Читать книгу Lebendige Seelsorge 4/2015 - Группа авторов - Страница 22

Оглавление

Gut mit der begrenzten Zeit umgehen

Die Replik von Hanjo von Wietersheim auf Gerhard Dittscheidt

Dass Gerhard Dittscheidt die Theologievergessenheit in Teilen der Seelsorge und der Institution Kirche thematisiert, kann ich verstehen. Als Seelsorgerinnen und Seelsorger brauchen wir die Rückbindung an unser Glaubensfundament. Und eine sinnvolle Theologie wird immer darauf abzielen, den Glauben verständlich zu machen, Menschen zum Glauben zu führen und Menschen im Glauben zu bestärken.

Ich sehe aber auch die derzeitige Not vieler Seelsorgerinnen und Seelsorger, die ich durchaus teile: wir kommen mit unserer Zeit nicht aus. Wir müssen uns ständig entscheiden, was wir tun und was wir lassen. Und je nach persönlicher Neigung oder Einsicht gehen wir dann in die eine oder andere Richtung.

Ich bin – wahrscheinlich aufgrund meiner Biographie, aufgrund meiner Fähigkeiten und aufgrund meiner Glaubenserfahrungen – in die Richtung der Notfallseelsorge-Praxis gegangen. In meinem Glauben ist es zentral wichtig, anderen Menschen handfest zu helfen und ihnen in Krisen beizustehen. Dabei gehe ich dann, ähnlich wie Papst Franziskus es fordert, an die Grenzen und auch darüber hinaus.

Wenn Menschen in Not sind, darf die Konfession oder die Religion keine Rolle spielen. Wenn Menschen geholfen werden soll, müssen wir Christen uns mit all denen verpartnern, die ebenfalls ohne Hintergedanken anderen helfen wollen. Wie Dittscheidt es auch schreibt: das Allzu-Offensichtliche muss getan werden.

GENÜGEND THEOLOGISIERUNG

Ich denke, die Kirche hat über Jahrhunderte hinweg genug theologisiert und sich von Menschen in Not entfernt. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, unsere Fähigkeiten und unseren Reichtum für andere einzusetzen. Erst danach werde ich Zeit haben für tiefgreifende theologische Diskussionen, die bestimmt auch wichtig sind.

Anderen mag es anders gehen. Sie brauchen die theologische Auseinandersetzung jetzt, um sich zu vergewissern und um im Glauben zu stehen. Für sie ist vielleicht die Frage nach dem „Warum?“ existentieller und wichtiger als im Augenblick für mich. Und vielleicht werden sie dann in der Lage sein, mir zu helfen, wenn ich nicht mehr weiter komme. Wir alle müssen gut umgehen mit unserer begrenzten Zeit und das tun, was wir am besten können und was wir von Jesus verstehen. Dann werden wir, jede und jeder auf seine / ihre Art, seine Liebe weitertragen.

Lebendige Seelsorge 4/2015

Подняться наверх