Читать книгу Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 12

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„Marshal!“, rief eine bellende Stimme.

Burt war am Tisch eingeschlafen, fuhr aber bei dem Ruf in die Höhe und starrte auf das Fenster, hinter dem er das aus dem Saloon fallende Licht erkannte.

Menschen hasteten draußen die Straße hinauf.

„Marshal!“, meldete sich die Stimme wieder.

Burt Mercer lief um den Tisch herum und riss die Tür auf.

Die Revolvermänner waren vor der Schwingtür mit den Mädchen aufgetaucht.

„Es ist der neue Kutschenbegleiter!“, schrie der Postagent durch die Stadt.

Ungenau erkannte Burt einen auf den Hals eines Pferdes gesunkenen Reiter, um den sich die Menge staute. Er verließ den Fußweg, lief die Straße hinunter und kämpfte sich durch die Menge.

Der Postagent stützte den Reiter, der nach der Seite rutschte. Burt erreichte den Mann, griff zu und sie zogen ihn herunter und legten ihn auf die Straße. Welles stöhnte mit geschlossenen Augen.

„Platz da, zur Hölle!“, befahl einer der Revolvermänner aus der Goldmine hinter den Bergen.

„Holt den Barbier“, sagte Burt Mercer.

Der Postagent drängte das Wagenpferd mit den abgerissenen Zuggeschirren zur Seite. Die Revolvermänner bahnten sich mit Gewalt einen Weg durch die Menge, blieben aber stehen, als sie den Mann sahen, der auf dem Boden lag.

„Die Kutsche ist überfallen worden“, sagte der Postagent. „Es gibt keine andere Erklärung dafür.“

Die bleichen Lippen des Verletzten bewegten sich, aber er sagte kein Wort und auch seine Augen blieben geschlossen.

Der Barbier, ein kleiner weißhaariger Mann, tauchte auf, kniete neben Burt, öffnete eine schwarze Ledertasche und ließ den Verletzten an einer kleinen, braunen Flasche riechen. „Das wirkt immer“, erklärte der Mann.

Die Lider des Begleitmannes zuckten und hoben sich. Verwirrt schaute er um sich.

„Was ist passiert?“, fragte Burt drängend.

„Über... Überfallen!“, stieß Welles hervor.

Melvin Green, der schwarzhaarige Revolvermann, fuhr herum und winkte den anderen. „Die Pferde! Das kann nicht sehr weit von hier entfernt passiert sein!“

Die Kerle schoben sich aus der Menge und rannten zum Mietstall hinauf.

„Weiter!“, bedrängte Burt den Mann. „Wie viele Banditen waren es?“

Wieder zuckten Welles Lippen, bevor er hauchte: „Ein... Einer!“

Burt schaute noch ein paar Herzschläge lang auf den Verletzten, überlegte, ob es Sinn hatte, weitere Fragen zu stellen, sah aber dann, wie der Blick des Mannes sich verwirrte und seine Lider zufielen.

„Moment, ich bringe ihn gleich zu den Tatsachen zurück!“, rief der Barbier und suchte die Flasche aus der schwarzen Tasche, in die er sie achtlos hatte fallen lassen.

„Schon gut.“ Burt richtete sich auf. „Helfen Sie ihm, wenn Sie können, aber bedrängen Sie ihn nicht mit Fragen.“

„Wie Sie meinen, Marshal. — Also los, Leute, helft mir, ihn in mein Haus zu bringen!“

Burt Mercer verließ den Kreis der Menschen und ging zum Mietstall.

