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2.4.1 Herz-Kreislauferkrankungen und Risikofaktoren

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Die Verkürzung der Lebenserwartung und erhöhte Morbidität sowie Mortalität bei Menschen mit einer Schizophrenie sind zu einem Anteil von 60 % auf natürlich Ursachen, auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Diabetes mellitus und deren Folgen zurückzuführen. Die Risikoerhöhung für eine koronare Herzerkrankung beträgt 2,0 bis 3,6 – hinzukommt, dass die Erkrankung oft einen ungünstigen Verlauf aufgrund einer qualitativ defizitären Diagnostik und Therapie zeigt (Lederbogen et al. 2015). Insbesondere sind jüngere Patienten vermehrt betroffen wegen einer hohen Prävalenz von modifizierbaren Risikofaktoren.

Daten der CATIE-Studie (Clinical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness) belegen, dass selbst nach Diagnosestellung von kardiovaskulären Risikofaktoren bei Patienten mit einer Schizophrenie eine Therapie nicht bei allen Patienten erfolgt. Der Anteil von Patienten, die eine spezifische an dem Krankheitsbild ausgerichtete Therapie erhielten, lag bei Diabetes mellitus am höchsten; der Anteil behandelter Patienten bei Bluthochdruck und bei Hyperlipidämie lag deutlich unter dem Versorgungsdurchschnitt der Gesamtbevölkerung (Nasrallah et al. 2007).


Abb. 7: Krankheitsspezifisches Sterberisiko bei Patienten mit Schizophrenie nach Geschlecht im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (nach Fontaine et al. 2001)

Tab. 6 zeigt die Prävalenzen von Diabetes mellitus, Hypertonie und Hyperlipidämie bei Patienten der CATIE-Studie und den Anteil jener Patienten, die einer Therapie zugeführt/nicht zugeführt wurden.

Tab. 6: Prävalenz und Anteil behandelter/nicht behandelter Patienten mit Schizophrenie (nach Nasrallah et al. 2007)


Diagnose RisikofaktorenGesamt-stichprobeAnzahl Patienten mit RisikofaktorPrävalenzTherapiertNicht therapiertN(%)N(%)

Die hohe Prävalenz der Herz-Kreislauferkrankungen ist verursacht durch eine Vielfalt von modifizierbaren Risikofaktoren, die die Entwicklung von atherosklerotischen Veränderungen an den Gefäßen beschleunigen, des Weiteren durch genetische Faktoren, einen ungesunden Lebensstil, sowie die Gabe von Antipsychotika, die negative Effekte auf den Stoffwechsel haben. Sie werden in der Folge aufgeführt.

Bei der Betreuung dieser Patienten muss beachtet werden, dass relevante internistische Befunde wie Vorhofflimmern oder ausgeprägte myokardiale Einschränkungen vorliegen können, ohne dass die Patienten über Beschwerden klagen oder von sich aus ärztliche Behandlung beanspruchen. Daher sind diese Patienten besonders gefährdet, sie sind häufig unterversorgt, Risikofaktoren werden nicht untersucht, werden nicht erkannt und werden daher nicht behandelt. Es werden seltener chirurgische Eingriffe an Patienten mit einer Psychose vorgenommen, um beispielsweise verengte Koronargefäße durchgängig zu machen durch das Einsetzen von Stents oder durch eine Bypass-Operation (De Hert et al. 2011a, Lederbogen et al. 2015).

Diese schwierige Situation erklärt die Übersterblichkeit der Patienten mit Schizophrenie. Bei angemessener gesundheitlicher Versorgung, Diagnostik und Behandlung der Risikofaktoren sowie Unterstützung und Schulung der Patienten zur Etablierung eines gesunden Lebensstils könnte sie deutlich gesenkt werden.

Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter

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