Читать книгу Gegendiagnose II - Группа авторов - Страница 31

Versteckt hinterm Mantel der Professionalität?

Оглавление

Auf den verschiedenen Veranstaltungen der Stimmenhören-Bewegung19 fällt mir immer wieder auf, dass die Mehrheit der Expert*innen durch Beruf weiterhin an ihren Machtpositionen festhält, auch wenn wir davon reden, Hierarchien aufzulösen. Wir benutzen eine akademische Sprache und wir sprechen, so wie wir das gewöhnt sind, über unsere Klient*innen anstatt über uns selbst. Unsere jahrelangen Ausbildungen haben uns verinnerlichen lassen, dass Theorien gültiger sind als persönliche Geschichten. Und wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir zugeben, dass wir davon auch profitieren, weil das unsere Machtposition festigt: wir sind auf der souveränen Seite. Wir wissen, was wahr und was falsch ist.

Aber gerade auf diesen Veranstaltungen geht es nicht darum, die professionelle Distanz zu wahren. Es geht darum, als Gemeinschaft zusammen zu kommen und uns gegenseitig dabei zu unterstützen, mit uns selbst besser klar zu kommen und auch das psychiatrische System zu verändern. So, wie es mir das vor vielen Jahren in der Trialoggruppe erging. Es ist ja so einfach, sich hinter dem Mantel der Professionalität zu verstecken, während wir die Expert*innen durch Erfahrung dazu auffordern, ihre intimsten Geschichten zu erzählen. Wie viel Lebendigkeit könnten wir zurückgewinnen, würden wir unseren Mantel nur ein bisschen öffnen und auch unsere Schwachpunkte mehr durchscheinen lassen? Wie oft haben wir uns schon gefragt, was eigentlich unser persönlicher Bezug zum sogenannten Wahnsinn ist? Warum wir uns ausgerechnet diesen Beruf ausgesucht haben? Geben wir es vor uns selbst zu, wenn wir unsicher oder ängstlich sind?

Gegendiagnose II

Подняться наверх