Der erste Revolvermann kam schon mit seinem gesattelten Pferd aus dem Gebäude und sagte: „Sie müssen sich beeilen, wenn Sie mithalten wollen, Marshal!“

Burt ging in das Stallgebäude, das Melvin Green eben verlassen wollte. Er griff dem Mann in die Zügel und hielt das Pferd fest. „Damit wir uns richtig verstehen, Green, der Marshal bin ich!“

Melvin Greens schwarze Augen funkelten spöttisch. „Das sieht man an dem großen Stern. — Da fällt mir ein, der Boss hat uns auch Sterne gegeben. Die hat er extra mal aus New York kommen lassen. — He, Crim, haben wir die Sterne dabei? — Ehrlich, Marshal, wir sind Minenmarshals!“

„Hier sind die Sterne!“ Crim Porter leerte hinter Green im Stallgang eine Tüte aus, die er aus der Satteltasche gezogen hatte. Seine ganze Hand lag voller blitzender Sterne und ein paar fielen auf den Boden.

Die Kerle lachten.

„Wir können die ganze Stadt zu Marshals machen“, sagte Green.

Burt ließ den Zügel los und hob einen der Sterne auf. „Marshal“ stand darauf. „Das ist doch ein Fastnachtsartikel“, erklärte er.

„Ist uns doch egal.“ Green heftete sich einen Stern an die schwarze Lederjacke. „So, jetzt bin ich auch ein Marshal, Marshal.“

„Wenn ihr mir Schwierigkeiten macht oder euch einbildet, Amtshandlungen durchführen zu können, bringe ich euch in Grat Falls zur Anzeige, das verspreche ich euch! Und ihr wartet, bis ich mitreite!“

„Und warum das?“, fragte Crim Porter, der die Sterne verteilt hatte und den Rest einpackte, um ihn in die Satteltasche zu stecken.

„Weil ihr mögliche Spuren vielleicht vernichten würdet und weil es meine Arbeit ist!“

„In Ordnung, lasst ihn.“ Green winkte ab.

Burt ging weiter, sattelte seinen Grauschimmel und führte ihn in den Hof, in dem die Revolvermänner mit den blinkenden Sternen an den Jacken bereits in den Satteln saßen. Sie grinsten wie leibhaftige Teufel und schienen den größten Spaß an dem Überfall zu haben, den sie möglicherweise als eine grandiose Abwechslung betrachteten und als nichts anderes.

Burt stieg auf und ritt auf die Straße. Die Menge war indessen am Saloon vorbeigelaufen und hatte sich hier versammelt. Burt ritt die Straße hinauf, gefolgt von den Revolvermännern.

Die Mädchen winkten und lachten vor dem Saloon und Cecil rief: „Bleibt nicht so lange, sonst wird der Whisky warm, Melvin!“

„Wir beeilen uns, Schatz! Schlaft nur nicht inzwischen ein!“

Die Kerle und die Mädchen lachten. Der Postagent führte das Wagenpferd vorbei. Er schien keine Lust zu haben, die Posse zu begleiten und wurde auch nicht dazu aufgefordert.

Burt trieb seinen Grauschimmel zum Galopp an und sprengte aus der Stadt hinaus.

Der Pulk der Revolvermänner holte ihn ein. Rechts und links von ihm ritten die wilden Kerle aus den Bergen, die sich selbst zu Marshals ernannt hatten und mit denen er sich vor ein paar Stunden noch prügeln musste. Hinter ihnen wehte Staub in die Höhe und wallte dem Mond entgegen, der indessen aufgegangen war.

Nach einer halben Stunde sahen sie die auf der Piste gestoppte Kutsche, die halb im Graben hing und auf den Kadavern lag, von denen ein Schwarm Geier mit heiserem Krächzen aufstieg und heftig mit den Flügeln schlug.

In einiger Entfernung hatten sie alle die Pferde gezügelt und blickten auf die Kutsche, die toten Pferde, die Büsche und den Fluss, der jetzt einem Silberband ähnelte.

„Es ist niemand mehr da“, sagte Melvin Green.

„Das weiß ich auch“, gab Burt zurück, schnalzte mit der Zunge und ritt auf die Kutsche zu.

„Woher willst du wissen, dass niemand mehr da ist, Melvin?“, fragte Tamplin.

