Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 18
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ОглавлениеEhe Rancon und seine Leute schießen konnten, hatte Dave Storrow lautlos den Tisch umrundet und stürzte sich auf Ringo. Die Trunkenheit war aus seinem breitflächigen Gesicht wie weggewischt. Maßlose Wut funkelte in seinen Augen.
„Du verdammter Trickser! Dir werde ich ...“
Der Schlag traf Pearson völlig überraschend und wirbelte ihn vor den grauhaarigen Sheriff.
„Zu Boden, Ringo!“, schrie Rancon wütend.
Der Moment, in dem Ringo ihm als Schutzschild diente, genügte Kelly. Er brachte mit der Schnelligkeit, die ihn so gefährlich machte, den Colt heraus und schlug ihn dem taumelnden Desperado an den Kopf. Ringo brach zusammen. Kelly lag im nächsten Moment ebenfalls flach auf den Brettern, und der ganze Kugelhagel aus den Revolvern der Verbrecher donnerte über sie weg. Reihen von Flaschen und Gläser barsten im hohen Regal hinter dem Tresen. Kelly schoss dem Mann rechts von Rancon eine Kugel in die Schulter. Der Bursche fiel aufschreiend zwischen die Stühle. Im nächsten Augenblick hatte Kelly den Pokertisch umgestoßen und Ringo am Kragen gepackt. Er zerrte ihn mit in die Deckung. Storrow war ebenfalls zur Stelle. Er war jetzt aschgrau im Gesicht und blutete aus einer Streifwunde am Oberarm.
„Großer Himmel, das war mehr als knapp! Diese Revolverwölfe ...“
Die nächste Salve schmetterte so wuchtig gegen die hochgestellte Tischplatte, dass Storrow erschrocken den Kopf einzog. Zum Glück war das Holz dick genug, die Geschosse aufzufangen. Rancon und seine Kumpane huschten zwischen die Tischreihen und versuchten Kellys Deckung zu stürmen.
Die Augen des Sheriffs waren eiskalt wie eh und je. Er schoss ruhig und präzise. Wieder wurde ein Bandit getroffen. Er rannte stolpernd ins Freie und fiel die Verandastufen hinab in den Straßenstaub. Die anderen warfen sich nun ebenfalls in Deckung. Die Mündungsflammen zuckten pausenlos. Der umgestoßene Pokertisch bebte. Die Platte war mit Löchern und Furchen übersät.
„Da kommen wir nie mehr lebend heraus!“, krächzte Dave Storrow. Kelly antwortete nicht, überzeugte sich mit einem kurzen Blick, dass Ringo noch bewusstlos war und lud seine Colttrommel nach.
Das Schießen hörte auf.
Rancons wütender Ruf drang durch den beißenden Pulverdampf:
„Du bildest dir doch hoffentlich nicht ein, dass du noch eine Chance hast, Kelly. Rechnest du damit, dass dir die Bürger dieser netten Stadt helfen? Du bist fremd hier, wie wir auch. Diese Pfeffersäcke denken gar nicht daran, sich in ’ne Angelegenheit zu mischen, die sie nichts angeht. Verpulvere nur deine Munition. Wir haben Zeit. Es gibt nur diesen Ausgang. Und den verlässt du nur mit den Füßen voran!“
„Er hat recht!“, flüsterte Storrow heiser. „Es ist aus mit uns!“
Kelly deutete ruhig mit dem Coltlauf auf die nahe Holztreppe, die ins Obergeschoss führte. „Wenn wir erst da oben sind, sieht die Sache gleich besser für uns aus!“
Dave Storrow schluckte. „Bevor wir nur drei Schritte gemacht haben, sind wir mit Blei vollgepumpt!“
Kelly spähte vorsichtig hinter der Deckung hervor. Ein Bandit wollte die Stellung wechseln. Kellys blitzschneller Schuss trieb ihn zurück.
„Wenn ich Ihnen das Zeichen gebe, rennen Sie los!“, sagte der Sheriff sachlich zu dem Bruder des Frachtunternehmers. „Versuchen Sie die Treppe hinaufzukommen, und kümmern Sie sich nicht um mich!“
„Mann, was haben Sie vor? Ich halte das alles für ganz unmöglich. Wir werden …“
„Was haben wir denn noch zu verlieren?“, unterbrach ihn Kelly achselzuckend.
