Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 12

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Ringo hebelte eine neue Patrone in den Winchester lauf. Er schaute sich nach dem Mädchen um, dass blass und erschöpft an der Felswand lehnte.

„Gleich ist die Zeit um, Liz!“ Seine Stimme klang tonlos. „Wir gewinnen nichts dabei, wenn du bis zuletzt an meiner Seite ausharrst. Du solltest wirklich gehen, mein Liebes!“

Diesmal lag ein neuer Ausdruck in seinen dunklen Augen. Seine Sorge um das Mädchen, das ihn dreieinhalb Tage lang auf seinem Gewaltritt begleitet hatte, war echt.

Sie schob sich dicht an ihn heran und klammerte sich an ihm fest. „Sie werden es nicht tun, Ringo, solange ich bei dir bin! Ich bleibe!“

„Ich fürchte, du irrst dich! Babcock kann an gar nichts mehr anderes, als an seine Rache denken. Und über Crego und seine Freunde habe ich genug gehört. – Nein, Liz, die Zeit drängt, und du musst ...“

„Ringo, bitte! Sag es nicht! Ich kann es nicht! Ich kann dich nicht allein lassen!“

Ihr Gesicht war ihm so nahe, dass er trotz der Dunkelheit in der Schlucht die Verzweiflung, aber auch gleichzeitig die tiefe Entschlossenheit darin erkannte.

„Zum ersten Mal bereue ich, was im Paradise Saloon in Red Hill geschah. Himmel, ich wünschte, es gäbe wirklich nochmals einen neuen Anfang für uns beide“, sagte er leiser.

Sie schlang ihm die Arme um den Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Ihr Körper war warm, weich und anschmiegsam. Für etliche Sekunden fühlte und dachte Ringo Pearson wieder wie der Mann, der er noch vor einem Jahr gewesen war.

Dann fuhr ein zackender, dreifingriger Blitz über die Schluchtkanten, und alles war schlagartig in bleiches Licht getaucht. Ringo sah die dunklen Gestalten auf der Schluchtsohle heranhuschen. Er schob das Mädchen hastig von sich.

„Da sind sie schon, diese Bluthunde!“ Der alte feurige Zorn brannte in ihm. Im nächsten Moment war es abermals stockfinster zwischen den Felsen. Der Donner schmetterte, als wollte er die Gesteinsmassen zum Einsturz bringen. Ringo repetierte und feuerte aufs Geratewohl erneut. Liz packte seinen Arm.

„Ringo! Dad ist bei ihnen!“

„Soll ich mich erschießen lassen?“, zischte er so wild, dass sie erschrocken zurückwich. Mündungsfeuer peitschten aus dem Gewehr. Dann hämmerten die Kugeln der Gegner gegen die Felskante, die ihn schützte. Ringo ließ sich auf die Knie nieder. Das Wissen um seine Ausweglosigkeit verzerrte sein junges kantiges Gesicht.

„Diese Kojoten! Diese feigen, dreckigen Aasgeier!“ Das Gewehr war leergeschossen. Er ließ es einfach fallen und zog seinen Colt.

Ein neuer Blitz hellte die Schlucht auf Mitten zwischen den Wänden hatte sich Yellows knochige Gestalt noch aufgereckt. Er warf den ersten Dynamitstab. Ringo schoss zu hastig und verfehlte ihn. Der schnell hinterhergejagte Schuss ging ebenfalls ins Leere. Yellow lag bereits der Länge nach am Boden. Links und rechts neben ihm spritzten die anderen huschenden Gestalten förmlich zur Seite. Dann lag Schwärze vor Ringos Augen, und daraus glühte ihn ein winziger roter Funken drohend an.

„Liz, zurück!“, brüllte er, schnellte rückwärts und zerrte das Mädchen mit sich.

