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Er lehnte sich an den Felsen und schaute nach Osten, wo sich oberhalb der Schlucht die Morgenröte über den Horizont geschoben hatte und das Aufflammen langer Sonnenstrahlen auch das Grau vom Himmel vertrieb.

Die Revolvermänner mit den Spielzeugsternen an den Jacken standen im Halbkreis vor ihm und warteten auf seine Antwort, das war ihnen anzusehen.

„Der Überfall auf die Kutsche geschah nicht deshalb, weil gerade zufällig ein Bandit am Wege stand und das Gefährt durch die Nacht fahren hörte“, sagte Burt versonnen.

„Das können wir uns auch denken“, gab Green bissig grinsend zu. „Zumal der Kerl einen Graben ausgehoben hat, damit die Kutsche auch wirklich nicht vorbeifahren konnte.“

„Eben!“ Burt nickte. „Mit der Kutsche kommt aber bestimmt nicht jeden Tag Gold. Und es könnten auch ein halbes Dutzend Männer in dem Gefährt sitzen, die dem Banditen so einheizen, dass er tot umfällt, bevor er es sich versieht. Mit anderen Worten, das ist ein ziemliches Risiko, was so ein Bandit da allein eingeht.“

Die Kerle grinsten nicht mehr.

„Es sei denn, er weiß...“ Green brach ab und wischte sich das Wasser vom Gesicht.

„Ja, es sei denn, er weiß, dass er es nur mit den beiden Männern auf dem Bock zu tun hat.“ Burt nickte. „Genau richtig, Green. Aber das kann der Bandit praktisch nur in Choteau erfahren haben. Dort konnte man gleichzeitig herausfinden, dass Gold mit der Kutsche transportiert wird. Und wenn einer sehr die Ohren spitzte, dann wusste er vielleicht sogar, um wie viel Gold es sich handelt!“

„Verdammt“, murmelte Milt Turny. „Der Marshal denkt messerscharf, das muss man ihm lassen, Melvin!“

„Aber wer käme da in Frage?“, fragte Crim Porter. „Hast du eine Idee, Melvin?“

„Ich wüsste einen, der in die Berge reiten musste, der es hören konnte und der darüber hinaus arm ist wie die Mäuse in den Kirchen.“

Sie starrten ihn alle an.

„Quincy Hingle“, murmelte der kleine krummbeinige Les Zander. „Den hat die Poker-Lady vielleicht geschickt. Die wissen doch, dass immerzu Gold aus der Mine nach Choteau gebracht wird und wir dann umkehren!“

„Genau“, stimmte Green zu.

Der Gedanke erschien Burt Mercer verrückt und logisch zugleich. Verrückt, weil Hingle sicher ein armer Teufel war, solange er denken konnte. Er hätte also schon viel früher auf diesen Gedanken kommen müssen. Logisch aber, weil er wirklich in der Stadt gewesen war, sie vor der Kutsche verlassen hatte, weil er die Kerle hassen musste und weil ihn die Poker-Lady auf den Gedanken sehr wohl gebracht haben konnte.

Green schaute sich um. „Wie finden wir ihn von hier aus, Marshal!“, wollte er wissen.

„Langsam, Leute! Es gibt bis jetzt nicht den geringsten Beweis und es ist sehr fraglich, ob Hingle sich an zwei Männer heranwagen würde. Er hat auch nie Schwierigkeiten mit den Gesetzen gehabt, soviel ich weiß!“

Sie grinsten schon wieder in einer Art, die Burt klarmachte, dass darüber nicht mehr mit ihnen zu reden war. In ihren Köpfen war Quincy Hingle bereits mit Sicherheit der Mann, dessentwegen sie hier herumirrten.

Auch Turny schaute sich um und sagte: „Ich finde den Weg zu Hingles See. Ich war schon dort!“

„Dann los!“, befahl Green.

Die Kerle rannten von neuem Eifer getrieben zu den Pferden, zogen die Gurte nach und schwangen sich in die Sattel. Burt musste sich beeilen, wenn er mithalten wollte. Sie sprengten die Schlucht hinauf und folgten einem Hohlweg. Burt setzte seinen Grauschimmel an die Spitze und sorgte dafür, dass das Tempo nachließ. Schließlich ritten sie erneut im Schritt.

