Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 20
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ОглавлениеIm Schutz einer Bodenwelle brachten sie ihre Pferde eine halbe Meile von der kleinen Farm entfernt zum Stehen. Die Sonne war weit nach Westen gewandert, aber die Hitze über dem Grasland war immer noch drückend. Ringo Pearsons blasses Gesicht glänzte schweißnass. Drüben bei den schiefen Brettergebäuden war alles still und reglos.
Glenn und der Sheriff stiegen von den Pferden. Glenn schaute ernst zu Pearson.
„Gib uns zwanzig Minuten Vorsprung. Kelly und ich werden versuchen, so nahe wie möglich an die Farm heranzukommen. Wenn es losgeht, wird einer von uns Liz aus dem Haus holen. Der andere wird dir helfen. Zwanzig Minuten, verstanden? Dann reitest du auf den Hof. Crego und seine Kumpane dürfen keinen Verdacht schöpfen.“
Ringo saß verkrampft im Sattel. „Du hast leicht reden. Das Risiko liegt bei mir!“
„Das streite ich nicht ab. Ohne dich wäre Liz nie in diese Lage gekommen!“
Ringo schluckte. „Ich tu es nicht, Glenn. Ihr verlangt zu viel von mir!“
Kelly bedachte ihn mit einer Verwünschung. Glenn fragte kalt: „Und was hättest du unternommen, wenn wir nicht aufgetaucht wären? Du wärst sang- und klanglos verschwunden, was?“
„Liz bedeutet mir viel!“, keuchte Ringo. „Hätte ich sonst Rancon und die anderen im Saloon im Stich gelassen? Aber jetzt, wo ihr hier seid – nein, da könnt ihr nicht verlangen, dass ich mein Leben opfere. Was wird denn der Lohn dafür sein? Dass Kelly mich anschließend vor seinen Colt holt oder mich an den Galgen liefert. Ihr schafft das auch ohne mich!“
„Wie denn?“, fragte Glenn erbittert.
Ringos Worte überstürzten sich. „Du hast dieselbe Figur wie ich. Wenn wir die Kleidung tauschen, kommst du bestimmt auf den Farmhof, ohne dass diese drei Burschen was merken. Sie werden glauben, alles läuft nach ihrem Plan!“
„So ein lausiger Dreckskerl!“, knirschte Logan Kelly.
Glenn starrte Ringo betroffen an. „Ist das dein Ernst?“
„Was denkst du? Du bist ja so wild darauf, dich überall einzumischen, Glenn. Well, jetzt bringe du doch diese Sache für mich zu Ende!“
Es war ihm anzusehen, dass er von seinem Entschluss nicht abzubringen war. Wildheit und Panik vermischten sich in seinen flackernden Augen.
Überraschung und Wut in Glenn Trafford wichen tiefer Bitterkeit. Allmählich wurde ihm alles klar. Zweifellos hatte Ringo Liz wirklich geliebt, und das größte Opfer hatte er dafür im Colorado Palace gebracht, als er Rancon die Hilfe verweigerte und damit auf die lockende Beute verzichtete.
Aber Ringo Pearson konnte ein anderer Mensch niemals mehr bedeuten als sein eigenes Ich – nicht einmal die Frau, die für ihn alles aufgegeben und Not und Entbehrungen mit ihm geteilt hatte. So würde es auch in Zukunft sein. Alle guten Vorsätze würden einfach an der inneren Schwäche Ringos scheitern. Sein Leben, seine Sicherheit, sein Wohlergehen – das alles würde immer im Vordergrund stehen.
