Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 15

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Ringo schaute erst auf, als die hastigen Tritte vor seinem Tisch im Colorado Palace verstummten.

„Liz! Was tust du hier? Warum bist du nicht auf der Farm geblieben?“

Sei waren allein im großen dämmrigen Raum. Der Keeper hantierte in der Küche. Es roch nach Schnaps und Seifenlauge. Ringo schob die Karten, die er zu einer Patience ausgelegt hatte, zusammen. Liz starrte ihm verzweifelt ins Gesicht.

„Da fragst du noch? Ringo, ich habe keine Ruhe gefunden. Ich will alles tun, um zu verhindern ...“

„Fang nicht wieder damit an! Es ist sinnlos! Komm, Liz, sei vernünftig, geh ins Hotel.“

„Nein, Ringo, nein! Ich will, dass du mit mir kommst! Lass uns schnell aus dieser Stadt verschwinden, für immer. Ich verlange ja gar nicht, dass du auf die Farm zurückkehrst. Wir können es anderswo nochmals versuchen. Ich gehe überall hin mit dir!“

„Ich habe bei Tate einen Job angenommen, und ich führe ihn aus! Es ist meine Entscheidung. Wenn du damit nicht einverstanden bist ...“ Er zuckte die Achseln. „Du kannst nach Red Hill zurückkehren, wenn du darauf bestehst.“

Sie wich erschrocken einen Schritt zurück. „Jetzt lässt du also die Maske fallen? War alles ein Jahr lang nur Lüge? Wolltest du mich nur bei dir behalten, weil du Angst vor dem Auftauchen plötzlicher Verfolger hattest und ich einen Schutz für dich darstellte?“

„Du irrst dich!“, unterbrach er sie rau. „Wenn mir je ein Mensch in meinem Leben etwas bedeutet hat, dann du. Aber – du weißt verschiedene Dinge nicht. Ich bin wirklich ein Bandit, ich werde es wohl immer bleiben. Damals habe ich Jeff Babcock nicht in Notwehr erschossen!“

„Ich weiß, Ringo!“, flüsterte sie tonlos.

Er erhob sich ruckartig und kam um den Tisch herum auf sie zu. „Was sagst du da?“

Sie hielt den Kopf gesenkt. Ihre Stimme schwankte. „Rancon hat mir auf der Farm alles erzählt!“

Er hatte die Hände nach ihr ausgestreckt. Jetzt sanken sie langsam herab. Die Härte fehlte plötzlich völlig in seinem Ton. „Trotzdem bist du mir nachgeritten?“

„Weil wir beide nicht aufgeben dürfen, trotz allem, was hinter dir liegt!“, flüsterte sie erregt und fasste seine Arme. „Ringo, hör mir nur zwei Minuten zu. Dann wirst du selber die Karten Rancon vor die Füße werfen und mit mir ...“

„Nein, das wird er nicht!“, sagte Tate Rancons scharfe Stimme vom Eingang her. Die Pendeltür knarrte. Der blonde Bandenführer kam mit Bob Slaughter in den Saloon.

Liz zuckte herum. Rancon lächelte sie eisig an.

„Warum haben Sie bloß nicht auf meinen Rat gehört, Madam? Sie bringen sich nur selber in Schwierigkeiten. Kommen Sie, Bob und ich bringen Sie ins Hotel. Ringo, du bleibst hier. Der neue Sheriff von Alamosa und Storrows Bruder Dave können jeden Augenblick in der Stadt aufkreuzen. Dave wird gewiss schnurstracks in den Saloon kommen. und dann mache dich geschickt an deine Arbeit. Madam, ich warte auf Sie!“

„Wenn jemand den Saloon verlässt, dann Sie, Rancon!“, stieß Liz heftig hervor und brachte blitzschnell aus einer Faltentasche ihres Kleides einen kleinen doppelläufigen Sharps Derringer zum Vorschein.

