Читать книгу Das Ende der Knechtschaft - Günter Billy Hollenbach - Страница 19

Freitag, 29. Juli

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Mein Blick bleibt an der schwarzen Schultertasche hängen. Die gleitet langsam an mir vorbei abwärts. Mich trägt die Rolltreppe daneben vom Tiefgeschoss des Frankfurter Einkaufstempels „MyZeil“ aufwärts. In dem Elektronikgeschäft im dritten Stock habe ich eine neue Farbpatrone für meinen Laserdrucker erstanden und anschließend ein paar Sachen unten in einem Drogeriemarkt eingekauft. Die gleiche Tasche wie ... richtig. Sogar dieselbe.

Sie ist es tatsächlich, die Frau Hauptkommissarin, gegen halb zwei an diesem Freitag Nachmittag. Noch mehr überrascht mich, dass es mir heiß über den Rücken läuft, während ich ihr nachschaue. Mal wieder nicht aufgepasst, Robert. Ob sie mich gesehen hat?

Unten geht sie geradeaus, demnach in Richtung des Lebensmittel-Supermarkts. Oben wechsele ich auf die entgegengesetzte Rolltreppe, drängele mich an zwei kichernden Mädchen vorbei und laufe erneut hinab.

Frau Sandner steht suchend vor den Glastüren eines hohen Tiefkühlschranks, als ich in den ersten Gang hinter dem Brot- und Müsliregal husche. Sei nicht albern, Robert, geh einfach hin und ...

„Das Auflauern, auf Deutsch „Stalking“, ist ein Straftatbestand und kann in schweren Fällen mit Gefängnis bis zu drei Jahren geahndet werden. Drehen Sie sich langsam um und gestehen Sie, Herr Berkamp,“ sagt sie in gespielt amtlichem Tonfall, sichtlich erfreut über ihre gelungene Überraschung. Ich bin nicht minder erfreut. Sie trägt ein olivenfarbiges Jackett über einem dunkelroten Sweatshirt und dunkelblauen Jeans.

„Da Sie allerdings keine richterliche Anordnung auf Einhaltung eines Sicherheitsabstandes vorweisen können, begehen Sie einen klaren Fall von Amtsmissbrauch. Angesichts der Schwere Ihres Delikts frage ich Sie, ob ich Sie zu einem Kaffee einladen darf, Frau Sandner.“

Sie stutzt nur kurz.

„Nein, dürfen Sie nicht.“

Augenzwinkernde Pause.

„Tee dagegen würde sehr zu Ihren Gunsten sprechen.“

„Oh ja, schön, ich grüße Sie, Frau Sandner. Gehen wir da drüben zu der Backstube, einverstanden?“

„Ja, machen wir. Gehen Sie vor. Für mich einen schwarzer Tee ... und eine Nussecke, falls die welche haben. Ich kaufe nur schnell Körnerfutter für mein Müsli und Vitamintabletten, ja. Ich komme gleich nach.“

Einige Minuten später sitzen wir in kantigen dunkelbraunen kunstlederbezogenen Sesseln neben den Rolltreppen, vor uns auf dem flachen Tischchen zwei Gläser Tee und ein Pappteller mit zwei Nussecken.

„Wahrscheinlich haben Sie mich in der Spiegelung an den Glastüren da drüben beobachtet, oder? Also, wer hat hier wem aufgelauert?“

Sie schielt nach dem Gebäck vor uns und erklärt belustigt:

„Ne, ich hatte Sie schon gesehen, als Sie noch auf der Rolltreppe vor sich hingeträumt haben. Also, ich nehme mir jetzt einfach eine Nussecke. Oder beide, wenn Sie zu lange warten.“

„Bitte, Frau Sandner, nehmen Sie; die haben noch mehr davon.“

Kaum hat sie zu kauen begonnen, meint sie:

„Sie haben mich eben verblüfft. Wie kommt ’s, dass Sie das mit der richterliche Anordnung beim Stalking wissen?,“ und wischt sich einen Gebäckkrümel aus dem Mundwinkel.