„He, Sternträger!“, ließ sich Rancon wieder hören. „Warum die Sache in die Länge ziehen? Komm raus, und wir beide tragen es ganz allein aus!“
„Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“, gab Kelly schneidend zurück. „Tate Rancon als fairer Kämpfer, das wäre mal was ganz Neues! Pass auf, du Lump. Ich habe eine Überraschung für dich!“
Seine schnelle Kugel zerschlug in der anderen Saloonhälfte eine Petroleumlampe. Scherben und Petroleum spritzten über Tische und Stühle. Dann wandte sich Kelly hastig Storrow zu und zog ihm eine Zigarre aus der Hemdbrusttasche. „Schießen Sie weiter, Mann!“
Storrow begriff und hielt die Banditen mit hämmernden Schüssen in ihrer Deckung. Kellys Hände waren ganz ruhig, als er die Zigarre anzündete. Er nahm einige kräftige Züge, dass die Glut rot aufleuchtete. Dann schoss er die nächste Lampe herab. Obwohl Rancon und seine Leute den Tisch mit wütenden Kugeln eindeckten, schleuderte Kelly die Zigarre mit kräftigem Schwung quer durch den Saloon. Sie landete im ausgelaufenen Petroleum. Sofort fauchte eine gelbrote Lohe hoch.
Rancons Gebrüll wurde zu einem hasserfüllten Kreischen. Vergeblich versuchte er mit seinen Leuten wieder einen Vorstoß. Kelly wartete, bis sich Flammen und Rauch wie ein Gürtel quer durch den großen Raum gelegt hatten und der Bande jegliche Sicht nahmen.
„Los, jetzt!“, zischte er Storrow zu.
Der schnellte hinter der Deckung hoch und hetzt wie von Furien verfolgt auf die Treppe zu. Die Banditen schossen blindlings durch den dichter werdenden Qualm. In der Küche schallte das Jammergeschrei des Keepers, der um den Saloon fürchtete. Storrow erreichte die Stufen und stolperte hinauf. Auf halbem Weg schaute er sich um. Kelly hatte sich Ringo Pearson auf die Schulter geladen. Unter dem Gewicht des kräftigen jungen Mannes war er leicht eingeknickt,
Storrow keuchte: „Seien Sie nicht wahnsinnig, Mann! Lassen Sie ihn, wo er ist, und retten Sie Ihr Leben!“
Er duckte sich, als eine Kugel gegen das Treppengeländer schmetterte, wollte zurückfeuern, aber der Revolverhahn schlug auf eine leere Kammer. Storrow rannte weiter. Kellys Miene besaß einen verbissenen Ausdruck. Er dachte gar nicht daran, den Mann, den er ein Jahr lang zäh und unerbittlich gesucht hatte, jetzt wieder freizugeben. Mit Ringo auf der Schulter arbeitete er sich den langgestreckten Tresen entlang zum Treppenabsatz. Eine dunkle Gestalt brach fluchend durch Feuer und Rauch. Kelly schoss gleichzeitig mit dem Desperado. Die Kugel fetzte ihm die Lederweste auf. Der andere torkelte noch zwei, drei Schritte in seine Richtung, dann brach er zusammen.
Rancon schrie hinter dem wabernden, qualmenden Vorhang irgendwelche Befehle, die Kelly im wüsten Lärm nicht verstand. Der Keeper stand jetzt in der offenen Küchentür und rang verzweifelt die Hände.
Kelly hatte die Treppe erreicht, als Ringo wieder zu sich kam und wild um sich schlug. Er glitt von Kellys Schulter. Kelly verlor das Gleichgewicht und stürzte über ihn. Ringo war noch benommen, aber als er das Gesicht des Sheriffs sah, krallte er sich wie eine Raubkatze an Kelly fest. Erst als Kelly ihm die Coltmündung in die Magengrube drückte, erlahmte er. Kelly nahm ihm die Waffe ab und schleuderte sie auf den Boden. Er erhob sich keuchend.
