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2.1 Demografische Entwicklung und Mortalität

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Die durchschnittliche Lebenserwartung ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung bei chronisch psychisch kranken Menschen deutlich vermindert. Laursen et al. (2014) schätzen die Verkürzung der Lebenserwartung von an Schizophrenie Erkrankten auf etwa 10 bis 25 Jahre. Die Übersterblichkeit führen sie auf vier Ursachen zurück:

• Somatische Erkrankungen treten häufig bei Patienten mit Schizophrenie auf, werden oft erst spät erkannt und unzureichend behandelt.

• Bei antipsychotischen Medikamenten treten häufig unerwünschte Nebenwirkungen auf, sie erhöhen das Risiko für das Metabolische Syndrom, für Herz-Kreislauferkrankungen oder für den plötzlichen Herztod.

• Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, zeigen häufig einen ungesunden Lebensstil (unausgewogene Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel), der das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht.

• Selbstmorde und Unfälle kommen häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung.

67,3 % der Todesfälle bei Menschen mit psychischer Erkrankung lassen sich auf natürliche Ursachen zurückführen, 17,5 % auf unnatürliche Ursachen wie beispielsweise Selbstmord, 15,2 % der Todesfälle sind auf andere Ursachen zurückzuführen oder bleiben ungeklärt. Die Mortalität von psychisch kranken Menschen ist höher als in der Gesamtbevölkerung. Das Sterberisiko ist bei Patienten mit einer Schizophrenie am höchsten (Walker et al. 2015).

Schizophrenie hat im Vergleich zu anderen Erkrankungen eine niedrige Prävalenz, trotzdem wird sie in The Global Burden of Disease der WHO (2004) bei den ersten 20 führenden Erkrankungen, die zu schweren Beeinträchtigungen führen, genannt. In einer Gewichtung des jeweiligen Schweregrads von Erkrankungen wurden jene Krankheiten, die keinen Verlust an Gesundheit bewirken, mit 0 gewichtet. Schwere Erkrankungen, wie metastasierende Karzinome, erhielten eine Gewichtung von 0,48, Schizophrenie von 0,76. Die Erkrankungen mit den höchsten angenommenen Beeinträchtigungen wurden der Gruppe VII zugeordnet, die Gewichtung lag bei 0,70 bis 1,00. Zu dieser Gruppe gehören akute Psychosen, schwere Depressionen, schwere Migräne, Tetraplegie und Krebserkrankungen im Finalstadium.

Barak et al. (2007) stellen fest, dass Selbstmordversuche häufiger bei Patienten mit einer Schizophrenie als in der Gesamtbevölkerung auftreten. Sie gehen davon aus, dass 20 % bis 50 % der Patienten im Laufe ihres Lebens versuchen, sich das Leben zu nehmen. Selbstmordversuche sind 5 bis 10 Mal häufiger als vollendete Suizide. Suizidversuche sind ein gewichtiger Prädiktor für den vollendeten Suizid, sie stehen in einem Verhältnis von 200:1 für junge Erwachsene und von 4:1 bei 65-Jährigen und Älteren.

Vier Variablen treten in dieser durch Suizidversuche gefährdeten Personengruppe signifikant häufiger auf als in der Kontrollgruppe: Es handelt sich um jüngere und weibliche Patienten, die eine höhere Prävalenz körperlicher Erkrankungen und ebenso einen höheren Alkohol- bzw. Drogenkonsum zeigen. Folgende Erkrankungen führen u. a. zu einer erhöhten Komorbidität: Herz-Kreislauferkrankungen (32 %), Diabetes mellitus (25 %).

Die höchste Suizidrate findet sich bei jüngeren Patienten mit Schizophrenie in den ersten Jahren nach ärztlichem Kontakt und Diagnosestellung. Das Risiko des vollendeten Suizids wird von Laursen et al. (2014) über alle Altersgruppen bei Frauen mit 4,91 %, bei Männern mit 6,55 % angegeben.

Risikofaktoren für Selbstmord sind an erster Stelle eine schlechte Compliance bezüglich der medikamentösen Behandlung der Schizophrenie, Drogenmissbrauch und eine die Psychose begleitende depressive Symptomatik. Hinzu kommen folgende Merkmale: Jüngere Altersgruppe, männliches Geschlecht, unverheiratet, allein lebend, arbeitslos, früher Beginn der Erkrankung, hohe Intelligenz, gute Ausbildung, hohe persönliche Erwartungen, von denen der Betroffenen weiß, dass sie nicht erfüllt werden können, bewusste Wahrnehmung der eigenen Symptomatik wie beispielsweise Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Anhedonie, Probleme im Sozialverhalten, emotionale Verflachung (Siris 2001). Protektive Faktoren können die klinischen und die biosozialen Risiken mildern, dazu gehören eine gute Compliance und regelmäßige Überwachung einer adäquaten Therapie, Leben in der Familie und gute Einbindung in ein soziales Netzwerk, Sicherheit, gute Möglichkeiten der freien Entfaltung.

Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter

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