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Sie hatten den Toten beerdigt und den Grabhügel mit der Schaufel fest geschlagen. Morgendunst zog durch das Tal und lag wie Nebel über dem See, so dass von der Felswand dahinter nur die Kammhöhe zu erkennen war. Die Grotte sahen die Männer nicht.

Porter und Green schauten noch auf das Grab. Zander warf die Schaufel in einen Busch. Burt ging zu der Bank, setzte sich, stand aber sofort wieder auf und duckte sich.

„Green!“

Die Kerle wandten sich um und weil Burt stur nach Westen schaute, sahen sie in die gleiche Richtung.

Der Dunst im Hohlweg zerflatterte in der rasch zunehmenden Wärme und wie hingezaubert hielten ein paar Indianer zwischen den Felswänden. Es waren fünf, die auf Pferden saßen und Waffen in den Händen hielten.

Einer von ihnen besaß eine Lanze, an die ein grauer Lappen gebunden war.

„Die sind bestimmt schon die halbe Nacht in der Nähe“, flüsterte Porter. „Deshalb sind die Tiere geflohen, Melvin!“

„In die Hütte!“, befahl Burt und trat gleich über die Schwelle.

Die drei Männer folgten ihm. Alle nahmen ihre Gewehre und lockerten die Colts in den Holstern an ihren Patronengurten.

„Die wollen verhandeln.“ Green öffnete das Fenster. „Zumindest versuchen sie, diesen Eindruck zu erwecken.“

Die Indianer setzten die Pferde in Bewegung und ritten langsam näher. So, wie sich der Hohlweg tiefer senkte, war von den Reitern immer weniger zu sehen, bis sie ganz verschwanden. Aber über den Büschen tauchte zuerst die Lanze mit dem grauen Lappen daran wieder auf und dann auch die Köpfe der Indianer, ihre langen blauschwarzen Haare und die Federn in den Schlangenhäuten, die sie als Stirnbänder trugen. Ein Indianer war mit einer Offiziersuniform der Kavallerie bekleidet und sah von allen am malerischsten aus. Die anderen hatten sich mit Ketten aus Glasperlen und Büffelzähnen behängt und trugen Hosen aus Rohleder.

„Das sind aber nicht die, mit denen wir es zu tun hatten“, erklärte Zander.

„Nein, das sind andere“, bestätigte Burt.

Sie beobachteten die Reiter und den Hohlweg, weil sie befürchteten, dort könnten weitere Dakotas auftauchen. Aber das geschah nicht.

„Manchmal zieht so eine kleine Bande ganz allein umher“, sagte Green. „Die gehören dann zu keinem größeren Stamm. Ich könnte mir vorstellen, dass das solche Einzelgänger sind.“

„Jedenfalls sind sie nur fünf.“ Zander grinste boshaft. „Viel zu wenige, als dass wir Angst haben müssten.“

„Sie haben alle Gewehre!“, mahnte Burt.

Sie grinsten ihn an. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, wandte sich ab und trat auf die Türschwelle, das Gewehr an der Hüfte angeschlagen.

Die Dakotas kamen bis zehn Yard vor die Hütte und zügelten nebeneinander die Pferde. Der mit der Lanze und dem Lappen daran rief: „Wir gut Freund!“

Burt ging hinaus. Die Indianer sahen gefährlich aus, auch wenn sie sich abmühten, harmlos zu erscheinen. Sie hatten kleine Säcke, Bogen, Pfeilköcher und anderes an ihren durchlöcherten Satteldecken hängen, unter anderem auch Kochgeräte und Geschirr, Messer und der in der Uniform einen Säbel. „Was wollt ihr?“, fragte Burt. „Kaufen!“