„Keine übereilten Schritte!“, mahnte Burt. „Ich ziehe jeden zur Verantwortung, der etwas Ungesetzliches tut! Haben wir uns verstanden?“

„Denken Sie nicht auch, dass er es war?“, fragte Green.

„Ich rede von etwas völlig anderem, zur Hölle, Green! Wenn er es war, wird er zum Richter gebracht.“

„Das können wir aber einfacher haben!“, maulte Zander.

Burt zügelte sein Pferd und lenkte es quer in den Hohlweg, um den anderen den Weg zu versperren. Kalt funkelten seine grauen Augen. „Wenn ihm einer von euch ohne eigene Not etwas tut, kann er sich auf etwas gefasst machen. Es wäre Mord!“

„Immer vorausgesetzt, er stirbt bei unserer Behandlung“, schränkte Green neuerdings grinsend ein.

Auch die anderen zeigten blitzende Augen und verzogene Gesichter.

„Ihr denkt wohl, ich bluffe, was?“ Burt legte die Hand auf den Revolverkolben. Jetzt war er schon gar nicht mehr froh, diese Kerle bei sich zu haben. Aber nun konnte er sie auch längst nicht mehr loswerden.

„Wir denken, dass der ein verdammtes Stinktier ist, der das Loch gegraben und den Fahrer auf dem Gewissen hat“, sagte Porter grimmig.

„Und dass er den Tod verdient hat!“, setzte Green hinzu.

„So ist es!“, stimmte Zander zu.

Die anderen nickten.

„Was er verdient hat und dafür bekommt, falls es sich so verhält, das

wird der Richter bestimmen. — Haben wir uns verstanden, Green?“

„Also gut, in Ordnung, Sie geben ja doch keine Ruhe. Aber wir bleiben dabei, bis er aufgehängt ist!“

Burt lenkte sein Pferd nach Norden und ritt weiter durch den Hohlweg. Er war erleichtert, wusste aber, dass er sich trotzdem nicht auf diese wilde Horde verlassen konnte, wenn sie Gold bei Hingle fanden. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass er die Hütte des Fallenstellers und Trappers durchsuchte, dass er daran glaubte, das Rohgold dort zu finden. Mühsam schüttelte er den Gedanken ab und achtete wieder mehr auf den Weg und die Wände, die jetzt senkrecht in die Höhe stiegen.

„Wie weit ist es noch?“, fragte Green barsch.

„Nur noch ein paar Minuten.“ Burt blickte nicht hinter sich. Er wusste den Weg zufällig, weil er zweimal bei Hingle gewesen war; das eine Mal, weil er die Poker-Lady hatte sehen wollen und das andere Mal, weil Presspulver im Store für Hingle, der sich nicht in Choteau sehen ließ, eingetroffen war. Der Storebesitzer und Town-Mayor hatte Burt leicht veranlassen können, in die Berge zu reiten, da er ja die Stadtkasse verwaltete und den Marshal zu bezahlen hatte.

Der Hohlweg beschrieb einen scharfen Bogen, führte eine halbe Meile gerade aus und wurde breiter und breiter, bis er sich zu einem weiten Tal mit einem großen spiegelblanken See in der Mitte öffnete. Dichtes Buschwerk stand vor den Reitern, die die Pferde gezügelt hatten. Darüber war das mit Steinen beschwerte Dach einer Hütte zu erkennen. Hinter dem See erhoben sich schroffe senkrechte Felswände mit bizarren Gipfeln und stellenweise Wald auf den Höhen. Die Wände waren bis zu zweihundert Yard hoch. Unter den Wänden gab es Höhlen, in die das in der ersten Sonne schimmernde Wasser führte.

„Seid vorsichtig, es können überall Fallen herumliegen.“ Burt ritt weiter und achtete darauf, dem dichten Buschwerk aus dem Wege zu gehen und folgte einem verwilderten Weg.

Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane

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