Vorne in der Schlucht, halb verdeckt durch den Felsknick, wummerte die Explosion. Eine mächtige Stichflamme drohte die ganze Schlucht mit in die Luft zu reißen. Grellroter Feuerschein sprang hinter der Felsbiegung hervor und legte sich auf die entsetztem Gesichter der beiden Menschen. Liz drückte sich an Ringo. Ihr Schrei ging in der ohrenbetäubenden Detonation unter. Erde, Sand, Gestein wirbelte durch die Luft. Rauch quoll heran. Die unheimliche Lohe sank zusammen. Das Echo hallte noch immer zwischen den Felsen. Die ganze Schlucht schien in Bewegung. Überall knirschte und rieselte Sand und Geröll. Schwere Felsblöcke lösten sich an den Schluchtwänden aus ihrer Verankerung und polterten in die Tiefe. Der beißende Qualm reizte Ringo und das Mädchen zum Husten.

Durch die Geräusche drang eine anfeuernde, heisere Stimme zu ihnen: „Weiter, Yellow! Die nächste Ladung hinterher! Gleich wirst du sie erwischen!“

Ringo drängte Liz mit seinem Körper gegen die Felswand, um sie wenigstens notdürftig zu schützen. Liz flüsterte entsetzt: „Mein Gott! Sie tun’s wirklich!“ Und dann laut und verzweifelt: „Dad! Halt sie auf, Dad! Lass es nicht zu!“

Aber der Explosion folgte rollender Donner, und ihr Schrei verhallte ungehört.

Plötzlich ringelte sich etwas Schwarzes neben ihnen die Felsmauer herab: Das Ende eines Lassos!

Ringos Kopf ruckte in die Höhe. Die Gestalt auf der Schluchtkante über ihnen war mehr zu erahnen, denn zu sehen. Nur ein Fetzen des drängenden Rufs erreichte sie hier unten: „... herauf, ehe ...“

Ringo überlegte keinen Augenblick. „Du zuerst, Liz!“ Er schlang ihr das Seil um den Körper. „Halt dich ganz fest, damit es dir nicht die Luft abschnürt! Hallo, da oben! Du kannst ziehen, Mann!“

Das Lasso straffte sich mit einem Ruck. Liz wurden die Füße von der Erde weggehoben. Handbreit um Handbreit wurde sie an der Schluchtmauer nach oben gehievt.

„Ringo!“, schrie sie. „Ich will dich nicht alleinlassen, Ringo!“

Die neue Hoffnung spornte den Desperado an. Er krallte die Finger ins rissige Gestein und begann zu klettern. Der spärliche Halt zerbröckelte unter seinen Stiefelspitzen. Da hatte er Liz eingeholt und klammerte sich ebenfalls am Lasso fest.

Die Aufwärtsbewegung stockte. Etliche Sekunden geschah nichts, und die beiden Menschen an der Schluchtwand gaben sich verloren. Dann fiel ein zweites Lasso herab. Ringo packte es und

begann sich aufwärts zu hangeln. Liz wurde weitergezogen. Unter ihnen landete die nächste Dynamitstange genau an der Felsbiegung. Der rote lebendige Punkt des Zündfunkens war von hier oben kaum noch zu erkennen. Ringo befand sich schon ein Stück schräg über Liz.

„Schneller!“, schrie er verzweifelt in die Höhe. „Großer Himmel, hol sie hinauf, Mann, schnell, schnell!“

Sekunden später ließ er sich ausgepumpt über die Schluchtkante rollen. Und da war auch das Mädchen schon oben. Kräftige Fäuste packten zu und zerrten sie vom Abgrund weg. Unten jagte das Dynamit in die Luft. Die Druckwelle schleuderte Steinbrocken bis zu ihnen herauf. Ängstliches Pferdegewieher hing in der Luft. Es waren drei Tiere, und der Mann, der Liz und Ringo geholfen hatte, musste alle Kraft aufbieten, um sie am Fleck zu halten. Die Lassos waren an den Sätteln der Gäule befestigt.

„Glenn!“, sagte Liz überrascht.

Der Deputy war in Schweiß gebadet. Wie benommen spähte er in die Tiefe, wo jetzt eine zweite Explosion folgte. Die Schluchtausbuchtung war wie von einer riesigen Fackel ausgefüllt. Ganze Partien lösten sich von den steinernen Wänden und donnerten in sich zusammen. Glenn wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.