Rancon verkniff die Mundwinkel. „Vorsicht, meine Liebe! Solche Spiele mag ich gar nicht!“

„Sie brauchen nur einen Schritt auf mich zuzumachen, dann sehen Sie gleich, wie ernst dieses Spiel ist! Ringo, geh voraus. Hol die Pferde. Diese beiden Burschen werden dich gewiss nicht aufhalten!“

Rancon blickte Pearson spöttisch an. „Seit wann gibt sie die Befehle?“

Ringo räusperte sich. „Liz, lass das bleiben! Steck den Revolver weg!“

Sie sagte herb: „Du weißt nicht, was auf dem Spiel steht für uns zwei! Ringo, ich bitte dich, geh jetzt!“

„Er hat den Job bei mir angenommen und wird ihn ausführen!“, knurrte Rancon. „Er weiß genau, was passiert, wenn er jetzt abspringt! Dafür würden wir ihn mit Blei bezahlen! Nicht wahr, Ringo, so verrückt bist du nicht! Du hast da ein ziemlich wildes Kätzchen aufgegabelt! Bring sie schleunigst zur Vernunft!“

„Seien Sie endlich still!“, befahl Liz mit verzweifelter Entschlossenheit. „Bevor Ringo mir die Waffe wegnimmt, werde ich auf Sie schießen. Das ist kein Bluff!“

Slaughter fluchte. Liz war kreidebleich, und ihr hübsches Gesicht wirkte schmaler als sonst. Sie sagte leise: „Ringo, es tut mir Leid, ich kann auch dir keine Wahl lassen! Wenn du nicht willst, dass ich Rancon niederschieße, dann geh. Später wirst du mir dankbar dafür sein!“

Ringo schüttelte den Kopf. „Das ist ja ...“

Dann setzte er sich in Bewegung, ging an Liz vorbei in Richtung Tür – und packte plötzlich den nächsten Stuhl und schwang ihn blitzschnell in die Höhe. Liz schrie gellend, als ihr der Derringer aus der Hand geprellt wurde. Sie taumelte zurück. Ringo ließ den Stuhl fallen und hielt sie fest. Slaughter lachte verzerrt. Rancon entspannte sich.

„Dein Glück, mein Junge!“

Rancon gab Slaughter einen Wink. Sie nahmen Liz zwischen sich. Ringo machte eine fahrige Bewegung, aber Rancons durchdringender Blick bannte ihn an den Fleck. „Keine Sorge! Wir bringen Sie nur ins Hotel. Dort bleibt sie, bis alles vorüber ist!“

Liz wandte das blasse Gesicht verzweifelt Pearson zu. „Lass es nicht zu, Ringo! Du weißt nicht ...“

Rancon und Slaughter schleppten sie zur Tür.

Ringo war fahl geworden. Reglos starrte er ihnen nach. „Ringo!“, schrie Liz schluchzend. „Lass mich nicht im Stich!“

Rancon packte ihren Oberarm so hart, dass sie vor Schmerz aufstöhnte. Dann waren sie schon draußen. Ringo lauschte den Tritten, die die Verandastufen hinabpochten. Er hob den Stuhl auf und schleuderte ihn so wild über die Tischreihen, dass er an der Wand zersplitterte.

Draußen hatte Liz jede Gegenwehr aufgegeben. Niemand auf dem Stepwalk schenkte ihnen Beachtung, als sie zum Sunset Hotel gingen. Die Eingangshalle war leer. Rancon und Slaughter führten Liz die Treppe hinauf.

„In mein Zimmer mit ihr!“, sagte Rancon zu dem Hünen. Slaughter schloss auf. Das Zimmer war klein, hell und sauber. Das offene Fenster zeigte zur Main Street hinab. Die Front des Colorado Palace war zu sehen. Jetzt erst ließ der Bandenführer die junge Frau los.

„Machen Sie es sich gemütlich!“, sagte er spöttisch. „Bob wird Ihnen Gesellschaft leisten! Bob, du sorgst dafür, dass sie keine neuen Dummheiten anstellt. All right?“

Liz schaute ängstlich von einem zum anderen. Alle Energie schien von ihr gewichen. Slaughter schob sich einen Stuhl an die Wand neben der Tür, setzte sich grinsend und streckte die langen Beine.