„Reiner Zufall. Ich hatte im April einen Coaching-Klienten, ein Mann.“ Nachstellen geht auch andersrum. Der Mann war das Opfer einer Frau geworden, die unerschütterlich daran glaubte, dass er für sie und ihre Liebe geboren war. Die Frau hat ihn mehrfach verfolgt, sogar auf die private Gartenterrasse, auch um die Ehefrau zu verschrecken, die nach Meinung der Stalkerin den armen Mann gefangen hielt.

„Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Jedenfalls habe ich dabei ein paar Grundbegriffe zum praktischen Umgang mit diesem bizarren Verhalten gelernt.“

Frau Sandner schlürft vernehmbar ihren Tee.

„Ich glaube, ich brauche gleich noch einen.“

„Wollen wir uns noch eine Nussecke teilen? Bleiben Sie, ich hole Ihnen noch einen Tee.“

Ich ziehe meine Jacke aus, lege sie auf den Sessel neben mir und gehe hinüber zur Theke der Backstube.

„Wie kommt ’s, müssten Sie nicht um diese Zeit in Ihrer Dienststube hocken?,“ frage ich, während ich den neuen Tee und das Gebäck auf den Tisch stelle.

„Nö, ich bin immer im Einsatz. Jetzt hier – zur Tatort-Recherche.“

Sie nimmt die zweite Nussecke zügig in Angriff.

„Wo? Da drüben im Supermarkt?“

„Gerade dort! Sie machen sich keine Vorstellung, wie dreist hier geklaut wird. Die alten Raubritter waren Waisenknaben dagegen. Ohne zu zögern nehmen die einem da vorn fast das ganze Geld ab für zwei Tüten Müsli und eine Schachtel Vitaminpillen. Unglaublich.“

So richtig nach Heiterkeit und Lachen sieht sie nicht aus.

„Stimmt, klarer Fall für die Kripo.“

Ich zögere, entschließe mich aber, sie ein wenig zu verunsichern.

„Ehrlich gesagt, klingt für mich nach Galgenhumor.“

Sie nickt langsam, atmet sichtbar aus, schaut gedankenverloren vor sich hin und greift zum Teeglas.

„Also, erzählen Sie, wenn Sie mögen! Was ist los?“

Frau Sandner setzt die Teetasse ab und lehnt sich seufzend zurück.

„Sieht man mir das an?!“

Ich hebe schweigend die Schultern. Na also.

„Stimmt. Ich musste unbedingt raus, was anderes sehen und hören. Manchmal könnte ich einfach nur um mich schlagen. Aber das ändert ja nichts.“

Sie nimmt das Teeglas wieder auf und beginnt, es zwischen beiden Händen hin- und herzudrehen. Ihr beiden Stirnfalten zeichnen sich deutlicher als sonst ab und ihr Mund wird schmaler. Dann schaut sie mich mit glänzenden Augen an.

Ich nicke kurz: „Ich höre zu.“

„Wissen Sie, was Facebook ist?“ fragt sie. Hängt sogleich an: „Hören Sie, Herr Berkamp, Sie müssen mir versprechen, das bleibt unter uns, wirklich.“

*

„Ganz einfach. Wenn Sie möchten, erkläre ich Sie zu meiner Coaching-Kundin, natürlich honorarfrei. Was ich mit meinen Klienten bespreche, behandele ich strikt vertraulich.“

„Wenn das so einfach geht? Schön. Also, Facebook, ja?“

„Ich weiß, was es ist und wie es funktioniert, halte mich aber davon fern,“ bekenne ich. „Ich misstraue diesen Daten-Kraken. Freunde sind für mich immer noch lebende Menschen und keine Facebook-Profile mit unehrlichen Gesichtern. Und meine Essgewohnheiten oder erotischen Phantasien behalte ich lieber für mich.“

Sie holt tief Luft und nickt stumm.

Mit einem schnaufenden Ausatmen beugt sie sich langsam vor zu mir, sieht jetzt erschöpft, beinahe niedergeschlagen aus.

