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5 Grabenloses Bauen
ОглавлениеKann die Trasse nicht außerhalb des Wurzelbereiches verlaufen, so sollte stets geprüft werden, ob eine grabenlose Verlegung der Leitungen möglich ist (Abbildung 6), da es bei offener Bauweise, auch wenn gemäß den genannten Normen und Regelwerken gearbeitet wird, trotzdem zu Verletzungen an den Wurzeln kommen kann. Für das grabenlose Verlegen von Leitungen kommen verschiedene technische Verfahren in Frage, z. B. das Horizontal-Bohrspülverfahren und das Rohrvortriebsverfahren. Kürzere Strecken unter Bäumen hindurch können auch von Hand miniert oder mit einer Erdrakete unterpresst werden (Abbildung 7). Hierbei werden die besonders kritischen, stammnahen Wurzelbereiche in geschlossener Bauweise möglichst tief unterfahren, da sich in dem oberen halben Meter i. d. R. die meisten Wurzeln befinden.
Abbildung 6: Möglichkeiten des Erhaltes der Wurzeln durch grabenlose Verfahren oder Arbeiten in Handschachtung oder Absaugtechnik (aus: RAS-LP 4, 1999)
Abbildung 7: Mit einer ungesteuerten Erdrakete können Einzelbäume unterquert werden
Durch diese baumschonende Verlegungstechnik werden die Bäume weitestgehend geschützt, so dass Vitalitätsmängel durch Minderversorgungen mit Wasser und Nährstoffen nicht zu befürchten sind. Weiterhin wird eine Beschädigung von Wurzeln verhindert, wodurch sich keine Fäule im Wurzelstock entwickelt und nachfolgend die Verkehrssicherheit des Baumes auch nicht beeinträchtigt wird (DUJESIEFKEN & KOWOL 1997). Auch bei der Anwendung des grabenlosen Bauens sind die Wurzelbereiche der Bäume einzumessen und zu berücksichtigen. So müssen die Start- und Zielgruben möglichst außerhalb des Wurzelbereichs erstellt werden (Abbildung 8). Ist das im Einzelfall nicht möglich, müssen die Gruben in Handschachtung erstellt und verletzte Wurzeln baumpflegerisch behandelt werden. Zudem ist darauf zu achten, dass es durch die Baumaschinen nicht zu Bodenverdichtungen im Wurzelbereich von Bäumen kommt.
Abbildung 8: Beim Horizontal-Bohrspülverfahren sollten die Start- und Zielgrube möglichst außerhalb des Wurzelbereiches liegen
Von ausführenden Baufirmen werden immer wieder die recht hohen Kosten für die Verlegung von Leitungen in grabenloser Bauweise angeführt, wenn dieses Verfahren von Seiten des Baumschutzes vorgeschlagen wird. Hierzu ist anzufügen, dass im Einzelfall die grabenlose Leitungsverlegung sogar deutlich günstiger sein kann als die offene Bauweise (PETERS 1997). Dies gilt insbesondere, wenn z. B. zusätzliche Kosten für die Verkehrsführung oder Baustelleneinrichtung und -sicherung entstehen, hohe Entsorgungskosten für Straßendeckschichten aus Teer anfallen oder im Bereich von Bäumen komplett in Handschachtung gearbeitet werden muss. Häufig ist auf die gesamte Trasse gesehen eine Kombination von offener und geschlossener Bauweise am kostengünstigsten, so dass in der Planungsphase der genauen Prüfung der Örtlichkeiten eine besondere Bedeutung zukommt. Wird dann in Teilen der Trasse grabenlos gearbeitet, z. B. zur Straßenquerung, sollte hier der angrenzende Baumbestand berücksichtigt werden, da möglicherweise eine geringe Ausweitung der grabenlosen Verlegung an einigen Problembäumen vorbei, ohne nennenswerten Mehraufwand, erfolgen kann.