„Schick einen der Jungs mit einer Schnapspulle herauf, Tate, damit uns die Zeit nicht lang wird!“

„Vergiss nur Ringo nicht!“, mahnte ihn Rancon. „Wir brauchen ihn noch!“ Er wandte sich zur Tür um.

Dort stand Glenn Trafford auf der Schwelle und hielt den Colt in der Faust.

Es wurde kein Wort gesprochen. Alles ging blitzschnell. Liz’ halb erstickter Überraschungsschrei füllte noch den Raum, da schnellte Rancon schon wie ein Panther auf den ehemaligen Deputy los. Fluchend sprang Slaughter von seinem Stuhl hoch.

Statt auszuweichen und Rancon somit die Chance zu geben, im Sprung den Colt zu ziehen, warf sich Glenn dem Bandenführer entgegen und schlug mit dem Waffenlauf zu. Rancon wurde von ihm weggewirbelt und fiel krachend quer über das schmale Bett. Die Wucht des Angriffs trieb Glenn tiefer ins Zimmer. Dadurch gelangte Slaughter in seinen Rücken. Die muskulösen Arme des Hünen schlangen sich von hinten um Glenn. Der wand sich herum und stieß mit der Frontiermündung zu. Slaughter ächzte, ließ ihn los und torkelte zurück.

Glenn halfterte schnell die Waffe und sprang ihn an. Die hochzuckende rechte Faust stieß Slaughter gegen die tapetenbespannte Bretterwand. Aber der massige Bandit hielt sich auf den Beinen, schnaubte wütend und griff wieder an. Glenn musste vor den wild hämmernden Fäusten zurückweichen. Ein Stuhl geriet ihm zwischen die Beine.

Glenn verlor das Gleichgewicht. Slaughter knurrte bösartig und trat mit dem Stiefel nach ihm. Glenn wälzte sich hastig zur Seite. Seine Hände schnappten hoch und bekamen Slaughters Bein zu fassen. Nochmals eine Drehung, gleichzeitig ein heftiger Ruck – und der große Desperado krachte mit einem Wutschrei neben Glenn auf die Bretter. Im Nu war Glenn geschmeidig über ihm und hieb ihm die Faust an die Schläfe. Der ganze angestaute Zorn entlud sich in diesem einen schmetternden Schlag. Slaughter streckte sich, verdrehte die Augen und lag still.

Glenn stand auf. Die Knöchel seiner rechten Faust schmerzten. Schwer atmend drehte er sich um.

„Liz ...“

Sie stand stocksteif am Fenster. Glenn streckte eine Hand nach ihr aus.

„Komm schnell, Liz, ich bringe dich von hier fort!“

Sie murmelte tonlos:

„Nein, Glenn, ich kann diese Stadt nicht verlassen.“

„Noch immer Ringo?“, fragte er bitter.

Sie nickte nur. Ihre Hände waren ineinander verkrampft.

Die Enttäuschung raute Glenns Stimme an. „Arbeitet er wieder mit Rancon zusammen?“

Wieder antwortete sie nur mit einem Kopfnicken. Glenn ballte die Fäuste. „Rancon und seine Leute lauern in dieser Stadt auf zwei Männer, Liz. Der eine ist der Bruder eines Frachtunternehmers, der Geld nach Alamosa bringen soll. Der andere ist Sheriff ...“

„Ich weiß Bescheid!“, seufzte Liz, ohne Glenn anzusehen. Er machte einen Schritt auf sie zu.

