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6.4Herausforderungen, Versuchungen und Wahrheitsmomente

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Alle diese Mächte und Kräfte prägen die Gegenwart. In steter Wiederholung vergegenwärtigt sie die mythische Erzählmaschinerie. Sie bilden nicht nur den schweigenden Hintergrund für die Theologie und das Sprechen und Reden der Kirche. Sie fordern den Widerspruch heraus. Den Widerspruch im Denken und Handeln. Theologie und Kirche bewegen sich mitten im Tumult, ob sie das sehen oder nicht. Sie werden durch den Vitalismus bedrängt. Sie werden vom Neostoizismus provoziert. Die verzweifelte Hoffnung geht sie an. Alle drei fordern Gegengeschichten heraus, als Ereignisse und Storys.

Diese Mächte und Kräfte sind aber nicht nur Herausforderung aufgrund ihrer Gegnerschaft. Sie stellen Verführungen dar, speziell in ihren moderaten Formen. Sie wollen angeeignet werden und sich in der Kirche entfalten. Sie bieten sich als Belebung an. Sie wollen rezipiert und anverwandelt werden. Sie wollen verchristlicht werden. Eine Theologie des Segens und der Schöpfungsbewahrung – sind da nicht Fragmente des Vitalismus gegenwärtig? Hoffen wider alle Hoffnung, im Widerstand leben – entspricht dies nicht der verzweifelten Hoffnung? Das Glück der Freundschaft in Dankbarkeit leben – will dies nicht auch der Neostoiker? Sollte sich die Kirche nicht zumindest mit ihnen verbünden? Könnten nicht interessante Win-win-Konstellationen geschaffen werden? So lauten die Sirenengesänge. Wer selbst schwächelt, sollte Partnerschaften eingehen, oder?

Diese drei Mächte und Kräfte sind nicht nur stark, weil sie medial und politisch gut organisiert sind. Sie sind es auch, weil sie alle ein Wahrheitsmoment verkörpern. Geschöpfliches Leben möchte sich entfalten. Ordnung, Genuss und Entspannung treten meist gemeinsam auf. Kann eine bessere Welt ohne die Hartnäckigkeit und eine gewisse Unerbittlichkeit gebaut werden? Wohl kaum.

Daher sind Vitalismus, Neostoizismus und verzweifelte Hoffnung zugleich provozierende Gegner, verführende Verbündete und vermeintliche Geschwister. Dies macht die theologische Beschäftigung mit ihnen so notwendig, so lohnend und so spannend. Um die Gegnerschaft zu bestehen, um in den Verführungen zu Bündnissen nicht den Kopf zu verlieren, und nicht zuletzt, um ehrlich und kritisch die Wahrheitsmomente zu verarbeiten, sind vier Dinge notwendig:

a)Die Kirche muss sich im Weltabenteuer entdecken,

b)die Lebendigkeit Gottes verstehen lernen,

c)selbstkritisch problemschaffende theologische Weichenstellungen in den Blick nehmen und

d)die Einheit von Glaube, Liebe und Hoffnung erkunden.

Im Weltabenteuer Gottes leben

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