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„Hier sind wir richtig!“, sagte der schnurrbärtige Dick Hadley mit wild funkelnden Augen. Sie brachten die Pferde am Rand einer steil abfallenden Felskante zum Stehen. „Bob, nimm ihm die Fesseln ab, und führe sein Pferd an den Abgrund. Ich passe schon auf, dass er keine Dummheiten mehr macht!“ Hadley richtete den Revolver auf Glenn.

Slaughter machte sich an die Arbeit. Glenns Handgelenke schmerzten. Seine Muskeln waren wie taub. Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er einen kurzen Blick über den Felsrand warf. Schatten verdeckten den Grund der Schlucht. Die Stille über der zerklüfteten Felslandschaft wirkte unheimlich. Glenn zwang sich, seine Stimme ganz ruhig klingen zu lassen.

„Wozu die vielen Umstände? Wenn ihr sogar den Sheriff mitten in Pagosa Springs erledigen wollt, warum schleppt ihr mich dann bis herber?“

Slaughter zog seinen grobknochigen Gaul eilig von Glenn und dem Abgrund zurück. „Weil eine schnelle Kugel für dich zu einfach wäre, Trafford! Wir sehen es nun mal gern, dass du ein bisschen schwitzt! Kein Stück heißes Blei, o nein! Wir werden dich samt deinem Klepper da hinabsegeln lassen!“

Jetzt zog auch er den Colt. Beide richteten die Mündungen nicht mehr auf Glenn, sondern vor Glenns Pferd auf den Boden. Die Kugeln würden genau vor den Hufen in die Erde hämmern. Der Gaul würde scheuen. Wie sehr sich Glenn dann auch anstrengen mochte – es war dann nur eine Frage der Zeit, bis das erschreckte Tier samt seinem Reiter in die Tiefe stürzte. Der pochende Aufruhr in Glenn ließ nach. Kalter Hass stieg in ihm auf, als er die grausame Freude in den Augen der beiden Banditen sah.

Glenns Brauner versuchte instinktiv, von der Felskante wegzudrängen. Die Banditen versperrten mit ihren Gäulen den Weg.

Glenn sah keine Chance mehr für sich. Wenn er sich auch noch rechtzeitig aus dem Sattel warf, entweder trafen ihn dann die wirbelnden Hufe oder die Banditenkugeln. Der Schweiß lief ihm zwischen den Schulterblättern hinab. Seine Gedanken hörten nicht auf zu arbeiten. Er wollte Zeit gewinnen.

„Eine Zigarette werdet ihr mir ja wohl gönnen!“, murmelte er heiser und holte sein Rauchzeug aus der Hemdbrusttasche.

.„Nichts da!“, herrschte ihn Hadley an. „Versuch nur nicht irgendwelche Tricks! Außerdem müssen wir in die Stadt zurück. He, Bob. fang an! Bringen wir es zu Ende!“

Slaughter jagte den ersten Schuss hinaus. Steine und Erde flogen vor den Hufen des Braunen hoch. Hadleys Revolver entlud sich noch in den Knall des ersten Schusses hinein. Der Braune wieherte durchdringend und stieg vorne hoch. Glenn presste die Schenkel stählern gegen die Flanken und zog die Zügel straff. Einen Moment fürchtete er, das Tier würde hintenüber in die Tiefe kippen.

„Ruhig!“, raunte Glenn dem Pferd zu. „Steh still! Ganz ruhig!“

Slaughter und Hadley feuerten gleichzeitig. Der Pulverqualm trieb Glenn ins Gesicht. Der Braune tänzelte so dicht am Felsrand, dass Erde und lockeres Gestein in die Tiefe bröckelten. Jeden Moment konnte er ins Leere treten. Den Zügeln und dem Schenkeldruck des Reiters gehorchte er nicht mehr. Das schallende Gelächter Slaughters vermischte sich mit dem Echo der Detonationen.

Glenn setzte alles auf eine Karte. Der täuschend nachgeahmte Angriffsschrei eines Pumas brach aus seinem Mund. Gleichzeitig riss er die Stiefel aus den Steigbügeln und warf sich schräg vorwärts aus dem Sattel. Während er hart aufschlug, sah er undeutlich seinen Braunen über die Felskante stürzen. Das Pferd stieß einen menschlich klingenden Todesschrei aus. Dann zeigte nur noch eine Wolke aus durchsichtigem Staub die Stelle, wo es in der Tiefe verschwunden war. Die Gäule der Banditen hatten sich ebenfalls erschrocken aufgebäumt. Hadley und Slaughter feuerten fluchend auf den ehemaligen Deputy, fehlten ihn aber von den scheuenden Tieren aus. Glenn kam wie der Blitz auf die Beine und hetzte geradewegs auf Hadley zu.

Eine Kugel ging nur um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei. Dann war er bei Hadleys schnaubendem, steifendem Gaul, duckte sich an den gefährlich wirbelnden Vorderhufen vorbei und packte Hadley am Gürtel. Der Schnurrbärtige schlug mit dem Coltlauf nach ihm. Glenn rollte von ihm weg, um den Revolver zu erwischen. Aus den Augenwinkeln sah er Bob Slaughter zu Fuß heranstürmen. Glenns Hand war noch zwei Armlängen vom Revolver entfernt, als Slaughters Colt den Mündungsblitz schleuderte. Aber genau in dem Moment richtete sich Dick Hadley zwischen Glenn und Slaughter auf. Er schrie heiser, als die Kugel ihn traf. Slaughter blieb erschrocken stehen. Hadley drehte sich schwankend zu ihm herum.

„Bob, du verdammter Narr!“, keuchte er mit schmerzverzogenem Gesicht. Dann fiel er vornüber.

Inzwischen hatte Glenn den Revolver zu fassen bekommen, rollte sich auf den Rücken – und das rettete ihm das Leben. Slaughters Wutschrei ging im Krachen seines Colts unter. Die Kugel wischte über Glenns leeres Halfter und fuhr in den Boden. Glenn schoss direkt in das Zusammensinken von Slaughters Mündungsfeuer.

Der hünenhafte Bandit krümmte sich zusammen und ging rückwärts. Glenn sprang hoch. Er sah die Felskante dicht hinter dem Gegner. Er stieß einen Warnruf aus, aber gleichzeitig drückte Slaughter wieder ab. Die Kugel schlug wenige Schritte vor seinen eigenen Stiefeln in den Boden. Wieder und wieder feuerte der Verbrecher, aber er besaß nicht mehr die Kraft, den Colt in Anschlag zu bringen. Glenn rannte auf ihn zu. Er kam zu spät. Slaughter verschwand genau an der Stelle über dem Felsrand, wo Glenn vorher auf seinem Braunen gesessen war.

Kein Schrei, kein Schuss mehr! Nicht einmal der Aufschlag war zu hören!

Glenn hatte das Verlangen sich auszuruhen. Aber da war wieder der Gedanke an Sheriff Kelly, an Liz, Ringo und die Rancon-Bande! Er war mindestens drei bis vier Meilen von Pagosa Springs entfernt. Wahrscheinlich viel zu weit, um noch rechtzeitig eingreifen zu können. Trotzdem ging er zu Bob Slaughters Pferd und zog sich in den Sattel.

Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane

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