„Ringo wird Rancon helfen! Trotzdem willst du bei ihm bleiben? Hast du noch immer nicht gemerkt, wie er wirklich ist?“

„Er ist ein Bandit!“, flüsterte Liz brüchig. „Ich kenne die Wahrheit über Jeff Babcocks Tod. Ich muss trotzdem bei ihm bleiben!“

„Muss? Liz, liebst du ihn so sehr?“

„Ich weiß nicht!“ Plötzlich liefen Tränen über ihre Wangen. „Wirklich, Glenn, ich weiß es selber nicht mehr. Vielleicht hätte ich nie mit Ringo aus Red Hill fortreiten dürfen. Aber jetzt ist es zu spät.“

„Niemals, Liz!“, raunte er heiser.

Sie schüttelte müde den Kopf. Ihre Augen wurden leer

„Du kennst nicht die ganze Wahrheit! Nein, es ist sinnlos, Glenn. Ringo und ich gehören für immer zusammen. Was er auch verbrochen hat, was auch in Zukunft noch geschieht!“

Glenn stand wie vor den Kopf geschlagen. Schließlich stieß er würgend hervor: „Liz, ist dir auch klar, was ich jetzt tun muss? Ich kann nicht einfach fortreiten, als wüsste ich von nichts! Ein schwerverletzter Mann hat mich heute schon um meine Hilfe gebeten, und ich habe abgelehnt, weil ich nur die Suche nach dir und Ringo im Kopf hatte. Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr für mich! Ich muss das Verbrechen verhindern!“

„Das bedeutet, dass du wieder Ringo gegenüberstehen wirst?“

„Vielleicht, Liz!“, gab er schwer zu. „Es tut mir Leid ...“

„Wirklich?“,, fragte sie bitter und stieß sich von der Wand ab. „Oder ist es das, auf was du es die ganze Zeit abgesehen hast?“

Er begegnete ruhig ihrem Blick. „Ich habe erfahren, dass dein Vater noch immer hinter ihm her ist. Wenn du wirklich so sehr an Ringo hängst, ist es da nicht besser, ich stelle ihn, bevor irgendwann dein Vater ihn findet? Doch es gibt noch einen Grund für mich! Du wirst mit Ringo nie glücklich sein. An seiner Seite treibst du unaufhaltsam dem Verderben entgegen. Vielleicht liebst du ihn längst nicht mehr und fühlst dich ihm nur verpflichtet, ich weiß das nicht genau. Aber eines steht fest: Du wirst erst wieder frei für eine neue Zukunft sein, wenn er seinen verhängnisvollen Einfluss auf dich nicht mehr ausübt! Ich will seinen Tod nicht. Ich will nur, dass er bei diesem Verbrechen nicht mitmacht und Pagosa Springs und dieses Land verlässt. Für immer! Und ohne dich!“

„Er wird kämpfen! Einer von euch beiden wird sterben! Glenn, geh nicht!“

„Es geht nicht nur um Ringo und mich. Sie wollen den Sheriff töten und Dave Storrow ...“

„Du wirst Ringo nicht treffen!“, wiederholte Liz leidenschaftlich, bückte sich schnell und hielt im nächsten Moment Rancons Colt auf Glenn gerichtet. „Ich wünschte, Glenn, ich müsste das nicht wieder tun! Aber es ist mir so ernst damit wie damals in Arizona!“

Er starrte in das schwarze Auge der Coltmündung. Das Sprechen fiel ihm schwer. „Liz, du weißt nicht, was du da tust! Diesmal gibt es einen Unterschied! Du machst dich mitschuldig ...“

„Es gibt nichts mehr, womit du mich umstimmen kannst, Glenn!“, unterbrach sie ihn dumpf. „Ich würde noch viel mehr für Ringo tun! Ich erwarte ein Kind von ihm!“

Er hatte das Gefühl, als würde der Boden ihm unter den Füßen wegbrechen. Die Erkenntnis, dass nun doch alles umsonst war, durchdrang ihn ätzend wie Gift.

Liz sagte tonlos.

„Schnall deinen Revolvergurt ab, Glenn.“

Er gehorchte mechanisch. Rancon begann sich zu bewegen. Er betastete benommen seine Stirn. Dann war er mit einem Satz auf den Beinen. Seine Rechte stieß zur Halfter. Sie war leer. Sein Blick erfasste sekundenschnell die Szene.

