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DEM GOTTESDIENST IST NICHTS VORZUZIEHEN (AUS DER REGEL DES HL. BENEDIKT)

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Als wir mit der Notfallseelsorge angefangen haben, gab es viele KollegInnen in den Kirchen (d.h. in evang. Landeskirchen und in kath. Diözesen), die diese Neuentwicklung skeptisch betrachteten. Sie fragten z.B.: „Ist es sinnvoll, sich in jeglicher Arbeit für einen NFS-Einsatz unterbrechen zu lassen?“ oder „Was soll ich tun, wenn ich gerade einen Gottesdienst oder eine Schulstunde halte?“ oder „Wird der Schuldirektor Verständnis für mich haben, wenn ich nach einem nächtlichen Einsatz morgens müde und erschöpft zum Unterricht komme?“ oder „Ist es überhaupt sinnvoll, Seelsorge in dieser Form zu organisieren?“ Diese Kolleginnen und Kollegen waren so eingebunden in ihre alltägliche Routine und sie waren so beeindruckt von Autoritäten (Schulrektor), dass sie sich die Frage nach Prioritäten überhaupt nicht stellten. Sie sahen auch nur ihren eigenen Verantwortungsbereich und konnten sich nicht vorstellen, dass es in der Notfallseelsorge darum geht, das „System Kirche“ erreichbar zu machen und nicht die einzelnen Seelsorgerinnen und Seelsorger.

Die Notfallseelsorge stellt hier zwei wichtige Fragen:

1) Gibt es Prioritäten in den vielfältigen Aufgaben der Pfarrerinnen und Pfarrer? Ich meine: Ja! Meine Erfahrung zeigt mir, dass wir mit der Notfallseelsorge in einem sehr wichtigen Bereich arbeiten und dass diese Arbeit nur in einem sehr kurzen Zeitfenster getan werden kann. Für Betroffene macht es einen großen Unterschied, ob ich als Seelsorger „in der Situation“ da war oder irgendwann später. Deshalb ist die Begleitung von Menschen in Not- und Krisensituationen manchmal sogar wichtiger als der Gottesdienst.

2) Können wir als „System Kirche“ erreichbar sein, ohne einzelne SeelsorgerInnen zu überlasten? Bisher wurde diese Erreichbarkeit grundsätzlich über die Residenz- und Präsenzpflicht der PfarrerInnen erreicht. Aber dieses System funktioniert schon lange nicht mehr. Nach meinen Erfahrungen sind die einzelnen Pfarrämter rund um die Uhr mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 30% zu erreichen. Ich denke, dass nicht die einzelne Pfarrei immer erreichbar sein muss, sondern dass das „System Kirche“ jederzeit sicher erreichbar sein muss, um Menschen in Not- und Krisensituationen helfen zu können. Vorbilder für solche Erreichbarkeiten gibt es viele, z.B. in den Notdiensten der Handwerker oder der Ärzte. Hier könnte die Kirche lernen.

Noch eine biblische Anmerkung: als Jesus gefragt wurde, was das richtige Tun sei, sagte er nicht: „Feiere schöne Gottesdienste“ oder „Lehre alle den Katechismus“ oder „Verwalte den Tempel“, sondern er erzählte die Geschichte vom Barmherzigen Samariter und sagte dann: „Gehe hin und mach es genau so!“

Lebendige Seelsorge 4/2015

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