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Schulbücher liefern Migranten Stereotype statt Vorbilder

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In den letzten Jahren wurden verstärkt Lehrer mit Migrationshintergrund eingestellt, die dieser Benachteiligung entgegenwirken sollen. Staatliche und von Stiftungen initiierte Programme versuchen gezielt, Abiturienten mit einem Migrationshintergrund für das Lehramtsstudium zu gewinnen und unterstützen vermehrt angehende Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte. Allerdings beschränken sich diese Bemühungen bisher eher auf einzelne Projekte, als dass es sich um flächendeckende Maßnahmen handelte. Diese Bestrebungen müssen aber dringend ausgeweitet werden. Denn durch Lehrer mit Migrationshintergrund wird den Schülern anschaulich vor Augen geführt, was man auch unter ungünstigen Voraussetzungen noch alles erreichen kann. Dies ist jedoch entscheidend, wenn es für die Schüler darum geht, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Und aufgrund der vielen Vorurteile, die ihnen entgegengebracht werden, ist es oft nicht einfach. So stoßen sie beispielsweise in Schulbüchern auf klischeehafte Bilder. Darin werden Migranten einer Studie zufolge104 überwiegend als „Problemfall“ gezeigt.105 Es gibt zwar auch positive Darstellungen, die wiederum betonen, wie die eigene Kultur durch Einwanderer bereichert wird. Das ist jedoch äußerst problematisch, da auch dadurch noch eine absolute Trennung zu den „deutschen“ Schülern vollzogen wird. Denn diese Bilder in den Lehrmaterialien verdeutlichen, dass Kinder mit Migrationshintergrund fremd sind und es auch bleiben werden.

Lehrer mit Migrationshintergrund können hier ein Bindeglied sein und die Schüler in ihrem Kampf gegen Klischees unterstützen.

Auch für den Unterricht ist es wichtig, dass Schüler mit Migrationshintergrund auf „minority teacher“ treffen. Wie Studien aus dem anglo-amerikanischen Raum zeigen, können die von den Lehrern an Schüler gerichteten Leistungserwartungen stark ihre Leistung beeinflussen106. Wenn also ein Lehrer davon ausgeht, dass ein bestimmter Schüler keine hohen Leistungen erbringen wird, dann wird er diese wahrscheinlich wirklich nicht erreichen. Dies hat weniger damit zu tun, dass der Schüler sie nicht erbringen könnte. Sondern vielmehr damit, dass der Lehrer sein Verhalten nach dieser Erwartung ausrichtet und beispielsweise das Kind weniger fördert oder seltener zu Leistung motiviert. Zudem kann es sein, dass ein Schüler die an ihn gerichteten Erwartungen wahrnimmt und versucht, diesen zu entsprechen107. Das Problematische ist nun, dass besonders jene Kinder, die einer anderen sozialen Schicht oder Gruppe angehören als ihre Lehrer, besonders häufig von negativen Leistungserwartungen betroffen sind108. Dieses Phänomen ist unter den Namen „Pygmalion-Effekt“ und „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ bekannt geworden. Um ihm entgegenzuwirken, sollte zum einen bundesweit verstärkt für mehr Lehrer mit Migrationshintergrund geworben werden. Zudem sollten Lehrer dafür sensibilisiert werden und immer wieder reflektieren, wie sie einen Schüler beurteilen und wie sie ihn daraufhin fördern.

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