„Alle Wetter! Lady, Sie machen sich! He, du verrückter Bursche, jetzt wird dir gleich Verschiedenes verdammt Leid tun.“ Er lief zu Slaughter, um dessen Revolver zu packen.

Liz’ Revolverhahn knackte. „Lassen Sie das, Rancon!“

„Zur Hölle! Was wollen Sie eigentlich? Uns und Ringo helfen oder diesem ...“

„Ich möchte nicht, dass Glenn etwas geschieht! Glenn, stell dich an die Wand und rühr dich nicht! Rancon, in die andere Zimmerhälfte mit Ihnen! Für Sie gilt das gleiche!“

Langsam richtete sich der langhaarige Bandenführer ohne Waffe auf. Seine hellen Augen glitzerten wild.

„Was Verrückteres ist mir noch nicht untergekommen! Höllenfeuer, Dave Storrow und der Sheriff können jeden Moment in Pagosa Springs einreiten.“

„Erwarten Sie nur nicht, dass ich Ihren Plan unterstützte, Rancon! Ich halte diesen Colt nur für Ringo in der Hand.“

„Und für diesen Kerl da!“ Wütend deutete Rancon mit dem eckigen Kinn auf Glenn. „Wissen Sie auch, was Sie uns allen, einschließlich Ringo, einbrocken, wenn Sie ihn davonkommen lassen? Fragen Sie ihn doch selber! Er wird Ihnen sagen, dass er nichts Besseres zu tun hat, als sich auf unsere Fährte zu setzen und uns sein heißes Blei um die Ohren zu jagen. Wetten, dass ihn Mark Storrow angeworben hat? Jack ist heute morgen zu uns gestoßen, arg von einer Kugel aus dem Schießeisen dieses Kojoten angekratzt. Der hat mir eine Story erzählt, dass ich glaubte, ich höre schlecht. Ich dachte, Ringo wäre Ihnen nicht gleichgültig, Madam!“

Liz wurde unsicher.

Rancon drängte: „Geben Sie mir den Colt zurück, und ich garantiere Ihnen, dass es keine Probleme für Sie und Ringo mehr gibt! Sie können doch nicht ewig hier stehen und auf Bob, mich und Trafford aufpassen! Geben Sie schon her!“

„Liz, lass dich von ihm nicht beschwatzen!“, rief Glenn beschwörend. „Deine und Ringos Sicherheit bedeutet ihm im Grunde gar nichts. Er denkt nur an das Geld und den Mann, den er mit seinen Schießern töten will!“

Rancon zuckte die Achseln.

„Ich kann Sie zu nichts zwingen, Madam. Aber rechnen Sie sich mal aus, was mit Ringo passiert, wenn er allein versucht, den Coup durchzuführen. Und das wird er todsicher. Er ahnt ja nicht, dass wir ihm nicht zu Hilfe kommen können. Der Sheriff, den Storrow im Auftrag der Bürgerschaft nach Alamosa verpflichtet hat, soll ein harter Brocken sein. Der wird nicht lange fackeln, wenn Ringo versucht, Dave Storrow das ganze Geld abzuknöpfen!“

Liz schluckte. „Und was geschieht mit Glenn, wenn ich aufgebe?“

Rancon unterdrückte ein Grinsen. Er half Slaughter auf die Beine, der sich brummend und fluchend an die Wand lehnte. Rancon entgegnete: „Ich will großzügig sein. Ich sorge nur dafür, dass Trafford aus der Stadt geschafft wird, ohne Waffen. Das dürfte vorerst genügen. Einverstanden?“

Winzige Schweißperlen standen auf Liz’ glatter Stirn. Der Colt in ihrer Hand zitterte leicht. Unschlüssigkeit und Sorge brannten in ihren großen dunklen Augen.