„Heute morgen ... ich habe fast drei Stunden an einer Vernehmung teilgenommen. Der Kollege wollte eine Frau dabei haben. Folgender Sachverhalt. Unglaublich; es ist einfach nicht zu fassen. Einer unserer „Sittenstrolche“ – das ist unser interner Spitzname für die Leute, die bei uns das Internet unter anderem nach Pädophilen durchstöbern – also, vor ein paar Wochen findet der auf einer Kinderporno-Website das Bild eines Mädchens, dreizehneinhalb Jahre alt. Das Üble daran, er kennt das Mädchen zufällig privat, die Tochter einer befreundeten Familie.“

„Oh ne!“

„Doch. Was sollte der Kollege tun? Er ringt sich dazu durch, die Eltern anzusprechen.“

Entsetzliches Familiendrama; Vater, Mutter und der Kollege stürzen sich auf das Kind. Wie üblich mauert das Mädchen erst; dann gesteht sie, sie hat eine Facebook-Freundin. Die nennt sich Sonja, vierzehn Jahre alt, mit der hat sie regelmäßig gechattet. Natürlich gibt sie dabei die innersten Windungen ihrer Seelenfalten preis.

„Ist mir völlig unerklärlich,“ erregt sich die Kommissarin, „aber egal, sie tut es halt. Wie süchtig nach Anerkennung durch eine Freundin. Weil die sich doch vertrauen, weil es cool ist und angeblich alle es tun.“

Je länger sie spricht und ich Frau Sandner dabei ansehen darf, desto persönlicher und weniger durch ihre Polizeiarbeit bestimmt wirkt sie auf mich. Sie hält inne, hebt ihren Kopf ein wenig, wie um mich zu einer Bemerkung aufzufordern.

„Verstehe ich auch nicht. Außer – das Mädchen ist wohl recht naiv und auf der Suche nach Bestätigung.“

„Ja, ziemlich sicher. Jedenfalls meint diese Sonja, sie könnten sich doch mal treffen und lädt sie zu einer kleinen Party ein. Unser Mädchen freut sich sehr, macht sich hübsch.“

Allerdings; was auf der Party geschehen ist, weiß sie nicht mehr. Einige Tage später wird das Bild auf die Website gestellt. Natürlich ohne Wissen der zur Schau Gestellten. ,Aurora’ nackt in einem schrägen Plüschsessel, die schlafende Sonnenkönigin, die geweckt werden will. Sonja lädt erneut zu einer Party ein, diesmal mit der Mutter und zwei fremden Männern. Wieder ist nicht klar, was dabei geschieht. Kurz danach kommt es zur polizeilichen Internet-Entdeckung des Bildes und dem erwähnte Familienkrach.

„Oh nein, für Eltern der reine Albtraum.“

„Mindestens. Zusätzlich, weil wir tätig werden müssen.“

Strafrechtlich ist die Sache klar. Richterliche Anordnung, Observieren der Mutter dieser Sonja und deren Wohnung. Sie ist 34 Jahre, Sonja ihre Adoptivtochter, was die Polizei inzwischen bezweifelt, beide Russland-Deutsche angeblich aus einem Kaff bei Wolgograd. Die Mutter nutzt gleich mehrere Internet-Provider und Web-Adressen, die Websites laufen auf Servern in der Ukraine. Sie fährt einen geleasten Porsche Cayenne, hat stets reichlich Kleingeld, triff sich regelmäßig mit drei jungen Frauen, die nachweislich als Prostituierte arbeiten, zwei davon ebenfalls aus dem Osten, die jüngste, neunzehn Jahre, hier aus Frankfurt.

Frau Sandners Blick bekommt etwas Erwartungsvolles.