„Yellow hat sich ein bisschen verspätet. Anders hätte ich euch nicht mehr helfen können. Liz, warum hast du es so weit kommen lassen?“

Sie erwiderte nichts. Glenn deutete auf die Pferde. „Gäule von der Babcock-Ranch. Steig auf, Liz, wir reiten zum Schluchteingang zurück. Ringo, wirf deine Waffe weg! Du kommst mit!“

Ringo richtete sich langsam auf. Seine Miene war verkniffen.

„Rettest du mir erst das Leben, um mich dann dem Henker auszuliefern?“

„Ich bin nicht deinetwegen hier!“, antwortete Glenn hart. Er zog seinen Colt. Eine ganze Serie von Blitzen flackerte über den White Mountains und tauchte die Szene in gespenstisches Licht.

„Glenn, erwarte keinen Dank von mir!“, warf Liz schnell ein. „Ich stehe nach wie vor zu Ringo!“

„Schlimm für deinen Vater, Liz!“, meinte Glenn bitter.

„Und für dich, was?“, zischte Ringo gehässig. „Merkst du nicht, dass du auch auf diese Weise bei Liz nicht landen kannst, Glenn?“

„Ich glaube“, sagte das Mädchen leise, ohne den Deputy anzusehen, „das weiß er genau, und das will er auch gar nicht bezwecken. Glenn, es gibt kein Zurück für mich! Du achtest meinen Vater, weil du ein Mann bist und ebenfalls den Stern trägst. Es ist traurig, wenn ich es sagen muss, aber ich bringe es nicht mehr fertig. Was da unten geschah ...“ Ihre Stimme brach.

Glenn murmelte herb: „Ich weiß, er wirkt hart und unduldsam. Er ist es vielleicht auch. Aber sicher weiß nur er selber, welchen Preis er dafür bezahlen muss. Du solltest ihn nicht vorschnell verdammen, Liz. Kehr zu ihm zurück, und eines Tages wirst du ihn vielleicht verstehen lernen.“

„Nein, Glenn! Ich reite mit Ringo!“

„Ich bin nicht gekommen, um Ringo zur Flucht zu verhelfen! Ich übergebe ihn dem Sheriff! Ringo, du sollst endlich deinen Revolver wegwerfen!“

Ringo gehorchte zähneknirschend. Steifbeinig ging Glenn auf ihn zu. Der Bandit knurrte: „Ich habe wohl nur geträumt, dass wir mal Freunde waren, was?“

„Versuch mir jetzt bloß nicht einzureden, es war auch nur ein Traum, was ich vor einigen Tagen im Paradise Saloon in Red Hill sah!“ Glenn langte bei Ringo an. „Los, umdrehen! Die Hände auf den Rücken! Die drei Tage Flucht hättest du dir sparen können!“

„Warum jagst du mir nicht gleich eine Kugel durch den Kopf?“

„Es würde mir Leid tun, wenn du mich dazu zwingst! Ringo, tu endlich, was ich dir sage!“

Ringo gehorchte widerwillig.

Glenn zog die Handschellen aus seinem Gürtel. Ehe er sie dem Desperado anlegen konnte, war Liz neben ihm. Sie hatte aus dem Scabbard an Glenns Pferd das Gewehr gezogen.

„Ringo und ich werden das Land für immer verlassen. Geh weg von ihm, Glenn!“

„Nein, Liz, du wirst nicht auf mich schießen! Nicht auf den Mann, dem ihr beide das Leben verdankt!“

Ihre Worte waren betont und schwer: „Ich liebe Ringo! Muss ich wirklich noch mehr sagen?“

„Du weißt nicht, was du tust, Liz! Du wirst eines Tages bereuen, dass du ...“

„Ich weiß, Glenn“, sagte sie mit jäher Sanftheit, „dass du es gut mit mir meinst! Aber diesmal täuschst du dich! Ich werde nichts bereuen! Was Ringo auch gewesen ist, er wird mit mir ein neues Leben anfangen! Ganz bestimmt! Um diese Chance wird uns niemand bringend, Glenn, verstehst du? Ich muss das tun, wenn ich mich nicht ein Leben lang schuldig fühlen will!“ Das Gewehrschloss knackte.