„Was?“

„Der Indianer in der Uniform zeigte auf den Korral. „Pferde!“

„Unsere Pferde?“

„Deine Pferde.“ Der Indianer nickte. „Du mir verkaufen!“

„Hast du denn Geld?“

Der Dakota machte einen Beutel von seinem Sattel los, öffnete die Schnur, beugte sich vor und leerte den Beutel vor seinem Pferd aus. Rohgold flog durch die Luft, schlug auf den Boden „Alle Teufel“, murmelte Zander. „Wo haben die denn das her?“

Burt schluckte seine Überraschung hinunter, gab sich harmlos und sagte: „Was habt ihr denn noch?“

Der Indianer zog eine Uhr mit verbeulten Sprungdeckel aus der Uniformjacke, hielt sie ans Ohr und warf sie dann einfach hinter dem Gold her. „Der geht ja um!“, schimpfte Porter. „Die Uhr ist kaputt“, sagte Burt.

„Was ist die Uhr?“

„Kaputt.“

„Woher wollen Sie denn das wissen, Marshal?“

„Ich weiß es. Es ist Perce Stuarts Uhr. Und in Choteau erzählt man sich, dem seine Uhr wäre nie gegangen.“

„Dann haben die Indianer ...“ Green brach ab.

Unauffällig traten die Revolvermänner hinter Burt nach den Seiten auseinander.

„In Ordnung, nehmt euch nur die Pferde“, sagte Green und winkte zum Korral. „Holt sie euch für das Gold!“ Der Dakota in der Uniform erklärte den anderen, wovon die Rede war und alle fünf ritten hinüber zum Korral. Kaum aber kehrten sie den Revolvermännern halbwegs den Rücken, schlugen die ihre Gewehre an und eröffneten ein rasendes Schnellfeuer.

„Seid ihr verrückt?“, rief Burt.

In das Krachen hinein schrien die Indianer und stürzten auf den Boden. Die Pferde stoben in jäher Panik an der Hütte vorbei. Keiner der Dakotas hatte eine Chance, auch nur eine Waffe auf die Kerle zu richten. Einer, der sich auf dem Boden liegend noch bewegte, wurde gnadenlos getötet.

Aus dem Dunst über dem See kam das Grollen der Schüsse in Intervallen zurück. Die Pferde der Indianer waren in die Büsche geflohen, kamen aber zur Ruhe.

Burt blickte entsetzt von einem der nun grinsenden Kerle zum anderen.

„In Texas soll vor vier Jahren ein General gesagt haben, dass nur tote Indianer gute Indianer sind“, erklärte Green, der auf den Boden spuckte.

„Das muss ich schon mal gehört haben“, murmelte Burt. „Aber glauben konnte ich es bis heute nicht.“

„Warum denn nicht?“

„Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Weißen wirklich alle Indianer ausrotten wollen, Green. Und darauf läuft das doch hinaus.“

„Mit Indianern kann man sich als Weißer nicht verständigen“, sagte Porter.

„Hast du jemals versucht, dich mit ihnen zu verständigen?“

„Nein.“

„Dann kannst du es auch nicht wissen. — Ihr seid des Teufels!“ Burt wandte sich ab und ging in die Hütte.

„Holt die Pferde!“, kommandierte Green. „Die sind in den Büschen stehengeblieben.“

Burt setzte sich an den Tisch. Durch das offenstehende Fenster sah er Porter und Zander zu den Büschen laufen. Green kam in die Hütte und lehnte sein Gewehr an die Wand.

„Der eine hat einen hohen Offizier umgebracht“, sagte Green. „Einen Colonel, wie du sicher an der Uniform gesehen hast.“

Burt gab keine Antwort. Er wusste, wie die meisten Menschen in diesem Land dachten und wie fanatisch der Hass war. Es war sinnlos, dagegen etwas zu sagen, denn Argumente interessierten die Leute nicht.

Green setzte sich und streckte die Beine aus. Auch er schaute hinaus.