Sheriff Kelly knurrte: „Pearson, was ich in der Stadt gesagt habe, gilt auch jetzt noch. Entweder du reitest für Liz – oder du kämpfst es mit mir aus!“
„Nein!“, schüttelte Ringo heftig den Kopf. „Hier ist es anders als in Pagosa Springs!“ Auf einmal war sein Blick kalt und berechnend. „Die Schüsse wären bis zur Farm zu hören. Sie würden Crego warnen. Das kannst du wegen deiner Tochter nicht wagen!“
„Beim Himmel!“, ächzte Kelly. „Hast du das gehört, Glenn? Dieser Höllenhund ...“
„Wir sollten keine Zeit mehr verlieren!“, unterbrach ihn der ehemalige Deputy tonlos. „Ringo, ich bin einverstanden. Tauschen wir die Kleidung. Ich reite!“
Jetzt erst saß Ringo ab. Die Verkrampfung lockerte sich ein wenig. Kellys Fäuste öffneten und schlossen sich. „Glenn, du willst das wirklich für Liz tun? Mein Gott, wenn ich jemals unfair zu dir war, dann bitte ich dich um Entschuldigung. Aber dieser Teufel hier wird ...“
„Kelly“, sagte Glenn ruhig, „Sie sollten sich gleich auf den Weg zur Farm machen. Versuchen Sie es von Osten aus, dort steht das Gras ziemlich hoch. Lassen Sie sich nur nicht sehen. Ringo, gib mir dein Hemd, deine Jacke und deinen Hut. Ich nehme auch dein Pferd.“
Kelly räusperte sich und streckte Glenn die Hand hin. „Mein Junge, mach’s gut!“
Der Händedruck war kurz und kräftig, und in Kellys Augen war nichts von seiner sonstigen Härte. Dann glitt der grauhaarige Sheriff geschmeidig wie ein Indianer davon und tauchte zwischen halb verdorrten Juniperenbüschen unter.
Zwanzig Minuten später saß Glenn Trafford in Ringos Kleidung auf Ringos Pferd. Mit gesenktem Kopf, das Gesicht vom Hutschatten verborgen, ritt er über die Bodenwelle in schnurgerader Linie auf die stille Farm zu.
Die Hufe klopften dumpf auf den lehmigen Hof. Die Tür des Blockhauses knarrte. Crego und seine Kumpane traten grinsend ins grelle Licht. Die lange Narbe auf Wade Cregos rechter Gesichtshälfte schien zu glühen. Er und Yellow hielten bereits die Coltkolben umfasst. Mogollon, der indianisch gekleidete Mischling, besaß einen Remington Karabiner. Die Gewehrmündung wanderte wie zufällig mit dem langsam näher kommenden Reiter. Nebeneinander bauten sich die drei Kopfgeldjäger vor dem Haus auf.
„Sieh an!“, sagte Wade Crego laut. „Wir haben also doch den richtigen Trumpf erwischt! Hallo, Ringo, der gute alte Babcock in Arizona wird sich freuen, wenn wir ihm die Nachricht von deinem Tod bringen. Stell dir vor, dreitausend Bucks hat dieser verrückte Kerl auf deinen Kopf ausgesetzt. Tausend für jeden von uns. Du stehst hoch im Kurs, Muchacho!“
Glenn hielt weiter den Kopf gesenkt. Unter der Hutkrempe hervor sah er die offene Tür hinter den drei Männern. Irgendwo im Haus befand sich Liz, wahrscheinlich gefesselt und geknebelt. Der Gedanke an sie ließ in Glenn keine Furcht auf kommen. Sorge bereitete ihm nur, dass ihn die Banditen vorzeitig erkannten. Wenn nur einer von ihnen Gelegenheit bekam, nochmals an die Gefangene heranzukommen, war alles verloren. Glenn ließ das Pferd weiter auf die Kopfgeldjäger zugehen.
Crego spreizte die Beine.
„Weit genug, Ringo. Steig jetzt ab und wehr dich. Oder willst du im Sattel sterben?“ Für sie gab es keinen Zweifel am Sieg. Sie waren zu dritt, und sie konnten sich auf ihre Schnelligkeit und Treffsicherheit verlassen.
In Glenn war jeder Nerv zum Zerreißen angespannt. Urplötzlich hieb er dem Pferd die Hacken in die Weichen. Das Tier schnellte los.