Ringo drehte sich langsam wieder um, ohne dass Glenn es verhinderte. Ringo bückte sich nach seinem Colt. Glenn starrte ihn brennend an.

„Bist du wirklich so gewissenlos, sie mit ins Verderben zu reißen? Gut, du wirst entkommen! Wieder nur mit Liz’ Hilfe! Du bist ihr mehr schuldig als jedem anderen Menschen! Ringo, bezahle deine Schuld, wenigstens einen Teil davon! Sag ihr, wie es im Paradise Saloon wirklich war! Sag ihr, dass du gar nicht daran denkst, von vorne anzufangen. Ich kenne Männer deiner Sorte, Ringo. Du hast geraubt und gemordet. Und du wirst es immer wieder tun!“

„Glenn, sei still!“, knirschte Pearson zornig.

„Die erste Gelegenheit, die sich dir bietet, wirst du wieder nutzen! Eine leicht bewachte Postkutsche, eine Bank irgendwo in einer kleinen, abgelegenen Stadt, ein Haufen Geld am Pokertisch – es gibt viele Möglichkeiten für einen Mann deiner Sorte! Rede mir nur nicht ein, dass du jemals wieder dein Brot mit Lasso und Brenneisen verdienen willst. Dreißig Dollar im Monat! Soviel, wie du schon in einer Woche auszugeben gewohnt bist! Und da willst du Liz dabei haben?“

So jäh und wuchtig schlug Ringo zu, dass Glenn auf den Rücken krachte. Der Colt entfiel ihm. Ehe er ihn schnappen konnte, hatte Ringo die Waffe noch weiter zur Seite gestoßen. Aus funkelnden Augen starrte er auf den Deputy hinab. „Nur weiter! Riskier nur eine große Klappe, wenn du auf ein Stück heißes Blei versessen bist!“

„Ringo!“ Erschrocken fasste Liz nach seinem Arm.

Er entspannte sich. „Tut mir Leid! Er hat den Bogen überspannt, Liz! Immer dasselbe! Niemand glaubt mir, niemand will mir auch nur den Bruchteil einer Chance lassen.“

„Außer mir!“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Die Düsterkeit seiner Miene lockerte sich ein wenig.

„Ja, Liz, außer dir!“ Er legte einen Arm um sie. „Lass dich von diesem Mann nicht beschwatzen, Liebling. Ich werde dich nicht enttäuschen. Das ist mein Ernst. Und das verspreche ich dir!“ Er half ihr auf ein Pferd, saß selber auf und zog auch Glenns Braunen mit sich.

Als Glenn hochkam, ruhte der Fünfundvierziger wieder in seiner Faust. Ein Blitz hob nochmals Ringos sehnige Gestalt scharf umrissen aus der Gewitternacht. Aber Glenn brachte es nicht über sich, auf den Rücken dieses Mannes zu feuern, an dessen Seite Liz Kelly ritt. Als der nächste Blitz folgte, waren die Reitergestalten bereits zwischen Felstürmen und Klippen eingetaucht. Glenn fühlte sich allein und besiegt wie niemals zuvor.

Im prasselnden Regen jagten die Reiter an der Schluchtkante entlang, umringten Glenn und saßen ab. Die zurückgelassenen Lassos redeten eine deutliche Sprache. Wade Crego brach in wüste Verwünschungen aus, lief ein Stück in der Richtung, in der Ringo und das Mädchen verschwunden waren, und blieb dann kopfschüttelnd stehen.

„Hölle und Verdammnis! Alles umsonst! In diesem Wetter findet selbst Mogollon keine Fährte. Zum Satan mit Ihrem verrückten Deputy, Sheriff! Wir sollten den Burschen an Pearsons Stelle aufknüpfen!“

„Entkommen!“, krächzte Babcock, der seltsam verkrümmt im Sattel kauerte. „Verdammt! Das ist …“ Er stöhnte langgezogen und begann zu wanken. Ein Cowboy sprang hinzu und half ihm vom Pferd. Babcocks Beine knickten weg. Er stieß abgehackt hervor: „Eine Kugel in meiner Schulter! Hab sie in der Schlucht erwischt, als Ringo, dieser Höllensohn, wild auf uns feuerte! Und jetzt ... Ahh, Himmel, ich werde nicht einmal mehr nach ihm suchen können!“

Er stöhnte wieder, als ihn die Cowboys unter einen überhängenden Felsen schleppten.