Porter und Zander kamen schon bald mit den Pferden und warfen draußen alles auf den Boden, was an die Satteldecken gebunden war. Aus den kleinen Säcken kam noch mehr Gold. Green ging hinaus. Burt folgte ihm und sah, wie Porter das Gold mit einem Fuß zu einem Haufen zusammenschob.

Sie blickten alle darauf. Es war ein ebenso großer Haufen wie der im Boot, den Hingle behauptet hatte, aus einer Ader geschlagen zu haben. Erst jetzt stand endgültig fest, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Das Gold aus der Postkutsche lag dort im Sand und die Uhr mit dem verformten Sprungdeckel schien zu belegen, dass Perce Stuart die Kutsche überfallen, zumindest aber das

Gold hatte. Die fünf Indianer mussten ihn gesehen haben und waren so gnadenlos über ihn hergefallen wie Green und seine Kumpane dann über sie.

„In der Grotte ist wirklich Gold!“, Zander blickte in den Dunst über dem See. „Es gibt dort wirklich Gold, Melvin!“

Auch die anderen schauten mit erneut glitzernden Augen auf das Wasser hinaus.

Burt überlegte, ob es jetzt seine Aufgabe sein konnte, Hingle vor diesen Kerlen zu schützen. Der Trapper hatte Turny die tödliche Verletzung beigebracht und infolge des Irrwegs durch die Berge war er indirekt auch an Tamplins Tod schuldig. Wahrscheinlich würde es jeder Richter so sehen und ihn verurteilen.

In Gedanken schüttelte der Marshal den Kopf. Nein, was hier auszutragen war, ging ihn nichts an.

„Wir fahren wieder hinüber", sagte Porter. „Wir werden das Gold suchen, Melvin!“

Green nickte. „Aber diesmal nehmen wir Lebensmittel mit. Alles, was wir noch finden können. — Machst du mit, Marshal? Die Goldader hat keinen Herrn. Wer sie findet, kann sie ausbeuten!“

„Ich reite nach Choteau zurück“, entgegnete Burt.

„Bist du verrückt?“, fragte Green.

„Vielleicht erscheint euch das verrückt. Ich reite jedenfalls in die Stadt.“ Burt legte die Hand auf den Revolverkolben. „Und das Gold dort nehme ich mit!“

„Und das Gold im Kanu?“, fragte Porter.

„Das gehört Hingle.“

„Das gehört dem, der es verteidigen kann“, verbesserte Green. „Und das dürften wir sein. — Also schön, Marshal, dann trennen sich unsere Wege jetzt. — Les, du wirst dem Marshal das Gold in einen Sack packen!“

„Und die Toten müsst ihr noch beerdigen! Sonst könnt ihr euch in vierundzwanzig Stunden hier vor Geiern und Wölfen nicht mehr retten. Und die Hütte braucht ihr ja sicher noch.“

Green schaute auf die erschossenen Indianer, deren Blut den Boden stellenweise dunkel gefärbt hatte. „Ja, das müssen wir machen. Die müssen verschwinden!“

Zander holte einen Sack aus der Hütte und lud das Rohgold hinein.

„Stuart hat sicher schon lange mal eine Kutsche hochnehmen wollen“, vermutete Porter. „Ich erinnere mich, dass er oft in Choteau herumlungerte, wenn wir in die Stadt kamen. Aber wieso hat er ausgerechnet diesmal zugeschlagen, wo doch gar keine so riesige Beute winkte?“

„Weil diesmal keine Fahrgäste in der Kutsche saßen“, erklärte Burt. „Das nehme ich jedenfalls an. Und mit einem neuen Begleitmann, der obendrein Angst hatte, schien das Unternehmen ein Kinderspiel zu werden. Wurde es ja auch.“

„Perce Stuart wäre mit dem Gold verschwunden, hätten ihn nicht zufällig diese mörderischen Rothäute entdeckt“, murmelte Green gedehnt. „Wie der Zufall doch manchmal sein Spiel treibt!“

Revolver für Wells Fargo: Super Western Sammelband 7 Romane

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