„Aufstehen! Vorwärts, die Treppe hinauf!“
Storrow war inzwischen oben angelangt, wo ihn die Banditenkugeln nicht mehr erreichen konnten. Er schrie kopfschüttelnd herab: „Sheriff, Sie sind ja verrückt, wenn Sie Zeit mit ihm vergeuden. Das wird Sie das Leben kosten!“
Kelly hörte nicht auf ihn. Er stieß Ringo mit dem Revolver weiter. „Los doch!“
Da sanken die Flammen in der Saloonmitte zischend zusammen. Rancons Leute hatten den schweren wassergefüllten Tränktrog hereingeschleppt und ihn über den Flammen geleert. Rauch breitete sich in Sekundenschnelle so dicht im Raum aus, das Sie kaum noch drei Schritt weit sehen konnten. Ringo hustete. Das Feuer flackerte nur noch an vereinzelten Stellen und bildete für die Banditen kein Hindernis mehr. Rancons anfeuerndes Gebrüll übertönte alle anderen Geräusche.
„Los, Jungs, drauf auf ihn. Jetzt gehört er uns!“
Kelly stieß Ringo von sich, zuckte herum und drückte ab. Er knallte nur metallisch.
Schemenhaft brachen die Desperados durch den Rauch. Ringo duckte sich blitzschnell hinter das Treppengeländer, um nicht von einer verirrten Kugel getroffen zu werden. Zum ersten Mal schimmerte auch in Logan Kellys Augen nichts als blanke Verzweiflung. Nach all der neu gefassten Hoffnung war jetzt das Ende doppelt schlimm. Er sah die matt glänzenden Revolverläufe und gab sich verloren. Schüsse peitschten!
Sekundenlang war in seinem Gehirn alles leer, bis er begriff, dass die Kugeln nicht ihm gegolten hatten. Ein Mann sank stöhnend auf die Bretter. Dann schälte sich eine sehnige Gestalt aus den dünner werdenden Rauchschleiern. Eine Coltmündung kreiste.
„Hände hoch! Ich habe bestimmt keinen Grund, euch auch nur die kleinste falsche Bewegung durchgehen zu lassen. Rancon, das gilt auch für dich. Bist du so scharf darauf, meine Kugel zu erwischen?“
„Trafford!“, knirschte der blonde Bandenführer. „Wie hast du das bloß geschafft, du Geier?“
Mehr und mehr zog der Rauch durch Fenster und Tür ab. Glenns Umrisse wurden deutlicher.
Rancon hob widerwillig die Hände in Schulterhöhe. Er blutete an der Wange. Die anderen Überlebenden seiner Crew waren ebenfalls mehr oder weniger angekratzt. Schlagartig war ihr Kampfeswille erloschen. Revolver polterten auf die Bodenbretter. Jetzt hatte auch der Saloonkeeper seine Furcht überwunden und schleppte Eimer um Eimer aus der Küche, um die letzten Flammen zu ersticken. Das verkohlte Holz qualmte noch immer.
Glenn lächelte bitter zu Kelly hinüber.
„Hallo, Sheriff! Schön, Sie nach so langer Zeit wieder zu sehen. Sie hätten sich manches ersparen können, wenn wir damals gemeinsam losgeritten wären, nicht wahr?“
„Glenn, du Teufelskerl! Du bist ein Jahr lang ebenfalls unterwegs gewesen, um Pearson zu finden?“
„Und Liz!“, fügte Glenn ernst hinzu.
Kellys Miene verfinsterte sich. „Schaffen wir erst hier Ordnung, bevor wir uns weiter unterhalten. Pass gut auf diese Sattelwölfe auf, Glenn. Ich werde die Burschen fesseln. Rancon, du zuerst!“
„Langsam!“, sagte Ringo heiser. „Ihr habt mich vergessen!“ Er stand schräg hinter dem Treppenabsatz und hatte seinen Revolver wieder an sich genommen. Sein Gesicht war blass. Ein blutiger Striemen zeichnete die Stelle, wo ihn Kellys Coltlauf erwischt hatte. In seinen dunklen Augen funkelte es wild. Die Mündung seiner Waffe war nicht mehr als drei Armlängen von Sheriff Eisenfaust entfernt.
Rancon nahm sofort die Arme herab. „Prächtig, Ringo. Dafür rücke ich mit einer Sonderprämie ’raus, wenn alles vorüber ist!“
Storrow war im Obergeschoss verschwunden. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten. Der kleine Saloonmann ließ erschrocken den Eimer fallen und reckte unaufgefordert die Hände in die Höhe.
