Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 8

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Ausgepumpt langten die drei Reiter bei der Felsformation an, die sich aus dem sandigen, hitzeflimmernden Land erhob. Der Wind war abgeflaut. Die vereinzelten Wolken wirkten wie verlorene Tupfen am bleigrauen Himmel. Männer und Pferde waren von einer klebrigen Schicht aus Staub und Schweiß bedeckt. Vor ihnen lösten sich drei andere Reiter aus dem Schatten zwischen hohen Saguaro-Kakteen.

„Hallo, Jungs, da seid ihr ja endlich. Wird auch Zeit. Dieser verdammte Sheriff ist uns mit seinem Rudel dicht auf den Fersen!“

Tate Rancon, der Anführer der Desperados, war ein großer hagerer Mann, dem das strohgelbe Haar bis auf die knochigen Schultern reichte. Seine Augen waren graugrün, eiskalt und berechnend. Er trug zwei Colts an den Hüften, beide ziemlich hoch geschnallt und mit den Kolben nach vorne. Hush Webster und Mac Drovis hielten links und rechts von ihm. Webster war ein kleiner, drahtiger Bursche mit brandrotem Haar. Drovis, gedrungen, klotzig, hatte einen schwarzen struppigen Bart, der seine untere Gesichtshälfte fast vollständig verbarg. Hadley beugte sich im Sattel vor, während Slaughter aus seiner filzüberzogenen Wasserflasche trank.

„Habt ihr das Geld?“

Tate Rancon klopfte grinsend auf die prallgefüllten Satteltaschen. „Hast du was anderes erwartet? Die Kutsche ist leer. Warum, glaubst du, ist Sheriff Eisenfaust so wild auf uns, he?“

Slaughter ließ sein heiseres Lachen hören. Rancon zog bereits seinen hochbeinigen grauen Hengst herum.

„Und ihr? Alles erledigt, Ringo?“

Pearson nahm Slaughter die Wasserflasche ab, trank ebenfalls und reichte sie wieder zurück. „Jeff Babcock hat bekommen, was ihm zusteht. Aber Glenn Trafford, dieser verrückte Deputy, hat wie wild hinter uns hergeballert. Mein Pferd ist getroffen. Ich kann keine halbe Meile mehr auf dem Klepper zurücklegen, Tate!“

Rancon hob die knochigen Schultern. „Dein Problem!“, äußerte er kalt.

Ein Zucken lief über Ringos schweißverklebtes Gesicht. „Was willst du damit sagen, Tate?“

Der Bandenführer knurrte: „Hörst du schlecht? Ich sagte, dein Problem! Was willst du eigentlich? Es war deine private Angelegenheit nach Red Hill zu reiten und mit diesem Babcock abzurechnen. Zieh uns da nur nicht hinein!“

„Verdammt, Tate, was sagst du da! Du kannst nicht einfach so tun, als gehörte ich plötzlich nicht mehr zu euch. Nicht mit mir, Tate!“ Ringos nervige Rechte näherte sich unauffällig dem Revolvergriff.

Rancons Augen glichen Eissplittern. Er saß völlig reglos im Sattel, und Ringo konnte seine rechte Hand nicht sehen. Die Linke ruhte mit den Zügeln locker auf dem steilen Sattelhorn.

Rancon sagte: „Du bist doch kein Dummkopf, Ringo, oder? Du kannst doch zwei und zwei zusammenzählen. Hier gibt es kein überzähliges Pferd, und der Sternträger ist mit mindestens einem Dutzend rauer Burschen auf unserer Fährte. Wenn dich einer von uns auf den Gaul nimmt, wird er zurückfallen und riskiert dabei Kopf und Kragen. Du bist hier nicht in einem Wohltätigkeitsverein, Ringo. Was erwartest du eigentlich, he?“

Während Rancon sprach, zogen sich die anderen mehr und mehr von Ringo zurück. Ringo hatte die Zähne zusammengebissen, die Wangenmuskeln traten knotig hervor.

Rancon murmelte: „Pech für dich, Amigo. Ich habe dich immer als tüchtigen Mann in meiner Crew geschätzt, das weißt du doch. Aber das Hemd sitzt einem nun mal näher als die Jacke, nicht?“

„Streng dich nur nicht länger an, Tate!“, knirschte Pearson. „Ich habe schon begriffen!“

Slaughter stellte sich in den Steigbügeln auf und deutete mit ausgestrecktem Arm nach Süden. „Da sind sie schon. Jungs, jetzt wird es brenzlig!“

Eine Staubwolke bewegte sich über die Ebene heran. Manchmal schimmerten dunkle Reitergestalten durch den rötlichen Staub.

Ringos Hand hatte den Revolverkolben erreicht. „Tate“, fragte er fast flüsternd, „und wenn ein anderer Mann an meiner Stelle zurückbleibt?“

Rancon begriff sofort und lächelte wölfisch. „Keine schlechte Idee. Nur, wenn du das erreichen willst, musst du deine Trümpfe selbst ausspielen. Und noch eines, Amigo: Such dir nur nicht ausgerechnet mich aus. Das würdest du nicht schaffen!“ Noch während Rancon sprach, zog er den Colt.

Ringo kauerte geduckt auf seinem Pferd. Sein lauernder Blick jagte über den Halskreis der anderen vier Männer. Ihre Haltung hatte sich ebenfalls verändert. Hadley kaute auf seinen buschigen Schnurrbartenden. Der bullige Slaughter atmete aus halboffenem Mund. Drovis, der Schwarzbärtige, kaute nervös auf der Unterlippe, und der kleine Hush Webster rutschte unbehaglich auf dem Sattelleder hin und her. Jeder hielt die Hand in Revolvernähe. Keiner ließ Ringo jetzt noch aus den Augen.