Logan Kelly trat groß und aufrecht vor Glenn und streckte mit unbewegter Miene eine Hand aus.

„Den Stern, Junge! Gib ihn zurück!“

Stumm nestelte Glenn das Abzeichen von seinem Hemd und legte es in Kellys Hand. Ruckartig wandte sich der Sheriff von ihm ab. Im nächsten Augenblick fühlte sich Glenn von derben Fäusten gepackt. Yellow und der Mestize Mogollon hielten ihn fest. Vor ihm tauchte der breitschultrige Wade Crego auf. Das Regenwasser sammelte sich in der Krempe seines riesigen Sombreros und lief ihm auf den Rücken. Mit wutverzerrtem Gesicht schlug Crego zu.

Glenns Kopf zuckte nach hinten. Blut floss ihm aus der Nase. Crego traf ihn wieder. Und da war der Sheriff von Red Hill herumgewirbelt.

„Lasst das! Weg von ihm, oder es kracht!“ Er hielt seinen Revolver in der Faust.

Geduckt lauerte Wade Crego ihn an. „So ist das also! Fehlt nur noch, dass du dem braven Jungen auch noch die Hand schüttelst. Versteh schon, Sternträger, versteh recht gut! Der Hombre hat deine Tochter da ’rausgeholt! Hat es dir erspart, uns im letzten Moment in den Rücken zu fallen, was?“

„Es ist genug, Crego!“, unterbrach ihn Kelly schneidend. „Du weißt genau, dass ich das nicht getan hätte! Wenn ihr Glenn zusammenschlagt, ändert das nichts mehr an Pearsons Flucht. Und ich sehe nicht zu, wie ein Wehrloser verprügelt wird!“

Wade Crego fluchte und winkte seinen Komplicen zu, Glenn loszulassen. Kelly ging zu Babcock hinüber, dem ein Cowboy einen notdürftigen Verband anlegte. Die anderen scharten sich eng um den Boss. Die Stiefel schmatzten in der aufgeweichten Erde. Alle waren bis auf die Haut durchnässt.

„Logan“, flüsterte der Rancher heiser, „hättest du mich in Red Hill nur nicht aufgehalten! Mein Leben lang muss ich mir nun sagen, dass ich Jeff etwas schuldig geblieben bin.“

„Pearson hat es noch nicht geschafft, Sam.“

„Es ist nicht mehr weit bis zur Grenze. Das Land ist weit und wild. Irgendwo wird er spurlos untertauchen, und kein Mensch stöbert ihn dann noch auf. Verdammt, Logan, ich weiß recht gut, wann ich verloren habe.“

„Sam, du hast mein Versprechen, und ich löse es ein!“

„Du gibst noch nicht auf?“ Trotz seiner Schmerzen setzte sich Babcock auf und schaute überrascht zu Kelly hoch. Ruhig löste Kelly das Abzeichen von seiner Jacke und reichte es zusammen mit Glenns Stern dem Rancher.

„Setzt einen neuen Sheriff in Red Hill ein. Ich komme erst wieder ins County zurück, wenn ich Ringo Pearson gestellt habe, Sam, und wenn es Monate und Jahre dauert, ich werde ihn aufspüren! Entweder er landet am Galgen, oder er kämpft und erwischt meine Kugel!“

Babcock schluckte. Zum ersten Mal war seine Stimme frei von Hass. „Und Liz? Wenn du den Stern ablegst, gibt es keine Pflicht mehr für dich!“

„O doch! Du warst mein Freund, Sam, und Jeff dein Sohn! Außerdem habe ich noch nie mein Wort gebrochen! Mach’s gut, Sam! Sieh zu, dass du bald wieder auf die Beine kommst! Adios!“ Er tippte an die Stetsonkrempe und ging ohne Eile zu seinem Pferd, das mit hängendem Kopf im rauschenden Regen stand.

