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3 Gottes Gericht

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Schon Gen 19 ließ erkennen, dass Blindheit von Gott verhängte Strafe sein kann (s. 1). Dieser Aspekt wird in anderen Texten auch bezüglich Israels und anderer Völker entfaltet. Für den Fall, dass Israel nicht auf Gott hört, kündigt Mose in Dtn 28,28 neben vielem anderen an, Gott werde es mit „Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Herzens“ schlagen. Sach 12,4 nimmt später alle diese drei Ausdrücke auf und wendet sie auf Israels Feinde an, während Gott über dem Haus Juda seine Augen öffnet. Das Richten des eigenen Volkes wandelt sich so zum Gericht an den Gegnern. Offener ist dagegen noch die Vorstellung in Zef 1,17, die mit dem → Tag JHWHs (ab V. 14) Gottes Bedrängen aller Menschen verbindet, dessen Folgen mit dem Gehen von Blinden vergleicht und mit vorausgehenden Sünden begründet. In ähnlicher Weise erstellt Klgl 4,13f. einen Zusammenhang mit vorausliegender eigener Schuld und bezeugt so selbstkritisch, dass Gott im Richten seines Volkes gerecht ist.

Ohne dass ausdrücklich Gottes Beteiligung erwähnt wird, verknüpft Spr 30,17 fehlendes Ehren der Eltern mit dem Verlust des Augenlichts: „Ein Auge, das den Vater verspottet und Gehorsam gegenüber der Mutter verachtet – der Rabe am Bach pickt es aus, und die Jungen des Geiers fressen es“, wobei hier aber auch der Tod des Betreffenden im Blick sein kann, nach dem diese Aasvögel sich auf dessen Leichnam stürzen. Unbeschadet dessen gilt, dass mangelnde Ehrfurcht vor den Eltern viel mit Blindheit zu tun hat.

Eine andere Form eines Konfliktes spiegelt Num 16,14. Dort lassen Datan und Abiram ihren Unmut Mose ausrichten, indem sie ihn auf das nicht eingelöste Versprechen hinweisen, sie in ein von Milch und Honig fließendes Land zu bringen, und der in Worten gipfelt: „Hast du die Augen dieser Männer ausgestochen? – Wir ziehen nicht hinauf!“ Im Vorwurf klingt an, sie mutwillig getäuscht zu haben und für blind zu halten. Gott beantwortet diese Unterstellung seinem Gesandten und Plan gegenüber mit dem Untergang der Ankläger.

Ein besonderer Text ist Jesaja 6. Dort erhält der Prophet den Auftrag: „Mach fett das Herz dieses Volkes, und seine Ohren schwer, und seine Augen verklebe, dass es nicht sieht mit seinen Augen (…) und umkehrt und Heilung ihm wird!“ (Jes 6,10). In Weiterführung von Ex 4 (s. 2) verhängt Gott Behinderung für die Gemeinschaft, die mit Herz, Ohren und Augen die wichtigsten Organe der Wahrnehmung umfasst und Antwort auf deren zuvor vielfach geschilderten sündhaften Zustand ist (Jes 1–5). Dies bleibt aber nicht Gottes letztes Wort, sondern ist Auftakt zu einer intensiven Beschäftigung mit dieser Thematik im weiteren Buch.

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