Kelly stand wie gelähmt. Glenns Lippen wurden schmal. „Wenn du auf den Sheriff schießt, Ringo, erwische ich todsicher deinen Freund Rancon. Und dann stehen die Chancen gleich zwischen uns!“
Pearson grinste verzerrt.
„Wetten, dass du es nicht darauf ankommen lässt. Das würde nämlich den Tod von zwei Wehrlosen bedeuten. Und so was nimmst du nicht auf deine Kappe, Glenn. Also, Zeit zum Aufgeben für dich, Muchacho! Weg mit dem Eisen!“
Glenns Wangenmuskeln waren verkrampft. Nichts von der Erleichterung war geblieben, die er verspürt hatte, als er gerade noch im letzten Moment hatte eingreifen können.
Logan Kelly sagte kühl: „Nimm keine Rücksicht auf mich, Glenn. Tu alles, damit Pearson nicht mit heiler Haut davonkommt. Mehr will ich gar nicht erreichen!“
„Du hörst doch hoffentlich nicht auf ihn. Dieser Kerl war ja schon immer verrückt. Du bist es schließlich, an dem alles hängenbleibt!“, zischte Ringo.
„Gut so, Ringo!“, nickte Rancon wild. „Bei dir allein liegt die Entscheidung. Und du wirst auch verhindern, dass Trafford mich mit ’ner Kugel erwischt. Ich weiß, wie gut du mit der Knarre umgehst!“
„Er wird es nicht tun!“, sagte Glenn ruhig. „Liz wegen!“
„Lass Liz aus dem Spiel!“, fauchte Pearson.
„Ihretwegen solltest du nichts riskieren!“, mahnte Glenn eindringlich. „Sie braucht dich mehr als jeden anderen. Weißt du nicht, dass sie ein Kind von dir bekommen wird?“
Ringos Augen weiteten sich. „Du verdammter Bluffer. Noch so ein Wort und …“
„Frag Rancon. Er muss dir bestätigen, dass ich bei Liz gewesen bin. Deinetwegen hat sie mich Rancon ausgeliefert. Slaughter und Hadley sollten mich umlegen. Sie haben selber mit dem höchsten Preis dafür bezahlt. Liz war völlig verzweifelt. Sie hat mir den Grund für ihr Verhalten genannt. Ringo, du weißt genau, dass ich nicht lüge. Auf Liz‘ Kosten würde ich niemals einen Bluff versuchen.“
„Ringo, zum Teufel, hör nicht auf ihn!“, schrie Rancon.
Kelly hatte sich an die Kehle gegriffen, als bekomme er keine Luft mehr.
„Glenn! Verdammt, ist das wahr?“
Glenn schaute Ringo unverwandt an. Dessen Atem ging schnell und stoßweise. Sein Blick irrte gehetzt zwischen Glenn, Rancon und dem Sheriff hin und her. Um seine Mundwinkel zuckte es nervös.
Glenn sagte hart: „Wenn du auch nur noch das Geringste für Liz empfindest, weißt du, was du nun zu tun hast!“
„Schieß ihn nieder, Ringo!“, hetzte Rancon. „Hölle, du wirst doch jetzt nicht schlapp machen, wo du das Heft in der Hand hast. Denk an Alamosa. Wenn Kelly und die Storrow-Brüder erledigt sind, erwartet uns dort eine große Zukunft. Wir werden in Geld schwimmen, Ringo. Ich mache dich zu meinem Adjutanten. Was willst du mehr? Du verzichtest doch nicht auf so ’ne Chance!“
„Schweig, Tate!“, ächzte Ringo erschöpft. „Kein Wort mehr!“ Bleischwer sank seine Faust herab.
„Ringo!“, brüllte der Bandenführer auf.
Ringo Pearsons Colt schlug auf die Bodenbretter. Glenn hatte das Gefühl, ein Felsblock würde von ihm gewälzt. Kelly starte Ringo wie ein Gespenst an. Nie hatte Glenn den Sheriff so betroffen und blass gesehen. Rancon begann lästerlich zu fluchen.
„Ringo, du dreimal verdammter Verräter. Die Hölle soll dich verschlingen, du Feigling. Hat dir dieses Weibsbild so sehr den Kopf verdreht, dass du ihretwegen deine alten Partner im Stich lässt?“
Kelly stieß mit der Stiefelspitze die Waffe von Pearson weg, doch der junge Desperado regte sich nicht.
