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2 Menschen mit chronisch psychischer Erkrankung

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Die »Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland« (Jacobi et al. 2014) erlaubt repräsentative Aussagen zur Prävalenz psychischer Erkrankungen in der BRD. Die Erhebungen schließen allerdings institutionalisierte Personen, wie beispielsweise Menschen in stationärer Betreuung, aus. Die 12-Monats-Prävalenz1 psychischer Störungen beträgt insgesamt 27,7 %. In Tabelle 5 sind die Prävalenzen einer Auswahl psychischer Erkrankungen nach Geschlecht dargestellt.

Bei etwas mehr als der Hälfte der Befragten wurde eine einzelne Diagnose dokumentiert, bei einem Fünftel zwei, zehn Prozent zeigen drei, bei 13 % wurden vier und mehr Diagnosen festgestellt. Psychische Störungen treten am häufigsten in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen mit 36,7 % auf, seltener bei den 65- bis 79-Jährigen mit 20,3 %. Bei niedrigem sozio-ökonomischem Status finden sich bei 37,9 % psychische Erkrankungen, bei hohem sind es 22 %.

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie zu erkranken, liegt bei etwa 1 % der Gesamtbevölkerung (Häfner 2005, S. 187; Weyerer/Bickel 2007, S. 162). Bei 85 % aller Patienten mit Schizophrenie ist die Erkrankung erstmals vor

Tab. 5: Prävalenz psychischer Erkrankungen nach Geschlecht. Auswahl (nach Jacobi et al. 2014)


StörungenFrauenMännerGesamt

dem 45. Lebensjahr aufgetreten. Obwohl die Prävalenz schizophrener Erkrankungen gering ist, sind diese Patienten in stationären Einrichtungen überrepräsentiert. Es handelt sich dabei um Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung, deren Anteil an der deutschen Bevölkerung 1 % bis 2 % beträgt (Gühne et al. 2015). Diese Patienten zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen eine schwere psychische Erkrankung vorliegt, deren Behandlung seit mindestens zwei Jahren besteht, und die aufgrund der Erkrankung schwere psychosoziale Beeinträchtigungen aufweisen, beispielsweise in Ausbildung und Beruf, in Familie und Freizeit oder bei Alltagsfertigkeiten. Der Anteil psychisch schwer kranker Menschen an der Gesamtheit der schwerbehinderten Menschen beträgt 7 %, davon leiden 42 % an einer Schizophrenie oder Psychose, 47 % an einer Neurose, Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung, weitere 11 % entfallen auf Suchtkranke.

Der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) (2014) hat 2011 die Situation von Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen in Pflegeheimen untersucht. Eine Stichprobe von 1643 Personen – das entspricht 31 % der Gesamtheit der Empfänger von Hilfe zur Pflege in Pflegeheimen – wurde vertiefend analysiert. Es wurden alle Altersgruppen bis unter 65 Jahren einbezogen, 56 % der Patienten waren 55 Jahre und älter.

Bei dieser Personengruppe lag in 62 % der Fälle primär eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung vor. In 27 % fanden sich körperliche Einschränkungen, dazu gehören Zustände nach Schlaganfall, ganz- oder halbseitige Lähmungen und Krebserkrankungen, in 15 % bestand zusätzlich eine psychiatrische Nebendiagnose. In 11 % konnte keine Diagnose ermittelt werden.

Menschen mit Schizophrenie bilden mit 38 % die größte Gruppe der psychisch kranken Menschen, die Hilfe zur Pflege erhalten, in Wohnheimen der Eingliederungshilfe sind sie anteilmäßig mit bis zu 60 % anzutreffen. An zweiter Stelle stehen mit 32 % Menschen, die chronisch mehrfach beeinträchtigt und abhängigkeitskrank sind (CMA), die einen hohen Pflegebedarf aufweisen. Aufgrund eines Alkoholmissbrauchs oder Missbrauchs von illegalen Drogen oder Medikamenten haben sie schwere Folgeerkrankungen entwickelt wie Leberzirrhose, Schäden des zentralen und peripheren Nervensystems, Inkontinenz, zeigen häufig Verwahrlosung und Orientierungslosigkeit. Es folgt mit 12 % die Gruppe der Menschen mit Demenzen und Hirnschäden, die wegen komplexer Krankheitsgeschichten und schwieriger sozialer Verhältnisse bei Einschränkung der Kognition im Alltag nicht zurechtkommen.

Je mehr körperliche Einschränkungen vorliegen, desto höher ist die Pflegestufe2, je höher der Anteil an psychiatrischen Erkrankungen, desto niedriger ist die Pflegestufe, in Pflegestufe 0 haben chronisch psychisch kranke Menschen einen Anteil von 88 %.

Nach Angaben des KVJS und der Dokumentation des Gemeindepsychiatrischen Verbunds lebten 2011 mehr psychisch kranke Menschen in Pflegeheimen (5 187 Personen) als in Wohnheimen der Eingliederungshilfe (4 688 Personen). Etwa ein Drittel der psychisch kranken Menschen haben eine weitere somatische Nebendiagnose, sie macht möglicherweise Behandlungspflege erforderlich, die in der Eingliederungshilfe nicht immer vorgehalten werden kann. Die Entscheidung für ein Pflegeheim kann auch vom Patienten getroffen werden, wenn er in die aktive Beteiligung an Aktivitäten, wie sie im Tagesablauf in der Eingliederungshilfe üblich ist, nicht eingebunden werden möchte.

Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter

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