber dazu kam es nicht mehr.

Burt hatte die beiden Kerle an den Köpfen gepackt und schlug ihre Schädel mit solcher Wucht zusammen, dass sie augenblicklich das Bewusstsein verloren und rechts und links vom Fallensteller zusammenbrachen.

Tamplin wollte den Marshal von hinten angreifen und Crim Porter hatte die Hand auf den Revolverkolben gelegt.

„Nicht!“, rief Green, der Burt Mercer scharf angrinste und die großen Hände zu Fäusten ballte.

Porter ließ den Revolverkolben los und Tamplins Haltung entspannte sich. Der Fallensteller stöhnte. Die beiden Kerle auf den Dielen rührten sich nicht.

„Also dann wir zwei!“ Green lachte auf und sprang so plötzlich vorwärts, dass er Burt fast noch überrascht hätte. Im letzten Moment konnte der Marshal den Arm heben und die Faust abblocken. Dafür bekam er einen Tritt in den Leib, krümmte sich stöhnend zusammen und schwankte. Ein Knie traf ihn ins Gesicht, riss ihn wieder in die Höhe und ließ ihn heftiger taumeln.

„Ich mache dich fertig!“, rief Green, setzte nach und schlug zu. Lahm nahm Burt noch den Kopf und wurde gegen das Ohr getroffen. Er knallte neben der Tür gegen die Wand, riss sich mit aller Macht zusammen, wehrte den folgenden Angriff ab und schmetterte, völlig überraschend die Faust in Greens überheblich grinsendes Gesicht.

Melvin Green flog bis zu einem Tisch zurück, der über den Boden geschoben wurde.

Die Mädchen kreischten und flohen in den Hintergrund und der Postfahrer, der am nächsten Tisch eine Suppe aß, nahm seinen Teller und sagte etwas zu dem jungen Begleitmann. Beide zogen sich wie die Mädchen zurück.

Melvin Green aber griff nach der Lehne eines Stuhles, schwang ihn in die Höhe und schleuderte ihn Burt Mercer entgegen. Der Marshal duckte sich, der Stuhl knallte gegen die Wand, zerbarst und die einzelnen Holzteile fielen auf den Boden und trafen Burt gegen die Schultern.

Der Marshal sah Green kommen und entging dessen Faust durch eine rasche Drehung. Green schlug gegen die Bretterwand. Der Marshal schmetterte ihm die Faust aufs Ohr und da taumelte Green bis zum Tresen hinüber und brach zwischen den beiden anderen und den bleich gewordenen Mädchen zusammen.

Burt schaute in der Runde herum. „Ich hoffe, ihr könnt nun miteinander auskommen. Wenn nicht, werden ein paar aus der Stadt gejagt und dürfen sich hier so schnell nicht wieder blicken lassen. — Habt ihr verstanden?“

Die Revolvermänner gaben keine Antwort. Aber der Salooner knurrte: „Quincy, der alte Trottel aus den Bergen, der ist an allem Schuld! Kann er denn die Männer nicht in Frieden lassen? Die wollen hier in Ruhe ihren Whisky trinken und nicht ein altes Braunbärfell kaufen. — Na ja, ist doch wahr!“

Der Trapper hatte sich gesetzt und wischte sich das Blut von der Nase. Auch die beiden Revolvermänner waren zu sich gekommen und wälzten sich ächzend und stöhnend auf dem Boden herum. Tamplin gab Melvin Green aus einem Wasserglas Whisky zu trinken und das brachte auch den wieder zu sich.

Burt Mercer verließ den Saloon.

Die Männer standen auf. Quincy Hingle raffte sein durchlöchertes Fell vom Boden auf und zog sich zur Tür zurück.

„Verschwinde und lass dich so schnell nicht wieder sehen!“, schimpfte der Salooner. „Alter Bettler! Er wird den ganzen lieben Tag auf der faulen Haut liegen, dass er so arm ist! Es gibt nämlich genug Wild in den Bergen. Er könnte massig Fleisch und Felle haben!“

Quincy Hingle verließ den Saloon, lief zum Mietstall und sattelte sein Pferd; einen alten, durchgebogenen Klepper, dem bereits Zähne fehlten und dessen Alter undefinierbar war.

Burt Mercer stand vor seinem Office und schaute dem Reiter nach, der die Stadt in westlicher Richtung verließ.

Die Sonne war inzwischen hinter den Bergen versunken und die Dämmerung schob sich von Osten über das weite Hügelland, verdrängte das Blau am Himmel und wurde von der Schwärze der Nacht rasch verfolgt. Der Reiter verschwand in dem schwachen Licht der Dämmerung, das ihn zu verschlucken schien, kaum dass er sich einige hundert Yard von Choteau entfernt hatte.

Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane

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