„Unser Glück: Stieftochter Sonja lädt ein anderes gleichaltriges Mädchen in ihre Wohnung ein, ebenfalls über Facebook kennen gelernt. Wir kriegen mit, die Mutter ist die ganze Zeit nebenan. Sie mischt dem Mädchen Gamma-Hydroxy-Buttersäure in die Cola, landläufige K.O.-Tropfen. Dann ziehen sie das Mädchen aus, machen Bilder, leicht veränderter Hintergrund. Die Stieftochter hilft kräftig mit.“

„Widerlich,“ entfährt mir. Natürlich denke ich an meine Claudia, als sie in dem Alter war.

„Das kannst du laut sagen. Vor drei Tagen haben wir die beiden und zwei der Prostituierten festgenommen. Bei diesen Dingen schlagen wir unerbittlich zu, Menschenhandel, gewerbliche Prostitution, Vergewaltigung Minderjähriger, Kinderporno, Drogenhandel; jede Menge Haftgründe. Und jetzt spielen wir ,wer packt als Erste aus’.

Obwohl die Fakten klar sind, gestalten sich die Vernehmungen unglaublich mühsam. Alle warten mit gerissenen Sprüchen auf, wie antrainiert. Als wären die Beamten Deppen. Die Frau, die Mutter dieser Sonja, eiskalt, zeigt nicht die Spur von Schuldbewusstsein. Von Mitgefühl für die Prostituierten oder die jungen Mädchen ganz zu schweigen. „Im Gegenteil, inzwischen wissen wir, sie schlägt genau so brutal zu wie sonst die Macker. Vollkommen skrupellos, nur schnelles Geld machen, protzig auftreten wie ein Model, dafür aber andere zu Sklavenarbeit erpressen und abrichten. Einfach ... un...er...träglich.“

Frau Sandner schlürft wieder hörbar einen Schluck Tee, setzt das Glas ab und sieht mich kopfschüttelnd an.

„Es klingt vielleicht verrückt, doch meine ganz normalen Bankräuber sind mir hundert mal lieber als das. Da weiß man ungefähr, wie die ticken. Aber die Frau heute kommt näher an mich ran, übel. Ihr Anwalt sitzt blöd grinsend mit hängender Zunge dabei – wahrscheinlich bläst sie ihm regelmäßig einen – und labert von einvernehmlichem Sex zwischen Erwachsenen, Internet-Freiheit und davon, dass die Eltern hinter Gitter gehören, weil sie sich nicht um ihre frühreifen, gelangweilten Kinder kümmern. Dazu fällt mir kaum noch etwas ein.“

Sie nickt kurz zu sich selbst.

„Einmal wäre ich beinahe ausgerastet – ich war nahe dran, der Frau eine reinzuschlagen. Guckt mich rotzfrech an und fragt, ob ich eine Tochter habe, und ob ich mir nicht etwas Besseres vorstellen könnte als das beschissene Polizistenleben.“

Ich versuche mir die Szene vorzustellen.

„Die hatte es wohl darauf angelegt, Sie zum Ausrasten bringen?“

„Klar, Mann, zuzutrauen wäre es ihr. Ich hätte ihr damit einen Riesengefallen getan. Die hätte garantiert einen Skandal daraus gemacht; und unser Fall wäre den Bach runtergegangen.“

„Obendrein hätten Sie sich auf eine Stufe gestellt mit der Frau.“

„Das ist ja das Hinterhältige. Das Miststück hätte alles gewonnen und ich alles verloren. Am Ende sogar meine Selbstachtung.“

Frau Sandner trinkt den Rest ihres Tees und steckt das verbliebene Stück Nussecke in den Mund. Während sie langsam kaut und mich fragend ansieht, bekenne ich:

„Wenn ich mir vorstelle , ... als unsere Tochter Claudia klein war ... ; klar habe ich solche Ängste gehabt und zugleich immer gehofft, darauf vertraut, dass ihr etwas Ähnliches nicht passiert. Oder später, als sie zu Partys eingeladen wurde. Auch damals sind Mädchen vergewaltigt worden, nehme ich an.“

„Das stimmt, leider. Aber sich gezielt über Facebook besonders anfällige Mädchen, Kinder, auszusuchen, die neugierig oder zuwendungsbedürftig sind? Und dann mit solchen Bildern im Netz Geld scheffeln, das ist schon widerwärtig, infam. Verstehen Sie, ich musste da raus heute Mittag. Nur ... seit ich hier durch die Läden latsche und die vielen netten Mädchen sehe – es wird nicht besser. Diese dummen Hühner sind scheinbar ununterbrochen am Hin- und Hersenden von Textbotschaften. Völlig unbekümmert, wer da alles mitlesen kann. Ich schaue denen zu und frage mich, wie halte ich das aus?“

Sie zögert, als will sie sich einen inneren Ruck geben.

