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„UBI EPISCOPUS IBI ECCLESIA“ – WO DER BISCHOF IST, DA IST DIE KIRCHE (CYPRIAN VON KARTHAGO, 3. JAHRHUNDERT N. CHR.)

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Wir haben uns in der Vergangenheit daran gewöhnt, dass kirchliche Arbeit grundsätzlich von ordinierten oder geweihten Personen getan wird. Der Satz des Heiligen Cyprian wurde nicht nur in seinem positiven Sinne rezipiert, dass der Bischof (oder seine Stellvertreter) immer auch für die ganze Kirche einstehen und für die ganze Kirche Verantwortung haben, sondern auch in seinem negativen Sinne: wenn kirchliche Arbeit nicht von geweihten oder ordinierten Hauptamtlichen gemacht wird, dann ist es keine wirkliche kirchliche Arbeit.

Wir merken, dass die Fülle der Notfallseelsorge-Einsätze nicht mehr alleine von den hauptamtlichen SeelsorgerInnen erledigt werden kann. Besonders deutlich wird dies an den hohen Feiertagen, an denen sowohl die evangelischen als auch die katholischen SeelsorgerInnen eine Vielzahl von Gottesdiensten bewältigen müssen. Die Antworten auf diese Erfahrung sind vielfältig: einige Systeme setzen nach wie vor ausschließlich auf Hauptamtliche. Das hat dann die Folge, dass entweder die Hauptamtlichen immer mehr arbeiten müssen, oder dass eben nicht alle Einsätze wahrgenommen werden können. Beides ist nicht befriedigend. Andere Systeme arbeiten zusätzlich zu den Hauptamtlichen mit Ehrenamtlichen, denen aber die Fähigkeit zum Seelsorger oder zur Seelsorgerin nicht ganz zugetraut wird. Sie sind dann „Mitarbeitende der Notfallseelsorge“, obwohl sie natürlich im Einsatz vollkommen selbstständig und bei weitem nicht nur „mit“ arbeitend tätig sind. Andere Systeme setzen voll auf die Mitarbeit von gut ausgebildeten ehrenamtlichen SeelsorgerInnen, was manchmal aber auch zur Folge hat, dass sich Hauptamtliche aus diesem Bereich zurückziehen.

Ich denke, es geht hier ganz grundsätzlich um die Frage, wie wir uns die künftige Kirche vorstellen. Wie weit wird sie von Hauptamtlichen, wie weit von Ehrenamtlichen geprägt sein? Können wir uns vorstellen, dass Ehrenamtliche gute SeelsorgerInnen sind und die Kirche im Sinn von Jesus Christus gut weiterentwickeln? Inwieweit relativiert die gute Arbeit von nicht-geweihten und nicht-ordinierten Christen den Status und die Arbeit der Ordinierten und Geweihten?

Ich glaube, dass wir auf die Arbeit der Ehrenamtlichen nicht verzichten können und ich plädiere dafür, sie gut auszubilden und zu begleiten und ihnen jegliche Unterstützung zukommen zu lassen. Denn durch ihre Begeisterung, ihren Einsatzwillen und durch ihren Glauben werden sie die Zukunft der Notfallseelsorge und der Kirchen prägen.

Lebendige Seelsorge 4/2015

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