Читать книгу Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane - Glenn Stirling - Страница 14

8

Оглавление

Mark Storrow schlug die Augen auf. Er lag zwischen halb verdorrten Salbeistauden und Katzenkrallesträuchern und hörte das unaufhaltsame Näherrücken von Pferdehufen. Von seinem eigenen Gaul war weit und breit nichts zu sehen. Als Storrow sich aufrichten wollte, jagte der Schmerz wie Feuer durch seinen Körper. Ächzend sank er zurück. Hemd und Weste waren blutig. Fiebrig tastete seine Rechte zur Halfter. Sie war leer. Die Hufe waren so nahe, dass Storrow jeden Augenblick damit rechnete, den Schatten des Reiters über sich fallen zu sehen. Er wälzte sich schwitzend und stöhnend auf den Bauch, stemmte die Ellenbogen auf und begann mühselig zu kriechen.

Er kam nicht weit. Das Pferd brach durch die Büsche. Sattelleder quietschte, dann stapften sporenklirrende Tritte auf den Verwundeten zu. Mit einem verzweifelten Aufbegehren warf sich Storrow herum.

„Ihr verdammten Halunken …“ Die Worte wurden zu einem heiseren Krächzen. Vor Storrows Augen verschwamm alles. Wie durch Nebel kam ein kantiges, braunes Männergesicht auf Storrow zu. Eine beschwichtigende Stimme sagte: „Nur keine Aufregung! Ich werde Ihnen helfen, Mister!“

Dann war das Gesicht wieder fort. Gleich darauf war der Hals einer Wasserflasche an Storrows Lippen. Er trank gierig. Tropfen perlten ihm über das Kinn. Dann wurde sein Blick klarer. Der Fremde stützte ihn, während er ihm behutsam Weste und Hemd aufknöpfte. Beim Anblick der blutenden Schusswunde furchte der Mann die Brauen.

„Ich werde Sie sofort verbinden und dann zum nächsten Doc bringen. Pagosa Springs liegt nicht weit von hier im Norden, nicht wahr?“

Storrow schüttelte mühsam den Kopf. „Sinnlos! Diese Banditen, die mir das Ding verpassten, sind dicht hinter mir! Zusammen kommen wir nicht weit!“

„Wie viele?“

„Drei Mann, wenn ich mich nicht getäuscht habe! Sie müssen gleich hier sein! Sie sollten lieber verschwinden, Fremder, ehe Sie von diesen Revolverschwingern ...“

„Ich trage mein Eisen nicht zur Verzierung! Liegen Sie ganz ruhig, Mann! Machen Sie sich keine Sorgen! Ich lasse keinen dieser Schießer an Sie heran!“

„Das ist Wahnsinn!“, stöhnte der Mann aus Alamosa. „Sie kennen Rancons Sattelwölfe nicht. Diese Halunken ...“

„Rancon? Tate Rancon?“

„Ja! Schon von ihm gehört? Der Schuft hat ganz Alamosa in der Hand. Mein Bruder Dave und ich sind sein letztes Hindernis.“

„Rancon!“, murmelte der andere. „Ein Grund mehr zum Bleiben! Mein Name ist Glenn Trafford. Ich war früher Deputy in Arizona. Seit damals ist mir Rancon ein Begriff.“

„Ich heiße Mark Storrow, und ich will nicht, dass Sie für mich Ihre Haut zu Markte tragen! Trafford, lassen Sie mir nur ein Schießeisen da! Mehr will ich gar nicht!“

„Tut mir Leid, den Gefallen tue ich Ihnen nicht!“ Glenn ging zu seinem Pferd, holte Verbandszeug aus der Satteltasche und kehrte zu Storrow zurück.

Storrows Augen waren plötzlich groß und wachsam. „Da, hören Sie? Hufschläge! Sie sind es! Trafford, mich hat es schwer erwischt. Sinnlos, sich noch mit mir herumzuquälen. Für einen Fremden obendrein. Geben Sie mir einen und …“

„Den brauche ich gleich selbst! Halten Sie still, Storrow, ich werde Sie notdürftig verbinden!“

Glenn machte sich an die Arbeit. Die Hufschläge kamen näher, aber er blieb völlig ruhig. Storrow atmete schwer. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das graubärtige Gesicht. Er war zu kraftlos zum sprechen, und als Glenn den letzten Knoten festzog, sank er besinnungslos ins trockene Gras zurück. Das Hufgetrappel war dicht hinter den Sträuchern. Glenn erhob sich, rückte den Revolvergurt zurecht, und trat gelassen aus dem Schatten.

