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3 Ausdehnung von Wurzeln auf urbanen Standorten

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Aus der forstlichen Literatur sind drei unterschiedliche Wurzelsysteme von Bäumen bekannt (KÖSTLER et al. 1968; BRAUN 1982): Bei ungestörter Entwicklung bilden Tanne, Kiefer und Eiche ein Pfahlwurzelsystem aus, während die meisten einheimischen Baumarten eher ein Herzwurzelsystem entwickeln, so z. B. Lärche, Birke und Hainbuche. Die eher flachstreichenden Wurzeln von Fichte, Esche und Pappel werden in der forstlichen Literatur als Senkerwurzelsystem bezeichnet. Zudem haben die Bodeneigenschaften einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Wurzelsystems, so dass Bäume der gleichen Art auf z. B. Sand- oder Lehmboden unterschiedliche Wurzelsysteme aufbauen (POLOMSKI & KUHN 1998; KUTSCHERA und LICHTENEGGER 2002).

Die Größe des Wurzelbereichs von Bäumen kann somit sehr unterschiedlich sein, und zwar in Abhängigkeit von der Bodenstruktur und der Baumart. Insbesondere auf anthropogen veränderten Stadtstandorten, die im urbanen Bereich nahezu überall vorliegen, kann die Lage und Stärke der Wurzeln oftmals stark variieren. Auf den meisten Stadtstandorten können sich Wurzeln nicht ungestört entwickeln, sondern unterliegen aufgrund veränderter Bodenstrukturen, z. B. eingebrachtem Bauschutt oder sehr stark verdichteten Böden unter Fahrbahnen, z. T. erheblichen Einschränkungen. Aus diesem Grund sind häufig unmittelbar neben dem Baum nur in geringem Umfang Wurzeln zu finden, obwohl sich nach dem forstlichen Wurzelmodell hier ein umfangreiches Wurzelwerk ausgebildet haben müsste (Abbildung 3). Somit ist eine Vorhersage des Vorkommens von Wurzeln im urbanen Bereich nahezu unmöglich.

Wurzeln vermögen wasser- und nährstoffreiche Schichten des Bodens aufzusuchen und dadurch das pflanzenverfügbare Wasser und den Nährstoffvorrat des zugänglichen Bodenvolumens weitgehend auszunutzen (LYR et al. 1992). Aufgrund dieser Fähigkeit können sich die Wurzeln von Stadtbäumen gezielt in die Bodenbereiche hinein entwickeln, die ihnen ausreichend Wasser und Nährstoffe zur Verfügung stellen. Grobporige und damit sauerstoffreiche Bodenschichten wie sie beim Verfüllen von Leitungsgräben oder im Bereich von Fuß- und Radwegen verwendet werden, sind für Bäume auf eingeengten Standorten besonders interessant (LÖSKEN 1999; SCHRÖDER 2001; REICHWEIN 2002; HEIDGER 2004). Eine konzentrische Ausbildung des Wurzelwerkes in alle Richtungen ist somit auf urbanen Standorten relativ unwahrscheinlich. Werden in unmittelbarer Nähe von Bäumen Leitungen verlegt, können sich die Baumwurzeln nachfolgend stark im Bereich dieser Leitungstrassen ausbreiten und dabei z. T. erhebliche Schäden an den Leitungen verursachen (RIDGERS et al. 2004, BENNERSCHEIDT & SCHMIEDENER 2004).

Abbildung 3: Häufig finden sich unmittelbar neben dem Baum keine Wurzeln

Untersuchungen von ca. 3.000 Praxisfällen, bei denen Wurzeln von Bäumen Gebäude bzw. Leitungen beschädigt haben, zeigen auf, dass sich der überwiegende Teil der Wurzeln im unmittelbaren Wurzelbereich des Baumes befindet (CUTLER & RICHARDSON 1989). Im Extremfall können jedoch manche Baumarten mit ihren Wurzeln größere Entfernungen überwinden, um sich Wasser und Nährstoffe verfügbar zu machen. Hierbei sind besonders die Pioniergehölze Pappel und Weide zu erwähnen mit 30 bzw. 40 m maximaler Wurzellänge sowie Eiche (30 m), Ulme (25 m), Rosskastanie (23 m), Esche (21 m) und Linde (20 m). Hieraus ergibt sich, dass man mitunter auch weit außer halb des Wurzelbereiches nach DIN 18 920 einzelne starke Wurzeln oder sogar ein umfangreiches Wurzelwerk auffinden kann (Abbildung 4).

Abbildung 4: Vereinzelt kommen Starkwurzeln auch außerhalb des Kronenbereiches vor

Jahrbuch der Baumpflege 2021

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