Glenn folgte ihm. „Kelly, ich komme mit!“

Eine Hand auf dem Sattelhorn, drehte sich Logan Kelly um.

„Warum? Um mir wieder in den Rücken zu fallen, wenn ich fast am Ziel bin? Nein, Glenn, ich reite allein.“

„Wie ich Ringo kenne, wird er sich nie mehr freiwillig Handschellen anlegen lassen, wenn Sie ihm jemals stellen sollten! Er wird nur mit einer Kugel zu stoppen sein! Dann ist es besser, ich feuere diese Kugel ab!“

Nachdenklichkeit stahl sich in Logan Kellys Augen, während er Glenn etliche Sekunden lang wortlos musterte. Dann klang seine Stimme scharf und entschlossen wie zuvor: „Ich habe gesagt – nein! Dabei bleibt es!“

Glenns Lippen wurden schmal. „Ich bin kein Deputy mehr, und Sie kein Sheriff! Sie haben mir keine Befehle mehr zu geben!“

„Du wirst trotzdem auf mich hören, mein Junge!“, knurrte Kelly und richtete seinen Colt auf Glenn. Mit einem geschmeidigen Satz saß er im Sattel. Er schien den Regen überhaupt nicht zu spüren.

Glenn schüttelte den Kopf. „Der Bluff zieht nicht. Ein Mann wie Sie schießt keinen Wehrlosen über den Haufen!“ Er spreizte die Hände vom Körper ab und näherte sich langsam einem Pferd.

„Es genügt, wenn ich dich verwunde!“, warnte Kelly.

Glenn ging weiter. Da brach ein Feuerstrahl aus Kellys Waffe. Schlamm spritzte vor Glenns Stiefelspitzen hoch. Glenn blieb stehen.

Kelly murrte dunkel: „Die letzte Warnung. Unterschätze mich nur nicht!“

Glenn starrte ihn an, als habe sich Kelly plötzlich in einen Fremden verwandelt. Plötzlich waren Crego und seine Kopfgeldjäger wieder zur Stelle. „Zieh nur ab, großer Banditenfresser. Der Junge macht dir gewiss keine Schwierigkeiten mehr. He, Trafford, jetzt ist endlich die Abreibung fällig!“

Sie fielen wie Raubtiere über Glenn her. Der ehemalige Deputy sah nur noch, dass Kelly ungerührt seinen Falben antrieb und in den dichten Regenschleiern verschwand. Dann waren um ihn nur noch die hassentstellten Mienen der drei Menschenjäger. Er setzte sich verbissen zur Wehr. Aber ihre hämmernden Fäuste schickten ihn zu Boden. Von den Babcock-Reitern dachte keiner daran, sich einzumischen. Glenn kam keuchend wieder hoch und warf sich in blinder Wut auf Crego. Seine Faust traf den anderen am Kinn, und Crego stolperte fluchend rückwärts. Dann stellte Yellow Glenn ein Bein, und Mogollon sprang ihm wie eine Raubkatze auf den Rücken. Wieder wirbelten ihre Fäuste. Glenn spürte kaum noch Schmerzen. Alles in ihm schien nur noch aus flüssigem Blei zu bestehen, das ihn lähmte und seine Gedanken erstickte. Crego und seine Kumpane ließen erst von ihm ab, als er wie tot in einer Regenlache lag.

Als Glenn zu sich kam, war das Gewitter abgewandert. Es goss noch immer in Strömen. Die Kopfgeldjäger, Babcock und die Cowboys waren verschwunden, alle Spuren vom plätschernden, gurgelnden Wasser verwischt. Nur eins von den struppigen Reservepferden hatten sie ihm zurückgelassen. Glenn brauchte eine Weile, ehe er die Kraft fand sich aufzurichten. Er schwankte zu dem Gaul, und dann brauchte er volle fünf Minuten dazu, sich in den Sattel zu ziehen. Der Regen wusch das Blut von seinem Gesicht und kühlte die Schwellungen. Glenn ritt nordöstlich tiefer in die Berge hinein. Es war die Richtung, die zuerst Ringo und Liz und dann Logan Kelly gewählt hatten.

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