„Wie würden Sie denn mit solchen Tätern umgehen an meiner Stelle?“

„Huh, dafür weiß ich zu wenig über Ihre Arbeit, Frau Sandner.“

Ich brauche einen Augenblick, um die richtigen Worte zu finden – für eine ehrliche Antwort.

„Sie erwarten jetzt nicht, Lob und Dank von mir zu hören für ihren heldenhaften Dienst, den Sie der Gesellschaft tun. Diese Art Sprüche fände ich billig und unaufrichtig. Ich ahne nur, dass Ihre Arbeit verdammt mühsam ist. Und ich spüre, wie sehr sie Ihnen an die Nerven geht. Dafür haben Sie meine Hochachtung.“

„Das war nicht meine Frage,“ unterbrach sie mich, „so einfach lasse ich Sie nicht davonkommen. Stellen Sie sich vor, Sie hätte die Frau vor sich.“

„Ich weiß es nicht, Frau Sandner. Weil ich mein Leben lebe und Sie Ihres. Wenn ich diese Zuhälterin leibhaftig vor mir hätte, kann sein, dass mich die kalte Wut packt. Jetzt aber ... Ich kann Ihnen nur sagen, was ich mache, wenn ich von derartigen Verbrechen höre oder von Irrsinnstaten wie der Amoklauf dieses Schülers in Winnenden.“

„Ah ja, und was wäre das?“

„Ich hüte mich vor einfachen Antworten.“

Durch einige meiner amerikanischen Coaching-Trainer, die jahrelang solchen Fragen nachgegangen sind, hat sich mein Menschenbild verändert. Inzwischen glaube ich, der stärkste innere Antrieb ist nicht – wie viele meinen – der Überlebensinstinkt sondern das Streben danach, zu finden, zu erleben, was Menschen kennen, was ihnen von klein auf vertraut ist. Meine eigenen Erfahrungen, Regeln und Werte helfen dabei wenig. Für andere zählt nur ihr ganz persönliches Erleben. Und das kann Regeln gehorchen, die mir fremd sind.

Frau Sandner tippt sich mit der Spitze ihres rechten Zeigefingers an die Lippen und mustert mich.

„Interessante Gedanken, aber bestimmt nicht die Mehrheitsmeinung. Was folgt daraus für die Russin?“

„Bereits vorhin, als Sie die Dame beschrieben haben, habe ich mich gefragt: Was mag sie als Mädchen und junge Frau in ihrem russischen Dorf erlebt haben?“

Was kennt sie als normales männliches Verhalten? Was gilt ihr als der vertraute Umgang mit Obrigkeit, Recht und Gesetzt? Welche Überlebensregeln hat sie in wahrscheinlich bitterer Armut begriffen? Wie kam die Frau zu der primitive Entschlossenheit, daraus um beinahe jeden Preis zu entfliehen?

„Wenn ich mir solche Gedanken mache ... das ändert nichts an der Abscheulichkeit ihrer Taten hier und es entschuldigt keineswegs die Frau. Aber es hilft, das eigene Entsetzen zu mildern. Und die eigene Hilflosigkeit ertragen.“

Ich zucke entschuldigend mit den Schultern.

„Können Sie damit etwas anfangen? Mehr fällt mir dazu nicht ein ... ich erwarte keine Antwort auf meinen Gedankenschwall.“

Frau Sandner hat mit hellwachen Augen zugehört.

„Und Sie nehmen tatsächlich kein Honorar von mir?“

Das Ende der Knechtschaft

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