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6 Blutrausch

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Ein literarisches Motiv, das auch in anderen Kulturen vorkommt, ist die Trunkenheit von Blut (Göttin Hathor im Mythos von der Himmelskuh vgl. HORNUNG 1982, 39f.). Dieser buchstäbliche Blutrausch hat zwei konträre Wirkungen. Gottes Waffen stachelt er zu noch größerem Morden an: „Ich mache meine Pfeile trunken von Blut, und mein Schwert frisst Fleisch; vom Blut der Durchbohrten und der Gefangenen und vom entblößten Kopf des Feindes“ (Dtn 32,42). In Jer 46,10 und Jes 34,5 ist es das Schwert Gottes; in Sach 9,15 sind es seine Schleudersteine. Gott trinkt im Krieg Blut wie Wein (Sach 9,15). In anderen Texten hat Trunkenheit erst Ohnmacht oder Ohnmächtigkeit und dann Vernichtung zur Folge. Wobei die Trunkenheit der Menschen von Gott verursacht wird: „Sie sind trunken, (…) Denn der HERR hat einen Geist tiefen Schlafs über euch ausgegossen“ (Jes 29,9; 51,21), „Ich trat die Völker nieder in meinem Zorn und machte sie trunken“ (Jes 63,6) oder „Ich werde deine Unterdrücker speisen mit ihrem eigenen Fleisch und von ihrem Blut sollen sie trunken werden wie von Most“ (Jes 49,26; → Zorn Gottes). Bluttrunkenheit hat für Menschen ihren eigenen Tod zur Folge.

Dass Blut numinos ist, sieht man noch an anderen Stellen: das Volk wird sein wie ein Löwe, den Raub verzehren und das Blut der Erschlagenen trinken (Num 23,24), das Land/die Erde selbst werden trunken vom vergossenen Blut (Jes 34,7), die Vögel des Himmels, die nach der Schlacht das Blut der Erschlagenen trinken, werden davon trunken (Ez 39,17.19). Insgesamt ist Blut ein Bild für den gewaltsamen Tod: „Ich werde Wunder vollbringen im Himmel und auf der Erde; Blut und Feuer und Rauchsäulen, und die Sonne wird in Finsternis verwandelt, und der Mond in Blut im Angesicht des kommenden Tags JHWHs, des großen und schrecklichen.“ (Joel 3,3f.)

Wie sehr Motive für Untergang und gewaltsamen Tod im Krieg ineinander übergehen, wird in Hab 2,15–17 deutlich: „Wehe dem, der seinen Nächsten trinken lässt und seine Zornesglut beifügt und Zorn zum Trunkenmachen, um spannen zu können auf deren Geschlechtsteile. Du hast dich befriedigt mit Schande und nicht mit Ehre: Trinke auch du, und zeige deine Vorhaut; es kommt zu dir der Becher aus der Rechten JHWHs und Schande über deine Ehre. Denn die Gewalttat am Libanon wird dich bedecken, und die Verwüstung der Tiere macht dich mutlos. Vom Blut der Menschen, der Gewalttat am Land, der Stadt und allen, die darin siedeln.“ Alle diese Assoziationen zusammen mit dem grundsätzlichen Verbot von Blutgenuss und Mord sind angespielt im Bild der „Hure Babylon“ (→ Hurerei), die trunken ist vom Blut der Heiligen und Märtyrer Jesu Christi (Offb 17,6).

In diesen Zusammenhang des Blutrausches gehört auch die Vorstellung vom Keltern als Bild für Blutvergießen im → Krieg und beim gewaltsamen → Tod (Jer 51,15–19). Gott ist es, der die Kelter eines Volkes tritt, was in einem buchstäblichen und übertragenen Blutbad für die Völker endet (vgl. Joel 4,13; für Edom in Jes 63,1–6; für die Tochter Juda in Klgl 1,15). Über den Völkern wird der Ruf des Keltertreters angestimmt (z.B. über Moab Jes 16,9; über Babel Jer 25,30; 51,14). Das Bild des Kelterns als göttliches Gericht an den Menschen findet sich schon im Alten Ägypten. Der Gott Schesmu, Gott der Öl- und Weinpresse, presst die Leiber der Menschen aus. Im Berlin-Papyrus 3148 und dem Papyrus des Thutmose in Turin sind Schesmu und der Mondscheibengott Chonsu beim Pressen abgebildet, wobei die Trauben Köpfe und die Tropfen Blut sind (SCHOTT 1938, 89, Tafel VI).

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