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4 Aspekte der Stadtplanung

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Wurzelschäden an Abwasserkanälen führen zu hohen Kosten für die öffentlichen Kassen. Auch neue Abwasser rohre sind nicht wurzelfest. Es ist nicht immer möglich, Konflikte zwischen Stadtbäumen und Abwasserkanälen zu vermeiden, denn Städteplaner wollen zum einen städtebaulich attraktive Straßen mit Bäumen und viel Grün, gleichzeitig aber auch eine funktionierende Kanalisation (ORVESTEN et al. 2003).

Was ist zu tun? Müssen wir auf das eine oder andere verzichten – d. h., entweder keine Straßenbäume mehr pflanzen oder keine unterirdischen Leitungen mehr verlegen?

Auch in heutigen Bebauungsplänen für urbane Bereiche werden Bäume noch häufig nach ihrer ästhetischen Form ausgesucht und z. B. in von Pflaster umschlossene, nur 1,2 × 1,2 m große Pflanzlöcher eingesetzt, die höher liegen als die umliegenden Flächen und mit Holz- oder Metallgittern versehen werden. Gleichzeitig werden ohne Rücksicht auf bestehende oder zukünftige Vegetation unterirdische Leitungen geplant. Dieses Verhalten führt zu erschwerten Lebensbedingungen für Stadtbäume, was wiederum zu Wurzeleinwuchs und nachfolgend zu Schäden an der unterirdischen Infrastruktur führt.

Planer und Architekten sollten bei ihrer Arbeit mehr Augenmerk darauf richten, gleichermaßen gute Bedingungen für Bäume und für die technische Infrastruktur, in diesem Fall für das Abwassersystem, zu schaffen, so dass ein Konflikt erst so spät wie möglich auftritt; im Idealfall erst zum Ablauf der technischen Lebensdauer der Rohrleitungen. Die technische Lebensdauer eines Abwassersystems beträgt etwa 100 Jahre – und dies sollte auch für einen Baum gelten!

Nach heutigem Wissensstand wird der Zeitpunkt, zu dem Baumwurzeln in ein Kanalsystem eindringen, von folgenden Faktoren bestimmt:

 Welche Baumspezies gibt es an dem betreffenden Standort?

 Wie wird der Baumstandort vorbereitet?

 Wie groß ist der Abstand zwischen Baum und Rohrleitung?

 Welche Präventivmaßnahmen gegen Wurzeleinwuchs werden ergriffen?

 Welcher Rohrtyp, welches Rohrmaterial, welches Verlegeverfahren wird gewählt?

Der Städteplaner bzw. Architekt kann also großen Einfluss darauf nehmen, wann das Problem Wurzeleinwuchs auftritt, indem er beispielsweise folgende Präventivmaßnahmen ergreift:

 Planung von Bäumen nur an Standorten, an denen geeignete Bedingungen herrschen oder geschaffen werden können. Andernfalls Plan aufgeben!

 Geeignete Baumarten nach ihren artspezifischen Anforderungen auswählen.

 Die Baumscheibe bzw. die Pflanzgrube entsprechend den Anforderungen der ausgewählten Baumart gestalten.

 Präventive Maßnahmen vorsehen, wie z. B. Wurzelsperren, um zusätzlich Wurzeleinwuchs zu verhindern, wobei die alleinige Verwendung von Wurzelsperren nicht ratsam ist, da es zum „Blumentopf-Effekt“ kommen kann.

Es konnte nachgewiesen werden, dass der Zeitpunkt des Auftretens von Wurzelschäden verzögert werden kann, wenn der Stadtplaner/Architekt die oben beschriebenen Präventivmaßnahmen an den anfälligsten Stellen des Abwassersystems umsetzt (ORVESTEN et al. 2003).

Jahrbuch der Baumpflege 2021

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