Schlagartig verstummte das Hufgetrappel. Drei glitzernde Augenpaare lauerten ihn an. Der drahtige rothaarige Hush Webster knurrte: „Eh, Mister, was stellst du dich uns so unverschämt in die Sonne! Geh aus dem Weg, und sieh zu, dass dir nicht plötzlich was Heißes die Haut verbrennt!“

„Kehrt um“, sagte Glenn grimmig. „Ihr bekommt ihn nicht!“

„Von wem redest du, mein Junge?“, fragte Webster mit falschem Grinsen.

„Das weißt du genau, Bandit! Kein langes Palaver! Storrow hat mir allerhand erzählt, und ich helfe ihm!“

„Ach, wirklich? So entschlossen? Hast du einen Sonnenstich erwischt, mein Lieber? Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst!“

„Vielleicht ist eher das Gegenteil der Fall!“ Glenn lächelte hart. Das Jahr, das seit dem Ritt aus dem Red Hill County vergangen war, hatte ihn hager und finster gemacht. Dunkle Falten kerbten sein sonnengebräuntes Gesicht, die es damals noch nicht gegeben hatte. „Ich war früher Deputy in Arizona. Hat euch Ringo Pearson nicht von mir erzählt?“

Ein Zucken lief über Websters Fuchsgesicht. „Glenn Trafford, was? So eine Überraschung, Höllenfeuer! Was suchst du hier oben in Colorado?“

„Ringo! Und du solltest mir ganz schnell sagen, wo ich ihn finde, Rothaar!“

Webster beugte sich im Sattel vor. „Noch mehr Forderungen, du Narr? Dich sollte weder Ringo noch Storrow interessieren! Denn wenn du nicht gleich wie ein Hase läufst, verehrter Ex-Deputy, wirst du nicht mehr lange leben!“

Ihre Hände waren zu den Coltgriffen gekrochen.

Glenn hatte seine Haltung nicht verändert. Er hob geringschätzig die Schultern. Seit er den Hass in Websters Augen gesehen hatte, wusste er, dass es nur Kampf geben konnte. Je wütender die Banditen wurden, umso besser konnte er seine eigene Ruhe ausspielen.

Er sagte verächtlich: „Erwartest du jetzt, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft, Großmaul? Mein Eisen ist mit sechs Patronen geladen, und das sind noch immer drei zu viel für euch!“

Webster fluchte, schlug seinem Gaul die Hacken gegen die Seiten, und während das Tier losschnellte, riss er seinen Revolver heraus. Fast gleichzeitig zogen die beiden anderen Banditen. Alles verschmolz zu einer einzigen wischenden Bewegung. Glenn feuerte einen Sekundenbruchteil vor Hush Webster. Der rothaarige Bandit flog aus dem Sattel. Mit einer blitzschnellen Drehung entging Glenn dem Anprall des Pferdes. Slim und Jack schossen in dem Moment, da das Tier genau vor Glenn war. Schrill aufwiehernd brach es zusammen. Glenn sprang geistesgegenwärtig zurück, um den wild schlagenden Hufen zu entgehen. Er jagte die nächsten Kugeln geduckt über den sich im Gras wälzenden Pferdeleib. Jack warf die Arme hoch und fiel vornüber auf den Pferdehals. Der Gaul machte kehrt und lief mit ihm davon. Slim schnellte aus dem Sattel und rannte schießend auf Glenn zu. Der warf sich zu Boden. Die Geschosse fauchten über ihn hinweg. Dann traf er Slim mitten in die Brust. Der hagere Desperado blieb stocksteif stehen, seine Revolverfaust sank herab. Dann sackte er lautlos zusammen.

Glenn richtete sich auf. Der Geruch des Pulverdampfs erfüllte ihn mit Ekel. Er erlöste das schwerverletzte Pferd mit einem Coltschuss. Dann ging er zu Webster und Slim. Beiden war nicht mehr zu helfen. Glenn fühlte sich leer und müde, als er zu Storrow zurückkehrte. Der war noch immer bewusstlos. Glenn holte seinen kurzen Sattelspaten und machte sich an die traurige Arbeit, den Männern, die ihn hatten töten wollen, die letzte Ruhestätte zu schaufeln. Danach brach er mit dem Verwundeten nach Pagosa Springs auf.

Er erreichte die Stadt bei Sonnenuntergang und brachte Storrow sofort zum Arzt. Der Fuhrunternehmer war halb tot. Auch während und nach der Operation kam er nicht zu sich. Glenn mietete sich im Sunset Hotel ein. Am sonnenhellen Morgen des nächsten Tages kehrte er ins Haus des Doc zurück. Mark Storrow lag in einem Zimmer im Obergeschoss im Bett und empfing ihn mit mattem Grinsen.

„Hallo, großer Lebensretter! Sie sehen, Sie haben sich die Mühe nicht umsonst gemacht! Jetzt bin ich bloß gespannt, wie Sie es geschafft haben, allein mit meinen Verfolgern fertig zu werden.“

Glenn berichtete knapp. Die Erinnerung an den tödlichen Kampf bedrückte ihn. Storrows bärtige Miene wurde ernst. Nachdenklich streifte sein Blick über Glenns tiefhängende Colthalfter.