Gleichzeitig schrie Mogollon guttural: „Das ist nicht Pearson!“
Sein Karabiner krachte zuerst. Der Sprung des Gauls bewahrte Glenn vor einem Treffer. Die Kugel fuhr dem Pferd in den Kopf. Wie vom Blitz gefällt brach es zusammen. Glenn bekam gerade noch die Beine aus den Steigbügeln. Er überschlug sich am Boden. Cregos und Yellows Revolverkugeln zischten über ihn hinweg.
Noch im Liegen bekam Glenn seinen Fünfundvierziger aus der Halfter. So schnell wie nie zuvor in seinem Leben. Nur ein Gedanke war in seinem Gehirn: Er musste zu Liz!
Im Hochschnellen feuerte er auf Mogollon, der erneut abdrückte. Glenns Schuss fiel einen Moment früher. Mogollons Schuss verriss. Dann kippte der drahtige Mestize vornüber und begrub die rauchende Waffe unter sich. Etwas fuhr brennend wie ein Peitschenhieb über Glenns linke Schulter. Verbissen stürzte er durch Staub und Pulverschwaden geradewegs auf das Farmhaus zu.
Vom Schuppen herüber kam Sheriff Kelly in langen Sätzen angehastet. Crego hatte sich ihm zugewandt, während Yellow wieder auf Glenn feuerte. Eine ganze Serie von Detonationen verschmolz zu einem ohrenbetäubenden Krachen. Es war, als sei ein Vulkan auf der Farm ausgebrochen.
Glenn traf Yellow in die Brust. Der hagere Mann prallte rücklings gegen die Hauswand und rutschte langsam an ihr abwärts.
Crego stand noch immer, taumelte zwar und mit hass- und schmerzentstelltem Gesicht. Er wandte sich der Tür zu und krächzte dabei: „Ihr verdammten Trickser! Das wird euch Leid tun, wenn ich das Girl …“
Glenn schoss voller Verzweiflung und Angst um Liz. Er fehlte in der Eile, und dann war Crego schon im dämmrigen Gebäude verschwunden. Kelly torkelte mühsam zur Hofmitte.
„Glenn, halt ihn auf!“ Dann brach er zusammen.
Glenn rannte zum Haus. „Liz!“, brüllte er. „Ich komme!“
Er sprang über die Schwelle. Einen Augenblick konnte er nach der gleißenden Helligkeit im Freien nichts sehen. Dann entdeckte er sie gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl. Crego hatte es nicht mehr geschafft. Stöhnend, von Kellys Kugel in der Schulter getroffen, lag er einige Schritte vor ihr am Boden. Glenn band Liz mit zitternden Händen los. Sie warf sich ihm an die Brust.
„Mein Gott! Es war so schrecklich. Ich hatte keine Hoffnung mehr!“
„Dein Vater, Liz!“, drängte Glenn. „Er ist verwundet!“
Draußen hatte sich Kelly mühsam am Boden aufgesetzt. In seinen Augen leuchtete es auf, als er Liz unversehrt an Glenns Seite entdeckte.
„Dad!“ Liz warf sich bei ihm auf die Knie und umschlang ihn mit beiden Armen.
„Nur eine Fleischwunde, Kind!“, murmelte er beschwichtigend. „Ich werde es überstehen. Damit habe ich wenigstens einen Teil gutgemacht, was ich an dir ...“
„Spricht nicht mehr davon, Dad. Wir wollen es beide vergessen!“ Dann blickte sie zu Glenn auf. „Und Ringo? Wo ist er?“
Kelly flüsterte dumpf: „Er hat sich geweigert, uns zu helfen. Glenn hat das ganze Risiko übernommen. Liz, du musst die Wahrheit wissen. Das bin ich Glenn schuldig.“
Liz’ Blick wurde leer. Hinter der Bodenwelle dröhnten Hufschläge los und entfernten sich ins offene Land.
„Ringo!“, flüsterte Liz benommen. „Er ist wieder auf der Flucht. Und er hat mich nicht mitgenommen.“