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John R. McNeill Umweltzerstörung

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Unter Napoleon musste man fünfzehn Hektar Eichenwald abholzen, um ein einziges Kriegsschiff zu bauen … Mit der Massenarmee haben sich die Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt vervielfältigt. Paradoxerweise werden die größten Verheerungen nicht durch die bewaffneten Auseinandersetzungen selbst, sondern durch deren Vorbereitung verursacht.

In den ersten Monaten des Jahres 1991 steckte die irakische Armee in Kuwait rund siebenhundert Erdölquellen in Brand. Dabei handelte es sich um einen bewussten Akt von Umweltkriegführung, mit dem der amerikanische Einmarsch verlangsamt und Kuweit bestraft werden sollte. Die amerikanische Armee ließ sich nicht aufhalten, aber die Rauchsäulen ragten bis zu 6000 Meter in den Himmel auf, schluckten die Sonnenstrahlen und ließen dadurch über Monate die Temperaturen in der Region des Persischen Golfs fallen. Der letzte Brand wurde erst neun Monate später gelöscht, nachdem die Flammen ungefähr eine Milliarde Barrel Öl verschlungen hatten.

Der Krieg ist seit Langem eine der Formen, in denen die Menschheit ihre natürliche Umwelt beeinflusst. Umgekehrt spielen die Umweltbedingungen wie das Klima und die Topografie eine bedeutende Rolle in der Kriegführung. Die Ursprünge dieser wechselseitigen Beziehung zwischen Krieg und Umwelt verlieren sich im Nebel der Geschichte. Im vorliegenden Text geht es ausschließlich um eine Seite der doppelten Beziehung: die Auswirkung des Krieges auf die Umwelt.

In vergangenen Zeiten benutzten die Menschen das Feuer für die Jagd; höchstwahrscheinlich diente es ihnen auch für den Krieg. Das Niederbrennen bewaldeter Gebiete, in denen sich der Feind verstecken konnte, ist als Taktik wahrscheinlich so alt wie der Krieg selbst. Und das Abbrennen der Felder, von denen sich der Feind ernähren konnte, war in der Zeit, als die Landwirtschaft erfunden wurde, sicher schon existierende Kriegspraxis. In der Moderne stellt das Feuer nur noch eine unter vielen Methoden dar, mit denen der Krieg die Umwelt verändert.

Das Aufkommen der Massenheere mit Hunderttausenden oder gar Millionen von Soldaten hat die Auswirkungen der Kriege auf die Umwelt vervielfacht. Zahlreiche Erzählungen aus der fernen Vergangenheit sprechen von gigantischen Armeen, und manche sind möglicherweise wahrheitsgemäß. Doch im strengen Sinne können wir von Massenheeren erst seit der Levée en masse, das heißt der Massenaushebung der 1790er Jahre in Frankreich, sprechen. Solche Armeen zu verpflegen, zu kleiden, zu bewaffnen und zu transportieren bedeutete notwendigerweise – und bedeutet immer noch – eine größere Auswirkung auf die Umwelt als die Versorgung kleinerer Armeen: Was man zur Zeit Alexanders des Großen oder Karls des Großen kannte, ist damit nicht zu vergleichen. Selbiges lässt sich übrigens auch für die veränderte Größenordnung der Kriegsflotten konstatieren.

Im Zeitalter des industriellen Krieges können die Gesellschaften dank Stahlbeton, Bulldozern und zahlreichen anderen Technologien Befestigungen in einem bis dahin unvorstellbaren Maßstab errichten. Die modernen Armeen (Luft- und Seestreitkräfte mit eingeschlossen) verfügen seit der Entwicklung der Sprengstoffe Mitte des 19. Jahrhunderts über eine Schlagkraft, die der der Armeen de Turennes oder Napoleons unendlich überlegen ist. Die Entwicklung der Atomwaffen 1945 verschob endgültig die Größenordnung dieser potenziellen Zerstörung und brachte die Angst in die Welt, dass alles Leben auf Erden ausgelöscht werden könnte.

Hier gilt es, einige allgemeine Prinzipien herauszustellen, die auf den ersten Blick überraschend wirken können. Die erste Feststellung ist, dass in den meisten Fällen die Kämpfe selbst geringere und weniger lang anhaltende Auswirkungen auf die Umwelt haben als die Vorbereitungen zum Krieg. Die zweite ist, dass in den meisten Fällen die Guerilla- oder »irregulären« Kriege schwerwiegendere Folgen für die Umwelt haben als die konventionellen Kriege. Die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts nach einem Krieg schließlich hängt mehr von den Bedingungen der Nachkriegszeit ab als von den Auswirkungen des Krieges selbst auf die Umwelt. Alle diese Prinzipien kennen Ausnahmen, die im Weiteren erläutert werden.

Eine Geschichte des Krieges

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