„Weißt du es wirklich nicht?“

„Was denn?“

„Die Geier!“

„Ach ja. Natürlich, die würden sich nicht an die Kadaver wagen, wenn jemand in der Nähe wäre.“

„Schlaues Kerlchen.“ Green grinste mit nach unten gebogenen Mundwinkeln.

„Wir sollten ihn zum Hilfs-Marshal degradieren“, schlug Porter vor, der mit dem Ärmel über seinen Stern wischte. „Schäme dich, Fred, so was muss doch ein Marshal nicht erst fragen!“ Porter schüttelte komisch verweisend den Kopf und folgte dem Marshal.

Die anderen schlossen sich an.

Burt war vor den Kadavern abgestiegen. Die Geier hatten den toten Pferden an vielen Stellen mit ihren spitzen Schnäbeln das Fell aufgerissen. Auch den toten Fahrer hatten die Vögel nicht verschont.

„Raffiniert“, sagte Green, als er den Graben genau erkannte.

„Und Clyde hat sich das Genick gebrochen“, setzte Les Zander hinzu, der bei dem toten Fahrer abgestiegen war.

Burt Mercer lief in die Büsche hinein, kam aber bald zurück, nahm sein Pferd am Zügel und blickte auf Green, der die Kutsche durchsucht hatte und nun aus dem Gefährt kam und den Kopf schüttelte.

„Das Gold ist weg, Marshal.“

„Hattet ihr was anderes erwartet?“ Burt Mercer folgte den Spuren zum Ufer des Flusses hinunter, sah die Eindrücke noch auf der Sandbank, die aus dem Wasser ragte, aber dahinter, wo sie überspült war, bereits nicht mehr. Es war gerade noch auf der Sandbank zu erkennen, dass der Reiter nach Westen abgebogen war.

Der Marshal stieg in den Sattel des Grauschimmels und folgte dem Fluss nach Westen. Er musste ins Wasser reiten, um an beiden Ufern Ausschau halten zu können. Bald hörte er Hufschlag und als er über die Schulter schaute, tauchten die Reiter hinter ihm auf und jagten durch das aufspritzende Wasser.

Das erste Licht des neuen Tages erreichte die sechs Reiter in einer breiten Schlucht zwischen schroffen grauen Hängen, deren Kuppen schwarze Waldköpfe hatten. Nebelschleier zogen den Canyon hinunter, der Ebene entgegen.

Les Zander und Milt Turny suchten noch vergebens nach Spuren. Sie waren sogar abgestiegen und den Reitern voraus. Les Zander kam als erster zurück und sagte, dass es sinnlos wäre.

„Wir wissen doch nicht einmal, ob er hier auch geritten ist“, erläuterte Burt. „Und je weiter wir reiten, umso fraglicher wird es, ob wir noch auf der richtigen Spur sind.“

„Heißt das, Sie wollen aufgeben?“, schimpfte Green.

Burt schaute dem schwarzhaarigen Mann ins kantige, dunkel wirkende Gesicht, in dem die Augen trotz der Müdigkeit immer noch blitzten. „Sie wissen doch so gut wie ich, dass uns höchstens noch ein Zufall helfen würde!“

„Dann hoffen wir eben auf einen Zufall!“

„Wenn der Boss erfährt, wie das Gold zum Teufel gegangen ist, geht der in die Luft“, murmelte Porter, der sich versonnen über das lange blonde Haar strich.

Burt schaute in der Runde herum. Sie waren ein wilder furchteinflößender Haufen und doch hatten sie Angst. „Ich verstehe euch nicht“, gab er zurück.

„Wieso?“ Greens Augen zogen sich zusammen.

„Das Gold hat die Post transportiert. Damit habt ihr doch spätestens ab Choteau nichts mehr zu tun.“

„Da der Überfall so kurz hinter der Stadt stattfand, denkt unser Boss unter Garantie anders darüber“, knurrte Zander, der auf sein Pferd stieg. „Zumal wir dem Banditen auf der Spur waren!“

„Genau!“ Green nickte bekräftigend. „Na, dann mal weiter!“ Burt Mercer trieb den Grauschimmel an und ritt die Schlucht weiter hinauf.