Glenn rief: „Glaub ihm kein Wort! Er ist schlimmer als alle anderen!“

Aber Tate Rancon war bereits schnell auf Liz zugegangen, er streckte die Hand nach der Waffe aus. Liz brachte nicht mehr die innerliche Kraft zur Gegenwehr auf. Zu sehr war sie von Zweifeln zerrissen. Rancon entwand ihr den Colt ohne Mühe. Ehe Glenn etwas unternehmen konnte, zielte die Waffe wieder auf ihn.

„Fesseln, Bob!“, befahl Rancon.

Slaughter gehorchte sofort. Liz wankte zum Bett und setzte sich, das Gesicht in die Hände vergraben, auf den Rand. Unten auf der Straße trappelten Pferdehufe und verstummten vor dem Colorado Palace. Rancon trat ans Fenster. In seinen Augen blitzte es auf.

„Beeil dich, Bob! Da sind sie schon! Dave Storrow und der Sheriff!“ Plötzlich zuckte Rancon zusammen.

„Verdammt, sehe ich schlecht? Das ist ja Kelly, unser alter Bekannter aus Arizona!“

Slaughter zurrte den letzten Knoten fest und rannte ans Fenster. Liz sprang mit schreckgeweiteten Augen vom Bett hoch. Sie spähte mit angehaltenem Atem auf die Main Street hinab.

Zwei Männer banden ihre staubbedeckten Pferde am Haltegeländer vor dem Saloon fest. Der eine war stämmig, blond und etwa vierzig Jahre alt. Er konnte es kaum erwarten, den Saloon zu betreten. Der andere wollte ihn aufhalten und sprach drängend auf ihn ein. Der Blonde riss sich los. Sein Lachen drang bis zum Fenster herauf. Gleich darauf klafften die Schwingtüren des Palace vor ihm auseinander. Der andere überlegte einen Moment, dann machte er sich auf den Weg zum General Store. Jetzt traf ihn das grelle Sonnenlicht mitten ins Gesicht. Ein hageres, lederhäutiges Gesicht mit durchdringenden hellen Augen.

Logan Kelly!

Sheriff Eisenfaust aus Red Hill!

Liz schrie auf. Rancon riss sie vom Fenster zurück. Unten hatte der hochgewachsene hagere Mann, der einen funkelnden Stern an seiner ärmellosen Lederweste trug, nichts gemerkt. Liz’ kleine Fäuste wirbelten auf Tate Rancon ein.

„Loslassen! Lasst mich zu meinem Vater! Mein Gott, er ist der Mann, den ihr töten wollt!“

Rancon hielt ihr grob den Mund zu und drückte ihr die Arme nach hinten.

„Bob, binde sie ebenfalls! Los, los, gleich gibt es da unten Arbeit für uns!“

Slaughter stürzte vorwärts. Liz wehrte sich verbissen, bis ihr Slaughters Lederriemen keine Bewegungen mehr erlaubten. Der Hüne stieß sie roh aufs Bett. Sie keuchte.

„Ihr Schufte! Ihr Mörder!“

Und dann gellend: „Dad!“

Slaughter knebelte sie. Rancon lauschte auf den Korridor. Niemand hatte etwas gehört.

Glenn Trafford war aschgrau im Gesicht. Er zerrte heftig an seinen eigenen Fesseln. Vergeblich! Liz drehte ihm verzweifelt das Gesicht zu. Die stumme Qual in ihren Augen schnitt ihm ins Herz. Ahnungslos hatte sie nur an Ringo gedacht. Und jetzt, da ihr Vater in tödlicher Gefahr schwebte, war es zur Umkehr endgültig zu spät!

Slaughter deutete auf Glenn. „Und er, Tate?“

Rancons Blick streifte erbarmungslos den gefesselten Mann.

„Ach richtig! Verständige Dick. Und dann schafft ihn aus der Stadt! Ich will ihn nie mehr lebend sehen, verstehen wir uns, Bob? Die Sache im Saloon und mit dem Sternträger kann ich mit den anderen Jungs allein erledigen!“

Er lief bereits aus dem Zimmer.

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