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1 Bodenbelüftung – ein Minimumfaktor für Bäume
ОглавлениеEin Boden ist für Bäume ein geeigneter Wurzelraum, wenn er die Wurzeln gleichzeitig mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und ihnen darüber hinaus die Möglichkeit der Verankerung gibt. Im Gegensatz zur Wasser- und Nährstoffversorgung wird die Notwendigkeit einer ausreichenden Versorgung mit Sauerstoff allzu oft unterschätzt. Dabei ist die Sauer stoffversorgung wie beim Menschen, der wochen lang ohne Nährstoffe, tagelang ohne Wasser aber nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben kann, von elementarer Bedeutung.
Allein durch die Atmung der Wurzeln werden in Wäldern 25 bis 50 % des in der Vegetationszeit gebundenen Kohlenstoffs verbraucht (QI et al. 1994). Die Voraussetzung für alle aeroben Atmungsvorgänge ist die Versorgung mit Sauerstoff und die Entsorgung von Kohlendioxid. Der von Wurzeln und Bodenorganismen benötigte Sauerstoff muss über den luftgefüllten Porenraum des Bodens aus der freien Atmosphäre nachgeliefert werden, produziertes CO2 muss analog entsorgt werden. Die luftgefüllten Bodenporen haben damit in gewisser Weise für Wurzeln die Funktion, die Bronchien für den Menschen haben. Sie sind die Straßen, auf denen die Luft zum Ort des Gasaustauschs mit dem Organismus geführt wird. Führt eine Veränderung der Bodenstruktur zu einer Verringerung des luftgefüllten Porenraumes oder werden luftleitende Poren unterbrochen, ist der Gasaustausch zwischen freier Atmosphäre und Bodenluft eingeschränkt. Dabei kommt der Struktur des obersten Bodenhorizontes aufgrund seiner Schleusenfunktion eine besondere Bedeutung zu: Die Gasdurchlässigkeit dieser Grenzschicht steuert den Gasaustausch des gesamten Wurzelraumes.
Für Bäume können Belüftungsstörungen dramatische Auswirkungen haben. Es kann angenommen werden, dass aufgrund unzureichender Sauerstoffversorgung und CO2-Entsorgung die Wurzelatmung und damit auch die Wurzelaktivität und das Wurzelwachstum zurückgeht. Das an günstigere Belüftungssituationen angepasste Wurzelwerk passt sich den geänderten Belüftungsverhältnissen an, es wird kleiner. Damit ändert sich das Wurzel-Spross-Verhältnis des Baumes. Der noch an ein größeres Wurzelsystem angepasste oberirdische Teil des Baumes kann nicht mehr optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Im Bereich der Krone wird versucht, durch Ast- und Zweigabgliederungen wieder einen Gleichgewichts zustand herzustellen (vgl. ROLOFF und KLUGMANN 1997). Treten in dieser labilen Phase schadensverstärkende Faktoren (phytophage Insekten, Pilze, Trockenheit) auf, ist eine Regeneration der Bäume aufgrund des unzureichenden Wurzelsystems nur begrenzt oder gar nicht möglich.