Der Hufschlag verriet, dass die anderen Männer dem Marshal folgten. Hart klirrte das Gestein und winzige Staubfontänen stiegen in die Höhe. Wachsam hielten sie nach Spuren Ausschau, suchten aber auch die Ränder der Felsen ab, denn sie dachten daran, dass sie erst tags zuvor völlig überraschend von Teton Dakotas angegriffen worden waren. Und je weiter sie kamen, umso mehr verstärkte sich das Gefühl der Unsicherheit. Sie bewegten sich in einem Gebirgsabschnitt, in dem sie besser nicht sein sollten und sie wussten das genau.

Immer weiter ließen sie den Marshal voran, bis sie schließlich hundert Yard von ihm trennten.

Burt hielt an und schaute lächelnd zurück. „Angst, Green?“

Die Kerle zügelten die Pferde ebenfalls. „Sie sind der Marshal!“, rief Melvin Green.

Burt schnalzte mit der Zunge. Mit einem leisen Schnauben setzte sich der Grauschimmel erneut in Bewegung. Er erreichte die Gipfelhöhe der Schlucht. Diese fiel hier stark ab und machte einen sanften Bogen nach Nordwesten. Ein Bach kam aus einer breit klaffenden Felsspalte und lief die Schlucht hinunter. Das Wasser sprang über abgewaschene Steine und über einen überhängenden Felsen hinweg und verschwand hinter der nächsten Biegung.

Burt konnte keine Indianer auf den Felsen am Waldsaum sehen und auf dem Boden gab es keine frischen Spuren, die einen Reiter verraten hätten. Er folgte dem Canyon, warf einen Blick zurück und sah die Revolvermänner mit ihren Fastnachtssternen an den Jacken hinterher reiten. Sie holten nun wieder auf. Burt waren die Kerle während der Nacht gefährlich erschienen mit ihrem unheimlichen Grinsen und der deutlich zur Schau gestellten Überheblichkeit. Jetzt aber war er doch froh, dass er sie bei sich hatte. Denn wenn wirklich noch Indianer auftauchen sollten, war die Chance des Überlebens wesentlich größer.

Immer tiefer führte die Schlucht zwischen die näher zusammenrückenden Hänge. Eine Halde tauchte auf, auf der Geröll lag und Krüppelkiefern bis herunter in den Canyon standen. Es war möglich, durch den Wald aufwärts zu reiten, weswegen Burt dichter an die Halde ritt und den Boden auf ihr genau anschaute. Dort, wo der Felsen wieder steil aufragte und die Halde zu Ende war, zügelte Burt sein Pferd und wartete auf die anderen.

Sie hielten alle an, stiegen nach und nach ab und wuschen sich im kalten Wasser des klaren Bachs. Auch Burt schloss sich an, beobachtete aber weiterhin die Hänge und den Canyon. Danach suchte er im Bach nach Spuren, da er an dieser Stelle breit genug, war, um einen Reiter aufnehmen zu können.

„Wenn der Kerl schnurstracks durch die Berge nach Oregon reitet, holen wir ihn nie mehr ein“, sagte Tamplin mürrisch. „Dann ist er selbst jetzt noch schneller als wir.“

Melvin Green schaute die Schlucht erst hinunter und dann hinauf. „Wollen Sie wirklich aufgeben, Marshal?“

„Ist es für Sie wichtig, wann ich aufgebe?“

Green zuckte die Schultern. „Wenn wir unserem Boss sagen, dass Sie keine Möglichkeit mehr sahen, kann er uns keinen Vorwurf machen. Wir wollen doch nicht schlauer als der Marshal sein!“

Die Kerle grinsten Burt wieder alle an.

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