Ringo schaute Glenn stumpf an. „Es fällt mir nicht leicht, dich um einen Gefallen zu bitten. Aber ich muss ...“
Glenns Gesicht blieb verschlossen. „Geh nur. Hole Liz aus dem Hotel. Sieh zu, dass du endlich irgendwo mit ihr doch einen neuen Anfang schaffst!“
Ringo senkte den Kopf und stiefelte langsam zur Tür. Kelly fuhr zusammen.
„Glenn, hast du den Verstand verloren? Soll alles wieder von Neuem beginnen? Halt ihn auf!“
„Kelly, wann begreifen Sie endlich?“, fragte Glenn bitter. „Er wird der Vater Ihres Enkelkindes sein. Meinen Sie, ich tue das aus Freundschaft für ihn? Nein. Aber im Leben gibt es wichtigeres, als den Gehorsam gegenüber Paragraphen! Eine junge Frau und ein Kind werden diesen Mann brauchen.“
„Er wird beide ins Verderben stürzen!“, flüsterte Logan Kelly. Er wollte Pearson nachsetzen.
Glenns Coltmündung ruckte warnend. „Kelly, stehenbleiben!“
Der Sheriff krächzte: „Bei der nächsten Gelegenheit wird er wieder spielen, rauben und morden. Willst du Liz für immer an einen Verbrecher ketten? Glenn, Sam Babcock hat mein Wort.“
„Aber nicht meines. Und Ringo hat es immerhin ein Jahr lang geschafft, ein ehrliches Leben zu führen, sonst wäre Liz nicht bei ihm geblieben. Wenn Rancon ihm nicht mehr über den Weg läuft, wird er es schaffen!“ Aber tief in seinem Innern bohrten ebenfalls Zweifel.
Wenn Kelly nun recht behielt. Er wagte den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Er erinnerte sich an die Verzweiflung in Liz’ Augen, und er brachte es einfach nicht fertig, Ringo jetzt noch zu stoppen. Mit aller Hoffnung klammerte er sich daran, dass sein ehemaliger Sattelpartner doch auf den richtigen Weg zurückfinden würde.
Ringo drehte sich in der Schwingtür nochmals um. Er suchte nach Worten.
Glenn sagte schnell: „Ich erwarte keinen Dank. Du bist mir nichts schuldig. Geh jetzt. Aber merk dir eines: Wenn du je wieder eine krumme Tour versuchst, werde ich zur Stelle sein! Dann lasse ich dir keine Chance mehr.“
Ringo presste die Lippen zusammen, und einen Moment blitzte die alte Wildheit in seinen Augen auf. Dann schlugen die Türflügel hinter ihm zu. Kelly stieß den angehaltenen Atem aus.
„Glenn, das wird dir noch Leid tun. Erwarte ja nicht, dass du mich umgestimmt hast. Sobald dein Eisen nicht mehr auf mich zielt, werde ich wieder hinter ihm her sein. Hoffentlich erwische ich ihn noch früh genug, ehe er Liz zur Frau genommen hat. Ich werde ...“
Rancon nutzte den Zwiespalt seiner beiden Gegner. Mit einem tigerhaften Sprung setzte er mitten durch eine berstende Fensterscheibe ins Freie. Glenns Schuss ging ins Leere. Als Glenn das Fenster erreichte, saß Rancon draußen bereits auf einem Pferd. Zwei der weniger schwer verletzten Desperados versuchten ebenfalls die Flucht. Da Kellys Waffe noch nicht geladen war, blieb Glenn nichts anderes übrig, als sie aufzuhalten. Draußen trommelten die Hufe von Rancons Gaul los. Glenn sah nur noch flüchtig das höhnisch verzerrte Gesicht des hageren Banditen, dann war Tate Rancon in einer schattigen Seitengasse verschwunden. Glenn verbarg Besorgnis und Enttäuschung. Zusammen mit Kelly fesselte und verband er die übrigen Banditen und schickte den kleinen Keeper zum Doc.
Dann erst konnten er und Kelly sich auf die Jagd nach Rancon machen. Als sie am Sunset Hotel vorbeikamen, hörten sie Ringos hasserfüllten Schrei auf die Straße dringen. Genau aus dem Zimmer, in dem Rancon und Slaughter vor einer Stunde Liz Kelly zurückgelassen hatten.