„Ich glaube, Sie sind der richtige Mann für mich! Der einzige Trumpf, den ich Tate Rancon noch entgegensetzen kann! Hören Sie, Trafford, ich stelle Sie als Revolverkämpfer an. Ich zahle, was Sie verlangen.“

„Sie irren sich, Storrow! Von der Sorte bin ich nicht!“

„Trafford, verstehen Sie doch! Ich halte Sie nicht für einen berufsmäßigen Revolverschwinger. Aber Sie sind ein Kämpfer, wie er im Buche steht. Und mir steht das Wasser bis zum Hals. Rancon mit seinen Banditen in der Nähe von Pagosa Springs, die Falle auf jener einsamen Farm – das bedeutet nur eines! Er will meinen Bruder Dave und den neuen Sheriff für Alamosa in dieser Stadt abfangen. Dave hat das Geld bei sich, ohne das unser Frachtgeschäft ruiniert ist. Und der Sheriff ist der Mann, der endlich das Gesetz nach Alamosa bringen wird. Beide müssen auf jeden Fall durchkommen. Ich kann für einige Zeit nichts mehr tun. Trafford, Sie allein können die beiden warnen. Sie müssen ihnen helfen, Mann, sonst ist alles verloren! Ich mache kein Geheimnis aus dem Risiko. Sie sind sicher selbst ein Mann, der zu rechnen versteht. Und außerdem gibt es da noch eine Schwierigkeit. Dave, mein Bruder, vergisst alle guten Vorsätze, wenn er einen Saloon sieht. Whisky und Karten, das sind seine großen Laster! Ich fürchte, er wird hier in Pagosa Springs eine Weile hängenbleiben, und daran wird auch der Sheriff in seiner Begleitung nichts ändern können. Vielleicht rechnet Rancon sogar damit und baut darauf seinen Plan auf!“

„Storrow, Sie vergeuden Ihren Atem! Sie sind noch ziemlich erledigt und sollten sich schonen!“ Glenn war ans Fenster getreten und schaute, Storrow den Rücken zugewandt, auf die sonenbeschienene Main Street hinab.

„Sie lehnen ab?“, fragte Storrow erschöpft und ließ sich aufs Kissen zurücksinken.

„Tut mir Leid – ja! Ich bin nicht ohne Ziel in Colorado unterwegs. Ich suche einen Mann. Ich kann es mir nicht leisten, auch nur eine Stunde zu verschwenden, wenn …“

„Trafford, ich zahle Ihnen fünfhundert Dollars, nein, tausend, wenn Sie nur zusagen!“

„Für mich steht viel mehr auf dem Spiel als Geld!“, murmelte Glenn. Er dachte an die Stunde, in der er Liz Kelly zum letzten Mal gesehen hatte. Die heiße Unruhe, die er so oft auf seinem einsamen Ritt gespürt hatte, wallte wieder in ihm hoch. Er wollte sich vom Fenster abwenden – und erstarrte jäh.

Dem Haus des Doc schräg gegenüber lag der Colorado Palace. Ein massiv gebauter Saloon mit grell bemalter Fassade. Zwei Männer erschienen auf der Veranda. Sie führten eine Frau zwischen sich, eine schmale Gestalt in knöchellangem Sommerkleid. Bei ihrem Anblick klopfte Glenns Herz plötzlich schneller. Sie kamen die Verandastufen herab, aber er konnte nur das lange dunkle Haar der Frau sehen. Angespannt beugte er sich aus dem Fenster. Storrow fragte, was los sei, doch Glenn hörte gar nicht. Er sah, dass der eine Mann die Frau mit hartem Griff am Oberarm festhielt. Der andere, ein hünenhafter Bursche, hielt wie zufällig die Faust auf den Revolverkolben gestützt.

Glenn erkannte ihn wieder. Bob Slaughter, der damals mit Ringo Pearson und Dick Hadley im Paradise Saloon in Red Hill über ihn hergefallen war. Und dann konnte Glenn für einen Moment, als die Frau den Kopf hob, auch ihr Gesicht erkennen. Es gab keinen Zweifel mehr!

Es war Liz!

Glenn warf sich herum und rannte quer durchs Zimmer. „Trafford, Mann, was ist in Sie gefahren?“, krächzte Storrow. Da knallte bereits die Tür hinter Glenn zu.

Wie ein Tiger hetzte er die Treppe hinab. Als er ins Freie trat, sah er die beiden Männer mit Liz Kelly gerade im Eingang des Sunset Hotels verschwinden.

Geächtete Colthelden: Super Western Sammelband 7 Romane

Подняться наверх