„Freie Hand für mich, Tate?“, fragte Ringo zischend.

„Freie Hand!“, bestätigte Rancon trocken. „Beeile dich, es bleibt nicht viel Zeit!“

Webster leckte sich die spröden Lippen. „Übernimm dich nur nicht, Ringo-Boy.“

Pearsons Gesicht war jetzt so kantig und ausdruckslos wie beim Pokerspiel im Paradise Saloon in Red Hill. Sein bohrender Blick blieb an Bob Slaughters grobschlächtiger Figur haften. Langsam trieb er sein lahmendes Pferd mit den Stiefelabsätzen auf ihn zu.

„Ringo!“, keuchte Slaughter. „Bist du verrückt? Du wirst doch nicht ausgerechnet …“

Ringo verzog die Mundwinkel. „Verübelst du es mir, dass ich nicht am Galgen landen will? Bob, du hast nur die eine Chance, dein Eisen wegzuwerfen und mir freiwillig deinen Gaul zu überlassen!“

„Du gemeiner Dreckskerl! Ich bin mit dir mach Red Hill geritten, weil ich dich für einen Freund hielt. Und du verdammter …“

„Du bist ganz einfach das geringste Risiko, Bob! Du hast eine Menge Muskeln, bist stark wie ein Bär, aber mit dem Colt kann ich dich leicht schlagen. Und das weißt du!“ Er war jetzt nur noch eine Pferdelänge von Slaughter entfernt.

Der Hüne schnaufte: „Du verdammter Aasgeier, wenn du dich nur nicht täuscht. Du hast mich noch nicht ziehen sehen!“

Ringo riss, für alle völlig überraschend, plötzlich das erschöpfte Pferd so hart herum, dass es beinahe das Gleichgewicht verlor. Das gequälte Wiehern überdeckte das Geräusch, als Ringos Revolver aus der tiefhängenden Halfter wischte. Mac Drovis war nicht mehr als drei Armlängen von Ringo entfernt. Als der Schwarzbärtige den hochzuckenden Revolverlauf entdeckte, sperrte er erschrocken den Mund auf. Der Schraubgriff um den Coltknauf war nur noch eine Reflexbewegung. Ringos Mündungsfeuer schlug ihm gegen die Brust. Drovis stürzte mit einem krächzenden Laut hintenüber vom Pferd in den knöcheltiefen Sand. Das Tier machte einen erschreckten Satz vorwärts, aber Ringo hatte schon blitzschnell die Leine gepackt und zerrte es zu sich heran.

Er blinzelte gegen das grelle Licht zu Slaughter hinüber. „Nichts für ungut, Bob!“

Die anderen starrten noch betroffen auf Drovis. Mühsam wandte Slaughter Ringo das unrasierte Gesicht zu. Er griff sich fahrig an die Kehle, schluckte schwer und murmelte heiser: „Du bist aber ein verdammt gerissener Hund. Höllenfeuer, das war ein starkes Stück!“

„Vergesst das Aufgebot nicht!“, mahnte Rancon ungeduldig. Der Ausdruck seiner kalten Augen hatte sich nicht geändert. Ringo saß ab, und sofort legte sich sein abgekämpftes Pferd in den Staub. Ringo drückte ihm die Revolvermündung hinters Ohr, zog durch und sprang zur Seite, um den wild schlagenden Hufen zu entgehen. Dann lag das Tier still. Die anderen ritten an.

Ringo packte das Sattelhorn von Drovis’ Pferd. Ehe er sich hinaufschwingen konnte, sagte Mac Drovis mit abgehackter, verzerrter Stimme von der Seite her: „Nein, du verdammter Lump. Wir werden beide auf der Strecke bleiben.“ Der Schwarzbärtige hatte sich auf die Seite gerollt, einen Ellenbogen aufgestützt und den Colt erhoben. Schmerzen und Anstrengung furchten sein Gesicht. Die Faust mit der Waffe zitterte. Drovis’ Hemd war blutverschmiert.

Mit einem Fluch ließ Ringo das Sattelhorn los, duckte sich und zog erneut. Drovis feuerte. Das Pferd wieherte und machte einen Satz vorwärts. Ehe Ringo abdrücken konnte, lag Drovis wieder schlaff im Sand. Ringo lief zu ihm und wälzte ihn mit der Stiefelspitze auf den Rücken. Mac Drovis war tot.

Das Hufgetrappel des Aufgebots drang wie Donnergrollen zu Ringo. Er wandte sich nach dem Pferd um und erstarrte. Das Tier war vorne eingeknickt und versuchte vergeblich, wieder in die Höhe zu kommen. Es schnaubte und wieherte gequält. Blut sickerte über sein staubverkrustetes Fell. Drovis’ letzte Kugel hatte es getroffen. Im nächsten Moment kippte es kraftlos auf die Seite und blieb röchelnd im Staub liegen.

Ringo stieß wilde Verwünschungen aus. Rancon und die anderen hatten angehalten und spähten zurück. Ringo winkte ihnen drängend zu. Tate Rancon sagte etwas zu seinen Gefährten. Sie trieben die Gäule zum Galopp.

Das Aufgebot war schon so nahe, dass Ringo den Mann an der Spitze erkannte. Hager, hoch aufgerichtet, so saß er auf dem galoppierenden Pferd. Die Schöße seiner langen Cordjacke flatterten. Am Aufschlag blinkte der Sheriffstern.

Logan Kelly!

Zum ersten Mal loderte Panik in Ringo Pearsons dunklen Augen auf. Er warf sich herum und begann zu laufen.

Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane

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